Vier angehende Erzieher haben in der städtischen Kita in Marienhagen ein pädagogisches Abenteuerland eingerichtet.
PädagogikWiehler Kita hat einen eigenen Raum für die Fantasie
Liam Norgall macht es spannend: „Wir haben das Zimmer komplett auf links gedreht. Es ist nun ein Rollenspielraum, in dem die Kinder ihre Fantasie fliegen lassen können – und sich in alle möglichen Rollen begeben, die sie nur wollen.“ Und dann öffnet sich die Tür.
Der Raum ist liebevoll eingerichtet, ein Zelt steht darin, die Zimmerdecke ist abgehängt mit einem blauen Baldachin, blau wie der Himmel oder das Meer. Herzstück ist ein großes Regal mit Schubladen. Darin sind Verkleidungsutensilien verstaut. Natürlich sind die Klassikerkostüme dabei für Feuerwehrleute, Polizistinnen und Cowboys. Die Kinder können sich in Tiere oder Bauarbeiter verwandeln. Aber auch eher märchenhafte Ausrüstung wie „Feenstaub“ ist zu finden. Spiegel an der Wand helfen beim perfekten Kostümieren. Die Ausstattung soll die Fantasie anregen und gleichzeitig geschützte Wohlfühlatmosphäre bieten.
Kreative Azubis aus Dieringhausen
Der „Raum der vielen Möglichkeiten“ gehört zur städtischen Kita in Wiehl-Marienhagen und war zuvor ein kaum genutzter Nebenraum der „Raben-Gruppe“. Das besondere Zimmer wurde im Rahmen eines Azubi-Projekts konzipiert. Im Rahmen der praxisintegrierten Erzieherausbildung am Berufskolleg Dieringhausen haben Ivonne Kulecki-Bongartz, Laura Wessalowski, Cendrik Rudolph und Liam Norgall das Projekt gemeinsam realisiert.
Ivonne Kulecki-Bongartz erläutert: „Wir müssen im Rahmen unserer Ausbildung mehrere Projekte absolvieren. Das größte davon ist dieses, das nun zum Abschluss kommt.“ Zusammen mit ihren drei Kollegen war sie sechs Wochen lang zu Gast in der städtischen Bewegungs-Kita Marienhagen, wo 110 Kindern in fünf Gruppen betreut werden.
Im neuen Spielzimmer laden unterschiedliche Bereiche die Kinder ein, in neue Rollen zu schlüpfen. So ist eine Wand mit Häusern und Bäumen bemalt, um Lebensnähe in den Raum zu holen. Eine Küche macht aus kleinen Köchen große Gastgeber. Ein gemütliches Zelt kann ein Schloss oder eine Rakete darstellen. Das Mobiliar kann so verändert werden, dass die Bewegung nicht zu kurz kommt – passend zur „Bewegungskita Marienhagen“ des Landessportbunds Nordrhein-Westfalen.
Wiehler Projekt nach italienischem Vorbild
Wenn man die Kinder beobachtet, wie sie sich langsam in den Raum vortasten, wird deutlich, welche anregende Bedeutung dieses Angebot für sie noch haben wird. Der Raum wurde nach den Vorgaben der „Reggio-Pädagogik“ gestaltet. Der Begriff geht auf die Konzeption der kommunalen Kindertagesstätten in der italienischen Stadt Reggio nell'Emilia zurück: Die Erziehenden sollen mit den Stärken und nicht gegen die Schwächen der Kinder arbeiten. Das kompetente Kind soll seine Entwicklung selbst aktiv voranbringen und die Welt eigenständig erforschen, die pädagogische Fachkraft ist nur Begleiter des Lernprozesses.
„Das Konzept“, sagt Ivonne Kulecki-Bongartz, „dreht sich darum, dass Kinder durch Spielen lernen. Die Herausforderung war nun, das in eine Bewegungs-Kita einzupassen.“ Der Förderverein hat das Projekt mit 1300 Euro unterstützt.
Laura Wessalowski führt aus: „Wichtig sind einige Regeln, die hier künftig gelten sollen und die mit den Kindern noch besprochen werden.“ Das Rollenspielzimmer soll kein „Toberaum“ werden, sondern einer, in dem die Kinder in Ruhe in sich hineinhören können. Cendrik Rudolph merkt an: „Deswegen sollen auch nur maximal fünf Kinder gleichzeitig hier sein.“
Aber mehr braucht es ja auch nicht für ein großes Abenteuer.