Das alte Wupperwehr in Wipperfürth soll geschliffen werden. Doch für den Hochwasserschutz bringt das weniger ein als erhofft.
Neue StudieSchleifen des Wehrs in der Wipperfürther Innenstadt bringt weniger als erhofft
Starkregen, Hochwasser und Überschwemmungen werden künftig sehr viel häufiger vorkommen – da sind sich alle Experten einig. Doch was kann man in Wipperfürth tun, um zu verhindern, dass nach jedem Hochwasser die halbe Innenstadt überflutet wird? Die Stadt Wipperfürth und der Wupperverband planen, die Staustufe am gut 100 Jahre alten Radium-Wehr zu schleifen und das Wupperwehr zumindest teilweise zurückzubauen.
Im Bauausschuss stellten Christina Mai und Dr. Marlene Liebeskind vom Wupperverband eine Machbarkeitsstudie mit aktuellen Berechnungen vor. Das erste, ernüchternde Erkenntnis: Bei einem verheerenden Hochwasser wie im Sommer 2021, als in Höhe Radium pro Sekunde rund 109 Kubikmeter Wasser abflossen, gäbe es weiterhin massive Überschwemmungen. „Die Wupper ist einfach ein bisschen zu eng“, erklärte Liebeskind.
Bei Hochwasserereignissen, die zwischen einem „HQ extrem“ und einem „HQ 100“— sie kommen nach bisheriger Statistik einmal in 1000 beziehungsweise 100 Jahren vor— hätte das Schleifen des Wehrs dagegen spürbare Auswirkungen. „Der Wasserstand läge am Wehr dann rund einen Meter tiefer“, so Mai auf Nachfrage unserer Zeitung. Was in der Präsentation nicht erwähnt wurde: Die Schwelle, über die die Wupper herunter rauscht, soll praktisch komplett verschwinden.
Der Gaulbach wird kaum entlastet
Mehr Platz im Wupperbett sollte auch den in die Wupper mündenden Gaulbach entlasten. Bei Hochwasser staut sich der Bach zurück und sorgt dann ebenfalls für Überschwemmungen. Das Hauptproblem des Gaulbachs sind laut Studie aber die zu engen Bachdurchlässe in der Innenstadt, etwa unter der Lüdenscheider Straße. Solange diese Durchlässe in Privathäusern liegen, kann die Stadt wenig machen. Armin Kusche, Leiter Stadtentwässerung, setzt darauf, dass man beim Umbau des Busbahnhofs Engstellen beseitigen könne.
Bislang ging die Stadt davon aus, das Wehr 2024 zu schleifen. Doch vor 2025 wird nichts daraus. Das Zusammenstellen der Unterlagen und die Beteiligung der Denkmalbehörden, der Feuerwehr und der Firma Radium — die am Wehr Wasser entnehmen darf — hat länger gedauert als gedacht. Vor einer Umsetzung muss erst einmal eine Detailplanung samt Kostenberechnung erstellt werden, die dann als Grundlage für einen Förderantrag dienen.
Die Kosten werden voraussichtlich zwischen 500 000 und 1 Million Euro liegen. Die Stadt muss voraussichtlich 30 Prozent davon selbst aufbringen. Die Mitglieder des Bauausschusses reagierten enttäuscht auf die Studie. „Das bringt kaum Verbesserungen“, sagte Heribert Berster (CDU).