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Nur an SchultagenDas ist die einsamste Bushaltestelle im Oberbergischen

Lesezeit 3 Minuten
Eine mit Graffiti versehene Bushaltestelle steht mitten im Nirgendwo, drumherum nur Felder und weite Landschaften. Ein Haltestellenschild steht aus Sicht des Betrachtenden rechts von der Haltestelle. Links von der Haltestelle steht ein Mülleimer.

Die wahrscheinlich am weitesten abgelegene Bushaltestelle in der Region rund um Köln.

Abgelegener könnte es kaum sein, auch die Anzahl der täglichen Busse ist überschaubar. An Komfort und Ausblick mangelt es aber nicht.

Wer hier strandet, kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar nur schwerlich weg, hat es aber recht bequem, fast schon gemütlich. Auch der Ausblick über weite Felder, Wiesen und noch mehr Felder lädt dazu ein, die Gedanken schweifen zu lassen. Hat man sich daran sattgesehen und die letzte Stulle verdrückt, ist es dann aber doch angenehm, noch Handyakku für den Taxiruf übrigzuhaben.

Denn: Auch jemanden nach dem Weg oder einem Anruf zu fragen, stellt sich hier als Herausforderung dar.

Der Autor der „Einsamste Bushaltestelle“-Reihe war sich sicher, dass der einsamste Halt des Kreises Euskirchen mit dem Oberbergischen Pendant in puncto Abgeschiedenheit hätte mithalten können. Weit gefehlt. Einsamer geht es in der Region rund um Köln wohl nicht. Wir haben uns vor Ort umgeschaut.

Wipperfürth: Ovag-Haltestelle wird zweimal angefahren – aber nur an Schultagen

Wie uns Danijel Tadic, Leitung Marketing und Betrieb bei der Ovag, wissen lässt, ist die Lage „landschaftlich sehr schön, wodurch der Bereich um die Haltestelle herum auch gerne für die Naherholung oder von Wanderern, bzw. Radfahrern genutzt wird“. Immerhin zweimal täglich kommt man per Linienbus 337 hierhin und wieder zurück – wenn auch nur an Schultagen. Am Wochenende, das man in der Regel wohl eher für Wander- oder Fahrradausflüge anvisiert, verkehrt hier nichts.

Eine mit Graffiti versehene Bushaltestelle steht mitten im Nirgendwo, drumherum nur Felder und weite Landschaften. Ein Haltestellenschild steht aus Sicht des Betrachtenden rechts von der Haltestelle. Links von der Haltestelle steht ein Mülleimer.

Immerhin zweimal täglich kommt man per Linienbus 337 hierhin und wieder zurück.

Die Bushaltestelle „Ahlhausen“ in Wipperfürth wurde mit viel Graffiti versehen, an einer Sitzmöglichkeit mangelt es. Dafür findet man gegenüber der Haltestelle und nur wenige Meter entfernt, Holzbänke, Stühle, sogar Tische. Diese stehen auf einer kleinen, runden „Wiesenoase“, die eine Art Kreisverkehr zwischen den wenig befahrenen Straßen formt. Ein einzelner Baum bietet je nach Tageszeit Schutz vor UV-Strahlung, nicht aber vor Regen.

Man erwischt sich bei dem Gedanken, ob der zur Haltestelle gehörende Mülleimer wirklich regelmäßig geleert wird. Oder ob es sich lohnt, den Mülleimer hier regelmäßig zu leeren. Doch im Vergleich zur einsamsten Haltestelle im Rhein-Erft-Kreis, die nur aus einem Schild plus Fahrplan besteht und an einer Laterne befestigt ist, hat man hier mit Überdachung und nahegelegenen Sitzmöbeln im Vergleich doch weit mehr Komfort.

Haltestelle in Wipperfürth wird von Busliebhabern für Fotos genutzt

Die Linie 337 startet am Wipperfürther Busbahnhof, benötigt vierzig Minuten, bis sie in Ahlhausen ankommt. Im Vergleich zu anderen Haltestellen im Oberbergischen Kreis hat Ahlhausen steigen nur wenige Fahrgäste ein und aus, wie uns Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner auf Anfrage mitteilte.

Um 7.11 Uhr und 14.14 Uhr erscheint in der Ferne ein Bus. Allerdings nicht in Schulferien, nicht an Feiertagen, nicht am Wochenende. Durch Wipperfürth bewegen sich Linientaxen an Feiertagen, doch Ahlhausen wird von den Wagen mit acht Sitzplätzen nicht angesteuert. Wie der Busfahrplan verrät, geht es von der Haltestelle „Hasenburg Abzweigung“ direkt nach „Großhöhfeld“ – die Stationen Ahlhausen, Bruch und Müllensiepen bleiben außen vor.

Doch diese Abgeschiedenheit bietet auch ungeahnte Vorteile: Laut der Ovag nutzen Bus-Fans die „menschenleere“ und landschaftlich schön gelegene Haltestelle, um Busse zu fotografieren. Busse könnten hier für optimale Bilder beliebig manövriert werden. Ein Ergebnis dessen zeigt das folgende Bild des Ovag-Mitarbeiters Armin Wagener.

Bus-Liebhaber nutzen die „menschenleere“ und landschaftlich schön gelegene Haltestelle Ahlhausen , um Busse fotografisch in Szene zu setzen. Hier ein MAN-Bus, Baujahr 1988 (Privatbesitz).

Bus-Liebhaber nutzen die menschenleere und landschaftlich schön gelegene Haltestelle Ahlhausen, um Busse fotografisch in Szene zu setzen. Hier ein MAN-Bus, Baujahr 1988 (Privatbesitz).

Ja, abgelegener könnte eine Haltestelle kaum liegen. Verpasst man einen der zwei täglichen Busse, steht man mitunter buchstäblich allein im Regen. Doch bieten nur die wenigsten Stationen einen solchen Ausblick – Sitzgelegenheiten inklusive.