Der 30-jährige Badmintonspieler aus Wipperfürth spricht im Interview über den Traum vom Edelmetall und den Kampf gegen seine Knieverletzung.
InterviewDer Wipperfürther Mark Lamsfuß vertritt Oberberg bei der Olympiade in Paris
Nach einer verkorksten Saison mit viel Verletzungspech ackert das Wipperfelder Badminton-Ass Mark Lamsfuß derzeit in der Reha fleißig für seine Rückkehr auf den Court. Die wichtigste sportliche Mission des Jahres steht nämlich noch aus: Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris wird Lamsfuß das Oberbergische vertreten. Florian Sauer sprach mit dem 30-Jährigen über den langwierigen Kampf gegen die Knieschmerzen, manchen Frust auf der Ersatzbank und den lebendigen Traum vom Edelmetall bei Olympia.
Herr Lamsfuß, haben Sie die Tasche für Paris schon gepackt?
Mark Lamsfuß: Nein (lacht), das wäre noch etwas früh. Der Großteil der Ausrüstung fehlt ja auch noch. Ende Juni haben wir unseren Einkleidungstermin.
Im April mussten Sie das letzte große Turnier, die Europameisterschaft im eigenen Land, absagen, weil das Knie streikte. Was war passiert?
Die Verletzung kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich während zum Beginn der Qualifikationsphase für Olympia. Angefangen haben die Probleme mit einzelnen Stichen im Knie. Im Kernspintomograph haben die Ärzte aber nichts feststellen können. Später gab es dann noch eine Arthroskopie, aber auch die lieferte die Ursache nicht. Bei den German Open Anfang März hat mir das Knie dann kurz, aber ziemlich deutlich signalisiert: Jetzt reicht es!
Wipperfürther setzt auf Ausdauertraining im Wasser
Aktuell absolvieren Sie eine Reha in Saarbrücken. Wie sieht Ihr Tag dort aus?
Anderthalb Stunden nimmt allein die Physiotherapie in Anspruch. Beim Ausdauertraining setze ich aufs Schwimmen, weil das Wasser ja die Belastung vom Knie nimmt. Dazu gibt es Krafttraining und Technikeinheiten mit noch sehr dosierter Bewegung. Wichtig ist auch eine gute, entzündungshemmende Ernährung. Ich möchte jeden Tag einfach das Optimale rausholen, um mir später nicht den Vorwurf machen zu müssen, ich hätte mich nicht gut vorbereitet.
Auch als Ihre Wipperfelder jüngst im Final-Four um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen Dortelweil aufliefen, mussten Sie auf der Bank bleiben. Was machen solche Momente emotional mit Ihnen?
Das tut weh, da bin ich ehrlich. Wenn du siehst, wie deine Mitspieler im Finale Vollgas geben, und du zum Zuschauen verdammt bist, ist das traurig. Denn ich liebe es ja zu spielen, vor allem solche entscheidenden Partien. Ich bin leider nicht besonders geduldig, aber ich muss akzeptieren, dass der Körper noch Zeit braucht. Meinem Kopf das zu vermitteln, ist oft schwierig, aber ich habe da schon Fortschritte gemacht.
Athlet aus Wipperfürth fährt zum dritten Mal zu Olympischen Spielen
Stichwort Fortschritt: Für Olympia sind Sie zusammen mit Marvin Seidel für das Herrendoppel nominiert. Wie optimistisch sind Sie, rechtzeitig wieder fit zu sein?
Ich bin zwar noch nicht wieder voll im Training, aber für Paris bin ich zuversichtlich. Das lasse ich mir nicht nehmen! Das Wichtigste ist, dass ich schmerzfrei bin. Ich spiele jetzt schon so lange Badminton, das Spielerische wird ganz schnell wieder zurückkommen, wenn der Körper mitmacht.
Für Sie sind es die zweiten Olympischen Spiele...
Eigentlich sogar schon die dritten, 2016 in Rio war ich als Sparringspartner mit dabei.
Die meisten Sportler beschreiben eine Olympiateilnahme als den Höhepunkt ihrer Karrieren.
Tatsächlich ist die Olympiade ein unglaubliches Sportevent, es ist die Plattform für den Sport in der Welt. Schon das Gemeinschaftsgefühl im Team Deutschland ist beeindruckend, dazu kommt der Kontakt zu so vielen anderen Athleten. In Tokio gab es 2021 ja viele Einschränkungen wegen Corona. Ich denke diesmal wird vieles wieder offener sein.
Gibt es schon einen Abreisetag?
Am 21. oder 22. Juli soll es losgehen. Von unserem Olympiastützpunkt in Saarbrücken ist es ja gar nicht weit bis Paris. Der Badmintonkader fährt geschlossen mit der Bahn, in knapp zwei Stunden müssten wir dort sein.
Welche sportlichen Chancen rechnen Sie sich denn für die Spiele aus?
Es gibt ja diesen uralten Spruch, dass dabei sein alles ist. Das sehe ich etwas anders. Wo ich antrete, trete ich mit hohen Ambitionen an. Und Olympia bedeutet alles für mich – eine Medaille ist der große Traum meiner Karriere.
Wipperfürther Verein zeigt Badminton auf Top-Niveau
In Paris werden sie gleich mehrere Wipperfelder wiedersehen, es gibt tatsächlich gleich eine ganze Reihe von Olympioniken aus verschiedenen Nationen in Ihrem Verein.
Deshalb finde ich es schade, dass sich das Interesse am Badminton in Oberberg noch recht zögerlich entwickelt. Man muss das einmal so klar sagen: Bei unseren Heimspielen in Wipperfürth bekommen die Leute europäische Top-Athleten zu sehen, die keine Berührungsängste haben, mit denen man quatschen oder sogar ein paar Bälle wechseln kann. Und das für einen ganz kleinen Eintritt. Also alles komplett anders als beim Fußball.
Letzte Frage: Haben Sie eigentlich ein persönliches Ritual, irgendetwas, das vor wichtigen Spielen regelmäßig zum Einsatz kommt?
Ich stelle mir am Abend vorher die ganze Szene schon einmal vor, sehe mich quasi sozusagen selbst spielen. Das funktioniert wirklich sehr gut. Am nächsten Tag werde ich von der Atmosphäre dann nicht erschlagen – es fühlt sich an, als sei ich tatsächlich schon einmal dort gewesen.