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Keine Einigung in SichtWipperfürther Tagesmütter kämpfen für bessere Bedingungen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine Frau und fünf Kinder, die sich an den Händen halten.

Bis zu fünf Kinder darf eine Tagespflegeperson gleichzeitig betreuen

Für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem bei Krankheit und Urlaub, kämpfen die Wipperfürther Tagesmütter. Eine Einigung scheint nicht in Sicht.

Acht Tagesmütter und eine Springerin aus dem Märkischen Kreis arbeiten zur Zeit in Wipperfürth und betreuen Kleinkinder – darunter auch solche, die in einem Kindergarten keinen Platz gefunden haben. Doch im Sommer hört eine langjährige Tagesmutter auf, Ersatz ist aktuell nicht in Sicht.

„Im Jahr 2016 waren wir in Wipperfürth noch 14 Tagesmütter, zu Hochzeiten noch mehr“, sagt Yvonne Berghaus aus Kupferberg. Aus ihrer Sicht – und mehrere ihrer Kolleginnen sehen das genau so – sind die Arbeitsbedingungen maßgeblich Schuld daran, dass der Beruf an Attraktivität verloren hat.

Maximal fünf Krankheitstage am Stück

Aktuell sind es vor allem zwei Punkte, die die Frauen gerne ändern wollen. Die Regelungen im Krankheitsfall und für Urlaub. Aktuell gilt in Wipperfürth folgende Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall: Einen einzelnen Tag darf man immer krank werden, pro Jahr aber nicht mehr als einmalig fünf Krankentage am Stück.

Die Krankenzusatzversicherung, die einige Tagesmütter haben, zahlt ab dem 15. Tag zwar Krankentagegeld, doch die Versicherungen nehmen nur Tagesmütter bis 45 Jahre auf. Die Folge: Erkrankt eine Tagesmutter längerfristig, muss sie entweder ihre Reserven aufbrauchen oder Urlaub nehmen. „Wir haben um bis zu 15 bezahlte Krankheitstage gebeten, damit die Lücke bis zur Zahlung der Zusatzversicherung greift – wer eine abgeschlossen hat“, sagt Berghaus.

Wunsch nach mehr Flexibilität beim Urlaub

Und da beginnt, aus Sicht der Betroffenen, das zweite Problem: 25 Tage Urlaub gesteht das Wipperfürther Jugendamt den Tagesmüttern zu. Diese 25 Tage müssen sie aber schon zum Jahresbeginn komplett eingereicht haben. „Das Jugendamt argumentiert, dass eine andere Lösung den Eltern nicht zumutbar sei“, sagt Berghaus. „Wir möchten gerne fünf Urlaubstage als flexible Reserve nutzen können.“

Seit 2021 laufen Verhandlungen zwischen den Tagesmüttern auf der einen Seite und dem Wipperfürther Jugendamt auf der anderen Seite. Doch diese Verhandlungen treten auf der Stelle. Marius Marondel ist Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales der Hansestadt Wipperfürth. Der Wunsch der Tagesmütter seien bis zu 20 bezahlte Krankheitstage, „wir haben sieben Tage als Kompromiss geboten“, sagt Marondel. Man sei weiter im Gespräch und warte auf eine abschließende Rückmeldung der Tagesmütter.

Die Politik wird falsch informiert
Vorwurf der Wipperfürther Tagesmütter

Deren Konditionen sind ein Dauerthema im Jugendhilfeausschuss. Zum Vergleich: Im Bereich des Kreisjugendamts bekommen Tagespflegepersonen bis zu 14 Krankheitstage bezahlt. Im Januar und noch einmal im März erstattete die damalige Jugendamtsleiterin Sarah Hedfeld Bericht – sie ist mittlerweile Fachbereichsleiterin in Gummersbach. Den Ausschussmitgliedern erklärte sie unter anderem, dass zum Beispiel in Radevormwald die Bedingungen für Tagesmütter schlechter seien als in Wipperfürth. „Wir haben das recherchiert, das stimmt einfach nicht“, ärgern sich mehrere Tagesmütter im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Politik werde falsch informiert.

Aus Sicht der Wipperfürther Tagesmütter hinkt es auch bei der Bezahlung. Abzüglich einer Sachkostenpauschale für Essen, Heizung und die Bereitstellung der eigenen Räume erhalten die Tagesmütter in Wipperfürth anfangs 3,20 Euro pro Kind und Stunde, nach mehreren Jahren steigt dieser Betrag leicht an.

Bis zu fünf Kinder darf eine Tagespflegeperson maximal gleichzeitig betreuen, in der Praxis sind es aber weniger. Und längst nicht alle Kinder bleiben an fünf vollen Tagen. Im Schnitt komme sie auf vielleicht drei Kinder gleichzeitig, so Berghaus. Der Verdienst liege somit unterhalb des Mindestlohns. Der liegt aktuell bei 12,41 Euro pro Stunde. Seit 2016 habe es keine Erhöhung gegeben, und auch die Sachkostenpauschale reiche vorne und hinten nicht aus. „Lebensmittel und Energie sind schließlich viel teurer geworden“, beklagen die Tagesmütter.