Leonie Haas fängt außerdem als Torhüterin die Pucks in der Deutschen Frauen-Eishockey-Liga (DFEL).
Penguins22-jährige Oberbergerin hütet das Tor der Wiehler Eishockey-Männer
Was Leonie Haas am liebsten macht, könnte bald auf ihrem linken Oberarm sichtbar werden. „Ich möchte mir eine Torwartmaske tätowieren lassen“, berichtet die 22-Jährige, die zum Goalie-Trio des Männer-Regionalligisten Wiehl Penguins gehört. Doch damit nicht genug: Zusätzlich fängt Haas auch noch Pucks in der Deutschen Frauen-Eishockey-Liga (DFEL) – im Trikot des EC Bergkamen zwischen Dortmund und Hamm.
Im Eishockey ist das möglich: Mehrfachspielrechte sind verbreitet, und auch in der Oberliga der Männer standen schon Frauen im Tor. „Ich möchte bei den Männern so hoch und so lange spielen wie möglich, und bei den Frauen ist mein Ziel die Nationalmannschaft“, sagt Haas, die in Engelskirchen geboren und in Much aufgewachsen ist, und nun in Wiehl wohnt.
Schon mit drei Jahren tapst die Oberbergerin erstmals in Schlittschuhen über das Eis, als Fünfjährige beginnt sie mit dem Eishockey, ein Jahr später rückt sie zwischen die Pfosten. „Als jemand gesucht wurde, hab ich es mal probiert – und es hat richtig Spaß gemacht. Torwart ist eine besondere Position“, erinnert sie sich. Auch Haas erster Trainer Ulrich Hecht ist begeistert und fördert das Talent, die Eltern leisten unermüdlich Fahrdienste. Zum Vorbild wird die ehemalige Wiehler Nachwuchs-Torfrau Lou-Ann Krämer: „Die fand ich so cool!“
Bei einem Torhütercamp lernt Haas als Teenagerin die damalige Nationalkeeperin Jennifer Harß kennen, die sie bei einem Lehrgang des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) wiedertrifft.
Die Leidenschaft wächst und wächst: Haas spielt für ein Frauenteam in Düsseldorf und für das der Kölner Haie, mit dem sie als beste Torhüterin der Saison in die DFEL aufsteigt und ihre ersten beiden Partien in Deutschlands höchster Liga bestreitet. Sie hütet auch das Tor von Männermannschaften aus Troisdorf und Bergisch Gladbach, ehe sie 2023 nach Wiehl zurückkehrt.
Eishockeyspielerin Leonie Haas: „Die Männer schießen deutlich härter“
„Die Männer schießen deutlich härter, auch das Spiel ist schneller. Das Niveau ist einfach höher“, umreißt Haas die Unterschiede zum Frauen-Eishockey, bei dem Körperkontakt weitgehend verboten ist. „Wenn ich mit Bergkamen spiele, ist das immer eine Umstellung. Ich reagiere auf einen Schuss, aber der Puck ist noch nicht da.“ Akzeptanzprobleme in der Männer-Kabine kennt Haas nicht: „Ich bin von klein auf in Wiehl gewesen und komme mit den Jungs super zurecht, da gibt es von mir auch mal einen Spruch zurück“, sagt sie.
Unter der Anleitung von Penguins-Coach Andreas Lupzig, einst als Profi Deutscher Meister mit den Haien, sei sie athletischer geworden, auch die Übungen mit Goaliecoach Tim Weiß brächten sie weiter. Zur Nummer eins bei den Penguins in der vierthöchsten Männer-Spielklasse „fehlt aber noch etwas an Leistung, das ist mir bewusst“, sagt Haas, die in der aktuellen Saison bislang einen Einsatz erhielt. Die nächste Chance könnte sie am morgigen Sonntag (17.15 Uhr) erhalten, wenn Wiehl daheim auf die Bergkamener Männer trifft. Bei den „Bärinnen“ kam Haas dreimal zum Zug, als nächste Aufgaben für den DFEL-Außenseiter warten zwei knifflige Heimspiele gegen die Deutschen Meisterinnen aus Memmingen (7./8. Dezember).
Bei welchem ihrer Klubs die Torfrau das Training absolviert, hängt auch vom geplanten Einsatz am Wochenende ab. In jedem Fall bedeutet die Doppelrolle, dass Haas als Pendlerin zwischen Oberberg und Ruhrgebiet jede Menge Kilometer im Auto sammelt – und das ohne nennenswerte finanzielle Unterstützung: „In Wiehl werden mir zwei Schläger gestellt, in Bergkamen können wir zu reduzierten Preisen Ausrüstung beziehen.“
Zum Glück sei ihr Arbeitgeber, eine Werbetechnik-Firma, kulant, und auch Freund Marco unterstütze sie in ihrer Leidenschaft nach Kräften. „Er motiviert mich, wenn ich mal keine Lust aufs Fitnessstudio habe. Außerdem versteht er, dass ich am Wochenende weniger Zeit habe und wir uns manchmal auch gar nicht sehen“, verrät Haas.
Und noch etwas versteht und toleriert ihr Partner, wie die 22-Jährige mit einem Lachen zugibt: „Als Torhüter hat man eine Macke.“ Sonst würde man sich auch wohl kaum eine Maske auf den Arm tätowieren lassen.