Wipperfürth – Theodor Meuwsen (1839 bis 1916) war Wipperfürths erster Fotograf. Zwischen 1865 und 1900 entstanden tausende von Aufnahmen – von der Stadt, von prägnanten Gebäuden und Straßen und der Bewohner. Ein historischer Schatz, der sich im Glasplattenarchiv erhalten hat. Der Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth (HGV) hat nun einen 38 Seiten starken Wipperfürther Kalender 2023 herausgebracht, der eine Zeitreise in die Stadt zu Zeit des deutschen Kaiserreichs ermöglicht. Zugleich lädt er ein, sich näher mit dem Werk von Meuwsen zu beschäftigen. Viele der zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotos des Kalenders wurden bislang noch nie veröffentlicht.

Viele bislang unveröffentlichte Fotos

Für jeden der zwölf Monate enthält der Kalender drei Blätter, jeweils ergänzt um kurze, informative Texte und zeitgenössische Annoncen. Für den Monat Januar werden unter anderem Wipperfürths älteste fotografische Stadtansichten gezeigt. Es sind Aufnahmen, die den Betrachter zu weiteren Detailstudien geradezu auffordern. Und das geht auch am Computerbildschirm, denn der HGV hat neben der gedruckten Fassung im Format A3 auch eine PDF-Version des Kalenders erstellt.

Im 19. Jahrhundert setzte auch in Wipperfürth die Industrialisierung ein, gerade entlang der Wupper entstanden zahlreiche kleinere Betriebe wie Spinnereien – von Theodor Meuwsen festgehalten und dokumentiert. Ein Besuch im Fotoatelier mit dem Ziel, die Familie zu porträtieren, wurde im Kaiserreich zunehmend populär, zumindest ist bürgerlichen und großbürgerlichen Kreisen. Was dem Betrachter von heute sofort auffällt: Die Männer und Frauen blicken ernst in die Linse des Fotografen. Es sind Porträts, die Würde ausstrahlen. Das „Fotografiert-Werden“ war damals eben noch eine ernste Angelegenheit, und die Menschen gingen mit dem Medium Fotografie völlig anders um. (cor)

Wipperfürther Kalender 2023: Theodor Meuwsens Wipperfürth 1869 bis 1900. Hrsg. vom Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth. Zugleich Jahresgabe für die Mitglieder des Vereins. Preis: 16,80 Euro.