Wiehler ElektroautoStadt bietet Schnuppertouren im Leihwagen an
- Vor drei Jahren wurde den Wiehler Bürgern ein Elektro-Leihwagen zur Verfügung gestellt.
- Doch nur wenige Bürger nehmen das Auto in Anspruch.
- Mit einem Online-Erklärvideo und Schnuppertouren möchte die Stadt das jetzt ändern.
Wiehl – Das kleine Auto hat noch nicht viel von der Welt gesehen. Das Fahrtenbuch dokumentiert, dass die etwas mehr als 6000 Kilometer, die der Renault Zoe auf dem Tacho hat, seit der Inbetriebnahme vor drei Jahren nahezu ausschließlich im Wiehler Stadtgebiet zurückgelegt wurden. Kein Wunder, tagsüber wird der Wagen als Dienstwagen der Stadtverwaltung genutzt. Und das Angebot an jedermann, das Auto nach Feierabend oder am Wochenende auszuleihen, nehmen nur wenige Bürgern in Anspruch. Kaum 20 Wiehler haben sich bisher registrieren lassen.
Das soll sich ändern, darum hat die Stadtverwaltung jetzt sogar ein Video mit dem Titel „Die Nutzung des städtischen E-Autos“ produziert und auf You-Tube ins Internet gestellt. Die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Corinna Kawczyk erklärt darin leicht verständlich, wie die Ausleihe funktioniert.
Fahrstolz statt Flugscham
Das Hantieren mit Schlüsselkarte und Stromkabel ist etwas umständlich, aber kein Hexenwerk. Und wenn man erst einmal drin sitzt und losfährt, wird man durch die unkomplizierte Handhabung des Elektroautos mehr als entschädigt.
Fahrstolz statt Flugscham: Mit dem Gefühl, etwas Gutes für die Umwelt zu tun, fährt man auf der Testfahrt auch mal einen Umweg. Warum nicht noch einen Schlenker über Dieringhausen und Marienhagen machen, bevor es gen Morsbach gehen soll? Die Aufschrift „Emissionen? Nein, Tanke“ auf der Heckscheibe erinnert bei jedem Blick in den Rückspiegel, dass der Wagen mit 100 Prozent Ökostrom angetrieben wird, und der ist auch noch gratis. Noch ökologischer wäre nur noch das Fahrrad.
Probefahrt nach Rom
Unsere Probefahrt führt bis nach Rom, allerdings nicht in das italienische, sondern das Morsbacher. Bei defensiver Fahrweise soll der Wagen eine Reichweite von 250 Kilometern haben. Nach unserer Spritztour von etwa 80 Kilometern Länge und zwei Stunden Dauer haben wir ein Drittel der Batterieladung verbraucht, drei Stunden Ladezeit sind nun fällig.
Das Angebot der Stadt Wiehl richtet sich an denjenigen, der „schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, sich ein E-Auto zu kaufen oder zu leihen, aber sich nicht sicher war, ob er denn mit einem solchen Auto überhaupt zurechtkommt“, teilt die Verwaltung mit. Es ist eher ein Testwagen als ein alltagstaugliches Mobilitätsangebot, dafür sind die zeitlichen Einschränkungen zu groß und der Preis zu hoch (siehe Kasten).
Angebot nicht gut angenommen
Aus diesem Grund haben die anderen beiden oberbergischen Elektropioniere, die OVAG und die Gemeinde Engelskirchen, ihre Leasingverträge mit dem bayerischen Unternehmen „E-Wald“ auch wieder gekündigt. Der Engelskirchener Fachbereichsleiter Laszlo Kotnyek berichtet: „Das Angebot wurde nicht so gut angenommen.“
Die Hoffnung, dass sich die hohen Leasingraten über Einnahmen aus der Bürgernutzung verringern lassen, habe sich nicht erfüllt. Die Gemeinde least ihre E-Autos jetzt nur noch für den Dienstgebrauch, erwägt aber die Einführung eines neuen Carsharing-Projekts.
So funktioniert’s
Wer das E-Auto ausleihen möchte, muss sich zunächst gegen eine einmalige Gebühr von 10 Euro auf dem Internetportal www.e-wald.eu anmelden. In der Kundeninfo der Aggerenergie im Wiehler Rathaus kann man sich anschließend mit Vorlage des Vertrages seine Kundenkarte aushändigen lassen und sich das Fahrzeug für einen bestimmten Zeitraum reservieren.
Ausgeschlossen sind die Zeiten, in denen das E-Auto als Dienstfahrzeug der Stadt genutzt wird, also montags bis donnerstags von 7 bis 18 Uhr und freitags von 7 bis 12.30 Uhr. Die Nutzung kostet 7,99 Euro in der Stunde oder 52 Euro für einen ganzen Tag. Ort für Abfahrt und Rückgabe ist die Ladestation im Innenhof des Rathauses. (tie)
Lorenz Schagemann von der Firma E-Wald glaubt, dass das Angebot nur bekannter sein müsste: „Es fehlt meist am Stadtmarketing. Anderenorts läuft das Angebot brutal gut.“ Dort gewährleiste zudem das Sponsoring der örtlichen Sparkasse, dass die Nutzung nicht zu teuer ist.