Trotz kriselnder WirtschaftWiehler Unternehmen Kampf eröffnet neue Montagehalle
Wiehl-Mühlen – Es ist noch nicht einmal zehn Jahre her, dass Gebäude D eröffnet wurde. Die 6400 Quadratmeter große Montagehalle schaffte 2013 erhebliche Kapazitäten – und doch sind diese schon wieder ausgeschöpft. Mit einem Neubau, der in diesen Tagen in Betrieb genommen wird, reagiert die Firma Kampf Schneid- und Wickeltechnik auf einen bemerkenswerten Unternehmenserfolg, der den krisenhaften Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft trotzt.
Für knapp acht Millionen Euro wurde entlang der Bechstraße eine neue 2500 Quadratmeter große Montagehalle errichtet. Daran schließt sich ein Bürogebäude an, das Platz für knapp 60 Mitarbeiter der Entwicklung bietet. Sie können durch ihre Zimmerfenster sehen, wie ihre Kollegen unten in der Halle voluminöse Maschinen zusammensetzen, mit denen die Kunden aus aller Welt bahnförmige Folien verarbeiten.
Beim Rundgang durch die Riesenhalle merkt Kampf-Geschäftsführer Lutz Busch mit einigem Stolz an, dass die Investition in Wiehl mit eigenem Geld finanziert wurde. Der Bau des Wiehler Ingenieurbüros Lang & Stranzenbach ist im Kosten- und Zeitplan geblieben.
„Wir haben für die nächsten 20 Jahre noch genug Platz“
Für den Neubau hat die Firma einen Parkplatz geopfert und im hinteren Bereich des Firmengeländes neue Stellplätze eingerichtet. Große Flächen stehen auf dem Mühlener Firmengelände nun nicht mehr zur Verfügung. Allerdings kann die neue Halle später noch einmal um 30 Meter verlängert werden. Und im alten Gebäudebestand gibt es Ausbaumöglichkeiten. „Wir haben für die nächsten 20 Jahre noch genug Platz“, ist Lutz Busch sicher.
Der stetig gestiegene Platzbedarf hat zwei Gründe. Zum einen setzt die Firma auf Systemlösungen und folgt damit auch der Neuausrichtung des Mutterkonzerns, der Jagenberg Group. Kampf bietet also nicht mehr nur einzelne Schneid- oder Wickelmaschinen an, sondern auch komplette Fertigungslinien einschließlich der Transportlogistik. Und alles ist digital vernetzt. Um so etwas fertig montiert vorzuführen, braucht man Platz.
Wiehl: Ungebrochene Nachfrage nach Hightech-Maschinen von Kampf
Zudem sind die Maschinen immer größer geworden. In den 1990er Jahren dachte man noch, zehn Meter breite Folien wären das Ende der Fahnenstange. Heute sind elf Meter Standard, mehr als zwölf Meter schon möglich. „In der gleichen Zeit kann man damit entsprechend mehr Volumen verarbeiten“, erläutert Lutz Busch. Das Kalkül der Kunden sei, dass sich die Investition von mehreren Millionen Euro in eine Kampf-Maschine schnell rentiert.
Engpässe in den Lieferketten und steigende Energiepreise betreffen natürlich auch das Industrieunternehmen mit Hauptsitz in Wiehl-Mühlen. Doch zugleich gibt es eine ungebrochene Nachfrage nach den Hightech-Maschinen aus Wiehl, die auch hochsensible Materialien schnell, sicher und sauber verarbeiten. Diese Folien dienen nicht der Verpackung von Schokoriegeln, sondern werden in Handy-Touchscreens und Lithium-Ionen-Akkus verbaut. „Das ist ein absolutes Wachstumsfeld“, schwärmt Busch, „da ist noch Musik drin für die nächsten Jahre.“
Geschäftsleitung: Darum hat Kampf so großen Erfolg
Die Geschäftsleitung, zu der seit Juli 2021 auch der Wirtschaftsingenieur Markus Vollmer gehört, führt den Erfolg auf die strategische Entscheidung zurück, sich stets um die technologische Führungsposition zu bemühen. In diesem Zusammenhang ist auch die Übernahme des britischen Konkurrenten Atlas Converting Equipment Ltd. zu sehen. Durch den Zukauf sicherte sich Kampf wichtiges Know-how in Fragen der Automatisierung und Digitalisierung.
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Die Ukrainekrise trifft Kampf nur indirekt: Ein Stahllieferant bezog sein Rohmaterial aus Mariupol. Vom unbedeutenden Russlandgeschäft trennte man sich leichten Herzens schon im April. Dennoch nimmt auch Kampf-Chef Busch die Herausforderung an die Globalisierung ernst. Der Exportanteil der Firma liegt bei 90 Prozent des Umsatzes. China ist mit 50 Prozent der wichtigste Markt. Allein wegen der mangelnden Verfügbarkeit von elektronischen Teilen geht Busch davon aus, dass Kampf den 2021er Rekordumsatz von 158 Millionen Euro in diesem Jahr nicht toppen wird. „Deutschland lebt von der Globalisierung“, betont Busch. „Aber wir müssen versuchen, Abhängigkeiten zu mildern.“