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Siedlerverein Neye wird 75Zusammenhalt ist Bewohnern auch heute noch wichtig

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Die Wipperfürther Neye-Siedlung entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Wipperfürther Neye-Siedlung entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Viele Flüchtlinge landeten Ende des Zweiten Weltkrieges in Wipperfürth, etliche blieben. In der Neye-Siedlung entstand neuer Wohnraum.

Der Name der Siedlung ist ein geflügeltes Wort in der Region. „Fährst Du über die Neye nach Wipperfürth?“, sagt man etwa in Hückeswagen. Die Neye, das ist die Neyesiedlung, die am westlichen Stadtrand Wipperfürths liegt – und die vor 75 Jahren entstanden ist. Das lässt sich deswegen so genau sagen, weil nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele geflüchtete Menschen aus dem damaligen Ostpreußen auch in die Hansestadt gekommen waren, die Wohnraum brauchten. Daher wurde 1949 der Siedlerverein gegründet, wie Frank Herzhoff, heute stellvertretender Vorsitzender des Vereins, erklärt. „Die Grundstücke gehören der Katholischen Kirche, sie wurden per Erbpacht veräußert, dafür musste man sich dann bewerben“, sagt Herzhoff. Es gibt viele dieser Bewerbungsschreiben im Stadtarchiv. „Man hatte teils nur 200 Mark Einkommen, lebte mit der Familie im Durchgangslager am Bahnhof“, so Herzhoff.

Der Sinn des Vereins sei es daher damals auch gewesen, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt unter den neuen Siedlern an der Neye zu fördern – vor allem auch in der Bauphase. Die Siedlung wächst und gedeiht seinerzeit recht schnell. Und hat sich auch zum Selbstversorger-Viertel gemausert, wie der 61-Jährige schmunzelnd erzählt. „Wir hatten die Kirche, den Bäcker, den Metzger, einen Drogerieladen, Maler, Lackierer, Kurzwaren, sogar ein Elektrogeschäft – und natürlich auch die Schule“, zählt Herzhoff auf.

Die Kirche stellt das Bauland in Erbpacht zur Verfügung

Ins Leben gerufen wurde der Siedlerverein damals von Dechant Joseph Mäurer, Pastor Mirke und Stadtdirektor Wilhelm Kaupen. „Die Katholische Kirche hat das Bauland zur Verfügung gestellt, und dann sind bald die ersten fünf Doppelhäuser gebaut worden“, schildert Wolfgang Blechmann, Mitglied im Vorstand des Siedlervereins. Als Verpflichtung ist damals festgelegt worden, dass der Speicher nur als Strohspeicher, der Anbau als Kleintierstall genutzt werden sollen.

Die Grundstücke gehören der Katholischen Kirche, sie wurden per Erbpacht veräußert, dafür musste man sich dann bewerben
Frank Herzhoff, Siedlerverein Neye

Mindestens die Hälfte der damaligen Bauherren sind Geflüchtete. Die Häuser hat man gemeinschaftlich gebaut, jeder hat mitgeholfen. „Und dann wurden die Wohnungen quasi verlost – man wusste also beim Bauen nicht, ob man da auch wohnen würde. Zumindest bei den ersten damals entstandenen Häusern findet man das so in der Chronik“, sagt Blechmann. Dort habe er auch gelesen, dass Materialien und Werkzeuge gemeinschaftlich und für den allgemeinen Gebrauch angeschafft worden seien. „Das war die kostengünstigste und praktischste Methode“, betont Blechmann. Er ist an der Neye geboren worden und seit 40 Jahren im Vorstand. „Meine Kinder wohnen ebenfalls hier – meine Tochter arbeitet nun auch mit im Vorstand. Die heutige Größe der Siedlung entspricht fast der von damals – allerdings ist das Baugebiet am Emma-Horion-Weg dazugekommen und auch das Neubaugebiet Reinshagensbusch mit 48 Grundstücken wird Teil der Neye-Siedlung“, führt Blechmann aus.

Werkzeuge und Geräte können die Vereinsmitglieder noch immer ausleihen

Der Verein von heute ist indes ein anderer als der von 1949. „Wir sind keine Siedler mehr. Wir wohnen ja schon Ewigkeiten hier – wir haben ein Vorstandsmitglied, das genauso alt ist wie der Verein“, sagt Blechmann. Und Herzhoff ergänzt: „Wir wollen uns die Siedlung heute möglichst schön halten, haben etwa Bänke angeschafft und einen Geräteschuppen. Darin sind Werkzeug und Gerät – das können sich die Mitglieder im Siedlerverein ausleihen.“

Vom Status einer Selbstversorger-Siedlung ist man heute zwar weit entfernt, aber das ist heute auch nicht mehr entscheidend dafür, wie beliebt die Siedlung ist. „Wir sind nah an der Stadt und den Supermärkten, dazu ist die Fahrradtrasse um die Ecke – das alles sind Faktoren, die unsere Siedlung gerade auch bei jungen Familien sehr beliebt machen“, erklärt Wolfgang Blechmann.

Jubiläum wird in der Siedlung groß gefeiert

Und damit die Gemeinschaft auch weiterhin gepflegt wird und wächst, auch bei neu zugezogenen Anwohnerinnen und Anwohnern, wird das 75-jährige Bestehen nun mit einem großen Sommer- und Familienfest auf dem Bolzplatz gefeiert.


Sommerfest zum 75-Jährigen

Der als After-Work-Party bezeichnete Auftakt zum Sommerfest des Siedlervereins Neye findet am kommenden Freitag, 23. August, ab 18 Uhr auf dem Bolzplatz statt. Am Samstag, 24. August, gibt es ab 14 Uhr ein großes Unterhaltungsprogramm mit dem Neye-Express, einer Hüpfburg, einem Auftritt des Tanzcorps Blau-Weiß Neye, Gesang der „Neye Spatzen“, Spaß mit dem Ballonkünstler Elen und dem großen Höhepunkt, dem Konzert der „Sternrocker“ ab 20 Uhr. Am Sonntag, 25. August, gibt es für Interessierte im Stadtarchiv eine Sonderausstellung mit vielen Dokumenten und Chroniken zur „Entstehung der Neyesiedlung“ zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von 14 bis 17 Uhr.