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Seitenwagen-VeteranOberbergs Motorsport-Legende Max Deubel wird am Mittwoch 90 Jahre alt

Lesezeit 4 Minuten
Historisches Foto eines Motorradgespanns

Am 8. Juni 1964 gewannen Max Deubel und sein Beifahrer Emil Hörner auf der Isle of Man zum zweiten Mal die Tourist Trophy.

In den Sechzigerjahren war Motorradrennfahrer Max Deubel sportlich das Maß der Dinge, ihm wurde sogar eine Briefmarke gewidmet. Nun wird der Oberwiehler 90.

Wenn Max Deubel die Augen schließt, dann fährt er auch nach 60 Jahren noch die Kurven, Geraden und engen Passagen der „Tourist Trophy“, dem berühmtesten und schwierigsten Motorradrennen der Welt auf der Isle of Man, in Gedanken nach. Dreimal gewann der vierfache Seitenwagenweltmeister (1961, 1962, 1963, 1964) aus Oberwiehl mit Beifahrer Emil Hörner (1961,1964, 1965) das Rennen auf der britischen Insel, die ihm zu Ehren 1974 eine Briefmarke herausbrachte.

Tourist Trophy bleibt für den Wiehler die größte Herausforderung

„Schon das Aufwärmen für das Rennen war wie ein kleines Studium“, erzählt er, wie er sich die Strecke Meter für Meter erarbeitet habe. Immer wieder habe er von vorne begonnen, um alles genau in seinem Kopf zu speichern, blickt er zurück. „Es sind Dinge, die man nie vergisst.“ Die Tourist Trophy bleibt für ihn die größte Herausforderung, die es im Motorradsport gibt.

Zu sehen sind drei Motorsportler, die sich umarmen.

„Klassentreffen“ im Oktober 2024 beim Sidecar-Festival in der Motorsport Arena Oschersleben: Max Deubel mit Ralph Bonhorst und dem ehemaligen Seitenwagen-Weltmeister Tim Reeves (v.r.).

Am heutigen Mittwoch wird der Gespann-Weltmeister Max Deubel 90 Jahre alt. Im Motorradsport hat er sich ganz zur Ruhe gesetzt und ist seit knapp zehn Jahren auch nicht mehr als Funktionär für die FIM (Fédération Internationale des Motocyclisme), dem oberbersten Verband des Motorradsports, weltweit unterwegs. Durch die Krankheit seiner Frau Iris ist er ans Haus und die Umgebung gebunden. „Ich gehe ins Fitness-Studio und spazieren und treffe mich jeden Morgen mit fünf anderen Männern im Café“, erzählt Max Deubel.

Deubel fühlt sich pudelwohl in Oberwiehl

Mit 90 Jahren ist er der Älteste in der Gruppe, der jüngste Cafégänger ist 79 Jahre alt. Für ihn sei es wichtig, noch ein bisschen unter Menschen zu kommen, erzählt der Jubilar. „Es ist schön, wenn Jung und Alt einen grüßen“, erklärt er die Vorzügen des Dorflebens in Oberwiehl. Um etwas zurückzugeben, hat er zwei Kartons mit Pokalen aus seiner erfolgreichen Zeit an einen Experten gegeben, der diese verkaufen soll.

Den Erlös möchte Max Deubel an die ehrenamtlichen Mitarbeiter des CVJM Oberwiehl weiterleiten. „Ein Teil der Pokale ist schon nach Amerika verkauft worden.“ Doch nicht von allen seinen Auszeichnungen möchte sich Max Deubel trennen, darunter ist der kleine Pokal, der eher wie ein Becher aussieht, und den er 1965 für einen zweiten Platz beim Grand Prix in Belgien bekommen hat.

Wie wenig deutsche Fahrer am Start und wie wenige von ihnen konkurrenzfähig sind.
Max Deubel befürwortet ein Nachwuchsprogramm wie in Italien und Spanien

Besonders stolz ist er auf die Trophäe, die ihm 2015 bei der FIM-Gala im spanischen Jerez de la Frontera verliehen wurde. Als bisher einziger Gespannfahrer wurde er in die Liste der „Road Racing Legends“ aufgenommen . Mit Tochter Tanja war Max Deubel Anfang Oktober in der Motorsport Arena Oschersleben, wo jedes Jahr ein Sidecar Festival stattfindet. Mehr als 200 Teams hatten gemeldet.

Zu sehen sind zwei Motorsportler, die geehrt werden.

Max Deubel (r.) und MotoGP-Fahrer Jorge Lorenzo bei der Legenden-Ehrung 2015 in Spanien

Für Max Deubel war es neben den vielen Rennen, darunter auch zwei WM-Läufe, eine gute Gelegenheit, ehemalige Weggefährten zu treffen. Dazu gehörten Seitenwagen-Weltmeister Tim Reeves und der mehrfache Europameister Ralph Bohnhorst, der heutige Leiter der Rennstrecke in Oschersleben und als nationaler Delegierter in der FIM der Nachfolger von Max Deubel.

Wiehler Veteran verfolgt die Motorradszene nach wie vor

Der Jubilar verfolgt nach wie vor die Motorradszene. Den Weltmeistertitel für das Steinhausen Racing Team aus Bierenbachtal bezeichnet er als „ganz, ganz stark“. Gleichzeitig aber auch als traurige Geschichte, wenn ein Team, das Weltmeister sei, aus finanziellen Gründen darum zittern müsse, in der neuen Saison wieder antreten zu können. Auch wenn der Seitenwagensport spektakulär sei, fehle ihm die Lobby.

Aber auch der Blick auf die anderen Motorradrennklassen stimme ihn nachdenklich, „wenn ich sehe, wie wenig deutsche Fahrer am Start und wie wenige von ihnen konkurrenzfähig sind“. Max Deubel würde sich in Deutschland ähnliche Nachwuchsprogramme wie in Spanien und Italien wünschen. Dass der Seitenwagen-Weltmeister, der einen Platz im Olympia-Museum in Köln hat, nach wie vor zu den erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrern gehört, beweist seine Geburtstagspost. So kam von BMW ein persönliches Schreiben.

Seinen Jubeltag feiert Max Deubel mit seiner Familie, zu der neben dem Sohn und der Tochter sowie deren Ehepartnern auch die fünf Enkel im Alter von 24 bis 13 Jahren gehören, die der ganze Stolz des Jubilars sind. Zudem hat er noch einige andere Gäste eingeladen, die ihn im Motorsport begleitet haben oder mit denen er Kontakt hat.