Ein Traditionsgeschäft in Wipperfürth verschwindet: Im Geschenkhaus Waldmann beginnt der Ausverkauf, Ende Mai soll Schluss sein. Langjährige Kunden sind entsetzt.
AusverkaufWipperfürther Haushaltswarengeschäft schließt bald

Inhaberin Margret Wittfeld und Ehemann Peter.
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Für ein alteingesessenes Fachgeschäft in der Hansestadt hat bald die letzte Stunde geschlagen. Das Geschenkhaus Waldmann in der Unteren Straße 48 wird Ende Mai schließen. Der Totalausverkauf beginnt am heutigen Donnerstag, 6. März, um 10 Uhr. Zwischen Töpfen, Pfannen, Schüsseln und hochwertigen Küchenmessern ordnen Inhaberin Margret Wittfeld, ihr Ehemann Peter und die langjährigen Mitarbeiterinnen die Ware neu und zeichnen sie aus.
Unterstützt wird der Ausverkauf von Gerhard Schneider, der sich auf Räumungsverkäufe spezialisiert hat. Schneider, ein Betriebswirt aus Andernach, kennt die Haushaltswarenbranche und ihre Probleme. „Die Essgewohnheiten und die Tischkultur haben sich geändert.“ Große Einladungen, bei denen viele Gäste zu einem Essen kommen, seien selten geworden. Für hochwertiges Porzellan gebe es hierzulande kaum noch einen Markt. Dazu komme der Online-Handel, der immer mehr Anteile gewinne.
Die Essgewohnheiten und die Tischkultur haben sich geändert.
Aus Sicht von Peter Wittfeld war die pandemiebedingt erzwungene Geschäftsschließung ein einschneidendes Ereignis. Auch nach Corona habe sich das Geschäft nicht mehr erholt. Margret Wittfeld hat mehr als ihr halbes Berufsleben im Geschenkhaus Waldmann verbracht. Das Geschäft bedeutet ihr sehr viel. „Vor 25 Jahren habe ich als Angestellte von Heinz Waldmann begonnen. Dann, als er in Rente ging, habe ich das Geschäft auf seine Bitte hin zum 1. Oktober 2012 übernommen.“
Das Geschenkhaus Waldmann habe viele treue Stammkunden, nicht nur aus Wipperfürth, sondern auch aus Halver, Kierspe, Meinerzhagen und sogar Lüdenscheid, berichtet die Wipperfürther Geschäftsfrau. Oft seien es ältere Frauen, die keinen Computer besitzen und über keinen Internetzugang verfügen. „Manche kommen mit Tränen in den Augen und sind regelrecht verzweifelt“, sagt Margret Wittfeld. „Wo soll ich denn denn jetzt meine Geschenke her bekommen, und woher kriege ich eine Dichtung für den Dampfkochtopf? “ – solche Fragen bekomme sie jetzt öfters zu hören.
Der Ausverkauf in dem Traditionsgeschäft dürfte in den kommenden Tagen und Wochen nochmals viele Kunden anlocken, denn versprochen werden mindestens 20 Prozent Rabatt. „Wir werden unterstützt von unseren Stammlieferanten, die uns Waren zu Sonderpreisen liefern“, sagt Gerhard Schneider.
Ist Ende Mai dann alles vorbei und das Geschäft abgewickelt, wollen die Wittfelds erst einmal durchschnaufen. Doch auch wenn sie dann in Rente geht – nur noch zuhause zu sitzen, dass kann sich Margret Wittfeld nicht vorstelle. „Ich würde gerne noch zwei bis drei Tage die Woche in einem Geschäft arbeiten. “
Zukunftsfähige Innenstädte Die Hansestadt Wipperfürth nimmt teil am Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren NRW“. In den vergangenen Jahren wurden damit schon viele Ladenlokale neu vermietet. Das Programm richtet sich an die Vermieter von Ladenlokalen in der Innenstadt (bis 300 qm), die einen neuen Mieter suchen. Der Vermieter muss die zuletzt erzielte Kaltmiete um 30 Prozent reduzieren.
Die Stadt kann dann die Miete um weitere 40 Prozent herabsetzen und das Ladenlokal ihrerseits für 30 Prozent der bisherigen Miete an den neuen Geschäftsinhaber untervermieten kann – maximal für einen Zeitraum von zwei Jahren. Nach Ablauf dieser Zeit sollen sich Eigentümer und Untervermieter über eine neuen Mietvertrag einigen. 60 Prozent der Förderung übernimmt das Land, 40 Prozent die Stadt. Sie ist befristet bis zum 31. Dezember 2026. Weitere Infos unter lars.schreckegast@wipperfuerth.de (0 22 67) 64 202.