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Ganz ohne AbgaseOvag stellt Oberbergs Busflotte ab Anfang 2025 auf Wasserstoff um

Lesezeit 3 Minuten
Bild eines Wasserstoffbusses an einer Haltestelle

Die ersten Runde durch das Oberbergische drehten die Testbusse im Frühjahr 2023. Erfolgreich, wie die Ovag betont.

Über den Zeitplan und wo die neuen Wasserstoffbusse unterwegs sein werden, informierte Ovag-Chefin Corinna Güllner jetzt die Politik.

Im ersten Quartal 2025 rechnet die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) mit der Auslieferung und Inbetriebnahme der ersten Wasserstoff-Linienbusse. 15 Fahrzeuge seien bestellt, „mit etwas Glück bekommen wir die ersten fünf Busse schon in diesem Jahr zum Weihnachtsfest“, unterrichtete Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner am Mittwochabend den Entwicklungsausschuss des Kreistags. Stationiert werden soll die Wasserstoff-Flotte auf dem Betriebshof in Wipperfürth und von dort aus in den Nordkreis, aber etwa auch in Richtung Lindlar und Gummersbach starten.

Ovag-Gremien sehen gute Gründe für die Stationierung in Wipperfürth

„Dieses Gelände hat die perfekte Größe und bietet eine gute Perspektive für die vollständige Umstellung auf den Wasserstoff-Antrieb“, begründete Güllner die Entscheidung der Ovag-Gremien – Ausschussmitglieder aus dem oberbergischen Süden hatten kritisch angemerkt, dass der Ovag-Stützpunkt in Hämmern nun wirklich nicht zentral im Kreisgebiet liege.

Güllner erinnerte im Ausschuss auch an den rechtlichen Rahmen. Ihr zufolge bestimmen EU-Regeln, die Deutschland mit dem „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz“ in nationales Recht gegossen hat, dass bis 2030 ein Drittel der neu angeschafften Busse im ÖPNV emissionsfrei laufen müssen. In diesem Frühjahr noch einmal verschärfte Vorgaben aus Brüssel sähen vor, ab 2035 überhaupt nur noch Busse mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb zuzulassen. Die Ovag-Chefin berichtete zudem von erfolgreichen Testfahrten im letzten Jahr. „Unsere Fahrer hatten großen Spaß, die Wasserstoff-Busse kommen gut die oberbergischen Hügel hoch und runter.“

Unsere Fahrer hatten großen Spaß, die Wasserstoff-Busse kommen gut die oberbergischen Hügel hoch und runter.
Corinna Güllner, Ovag-Chefin, über die Testfahrten im Frühjahr 2023

Die bestellten Modelle werden durch einen großen Wasserstoff-Tank auf dem Dach gut erkennbar sein. Vereinfacht erklärt, wird das Gas von dort zu einer Brennstoffzelle geleitet und dort in Strom umgewandelt, der den Bus antreibt. Eine Tankfüllung soll für rund 350 Kilometer auf oberbergischem Asphalt reichen. Stichwort Tanken: Vorübergehend soll eine mobile Tankstelle in Hämmern aufgebaut werden, täglich beliefert von Europas größtem Abfüllzentrum in Oberhausen. „Damit bekommen wir tatsächlich grünen Wasserstoff“, so Güllner.

Stationäre Tankstelle für Wipperfürth soll in Kürze ausgeschrieben werden

Falls die Busse geliefert werden, bevor die Tankstelle einsatzbereit ist, könne man aber auch bei den Verkehrsunternehmen in Wermelskirchen und Wuppertal tanken, so Güllner. Auch das sei ein Argument für Wipperfürth gewesen. Eine stationäre Tanke werde in den kommenden Wochen ausgeschrieben und soll 2026 nach Wipperfürth kommen.

Die Ovag-Chefin betonte indes auch, dass die Umstellung einiges Geld kostet. Die Mehrkosten des Wasserstoffbusses gegenüber dem emissionsarmen Diesel-Modell bezifferte sie auf bis zu 33 Prozent. Der Bund schießt über vier Millionen Euro zur Beschaffung der 15 Busse zu, hat sein Förderprogramm aber inzwischen eingestellt.

Für die stationäre Tankstelle hofft die Ovag auf Fördergeld vom Land, bis zu 90 Prozent sind hier im Gespräch. Allerdings: „Wie die Mehrkosten bei den künftigen Umstellungsschritten getragen werden, ist noch fraglich“, stellte Güllner im Ausschuss klar.