Das „Hütte 51“ in Wildbergerhütte ist eine weitere oberbergische Diskothek, die den Betrieb aufgibt. In Wiehl will man dagegen angehen.
Disko-SterbenOberberger Nächte sind kurz
In Bergneustadt hat kürzlich das „Come In“ dicht gemacht. Das „Hütte 51“ in Wildbergerhütte ist nun ebenfalls Geschichte (siehe Kasten). Das Ründerother „Eventwerk“ ist im Dezember sogar dem Erdboden gleichgemacht worden, um dort ein Höhlenbesucherzentrum errichten zu können. Die Liste der geschlossenen Diskotheken in Oberberg ließe sich noch länger fortsetzen.
Handelt es sich beim Sterben der Dorfdiscos um die unvermeidliche Konsequenz des Wandels der Freizeitgewohnheiten? Oder um den Verlust eines „weichen“ Standortfaktors im Kampf um den Fachkräftenachwuchs? Anders gefragt: Werden immer mehr junge Leute ihre oberbergische Heimat mit hochgeklappten Bürgersteigen in Verbindung bringen? Und nach einem ausschweifenden Studentenleben keine Gedanken an eine dauerhafte Heimkehr verschwenden?
Wiehler Box ist seit bald fünf Jahren dicht
In der Wiehler „Box“ ist bereits im März 2020 im Zuge der Pandemie das Licht ausgedreht worden. Auch dieses Gebäude wird abgerissen. In der Stadt ist der Niedergang des Nachtlebens zum Politikum geworden, seit eine Initiative aus den Reihen der Jungen Union die „Generation Box“ ausgerufen hat. Diese trommelt in den sozialen Medien für eine Ersatzlösung und sammelte mehr als 1600 Unterschriften.
Im November legte Jeremy Kuck, Kreisgeschäftsführer der Jungen Union und Beisitzer im Ortsverband, einen Bürgerantrag vor und forderte, dass die Stadtverwaltung „unverzüglich und umfassend das gesamte Stadtgebiet nach einem geeigneten Standort für eine Diskothek prüft“. Möglichkeiten sieht er an der Eishalle und am Bielsteiner Schulzentrum. Kuck kritisiert, dass die Stadt trotz aller Veränderungen der letzten Jahre den eigentlichen Bedürfnissen der Einwohner nicht gerecht werde. „In dieser Hinsicht scheint ,abwarten und Tee trinken' das Motto der Stadtverwaltung auf Kosten der jungen Generation zu sein.“
Unterstützung bekommen die JU-Diskofreunde seit Anfang an von der Mutterpartei. CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzende Larissa Gebser meinte schon 2021: „Die junge Generation braucht einen Treffpunkt, ein neues Angebot an anderer Stelle.“ Zuletzt thematisiert Gebser das Diskoproblem sogar in ihrer Rede zur Haushaltsplanung: „Die Zukunft unserer Stadt hängt entscheidend davon ab, wie wir heute mit unseren jungen Menschen umgehen. Junge Wiehler sollen doch hier bleiben oder zu gegebener Zeit wieder kommen.“
Initiative im Wiehler Stadtrat
Zur „Box“ fragte Gebser in der Dezembersitzung: „Warum dauert es so fürchterlich lang, Lösungen zu erarbeiten und vor allem: warum wird nicht darüber gesprochen?“ Bürgermeister Ulrich Stücker reagierte noch in der gleichen Sitzung sichtlich genervt. Schon im Haupt- und Finanzausschuss hatte er den Vorwurf der Untätigkeit zurückgewiesen und legte nun ein elfseitiges Papier vor, das die Bemühungen der Stadtverwaltung dokumentiert. Es ist nicht völlig abwegig, dass sich die Stadt in der Gastronomie engagiert. So ist sie Eigentümer sowohl des Waldhotels an der Tropfsteinhöhle als auch der Bahnhofsgaststätte. Als Betreiber würde sie allerdings nicht auftreten wollen und dürfen, schreibt die Verwaltung in ihrer Studie. Ohne einen potenziellen Wirt an der Hand eine Lokalität zu schaffen, sei aber unsinnig.
Der Betrieb der „Box“ wäre wegen der nahen Wohnhäuser heute gar nicht mehr genehmigungsfähig. Das gilt auch für eine ganze Reihe von möglichen Standorten eines Neubaus, welche die Stadt untersucht hat – vom Wiehlpark über Wasserwelt und Eishalle bis zum Oberwiehler Hans-Teich. Der Umbau des Bielsteiner Hallenbads sei allein wegen des Millionenaufwands schon verworfen worden, als man dort eine Kletterhalle einrichten wollte.
Rechtlich realistischer ist die Eröffnung eines „Musikclubs“, der vom Konzept her aber mehr eine Kulturstätte als eine Feierlocation wäre. Oder ein mobiles Angebot wie eine Pop-Up-Zeltdisco oder ein Disco-Truck. Denkbar ist aus Sicht der Stadt auch eine „Silent Disco“, also Kopfhöher-Partys in vorhandenen Räumen. So oder so brauche man zunächst einen Betreiber.
Wie es weitergeht mit dem Wiehler Nachtleben, soll in der nächsten Ratssitzung im März besprochen werden. Bis dahin wird eben im eigenen Keller gefeiert.
Disco in Wildbergerhütte ist geschlossen
Die Disco „Hütte 51“ in Reichshof-Wildbergerhütte ist erst im September gestartet – und schon wieder am Ende. In der Silvesternacht haben die Betreiber ihr Abschiedsfest gegeben. Im vergangenen Jahr hatten sie das frühere „Wildwechsel“ unter dem Namen „Hexagon“ eröffnet und waren nach eigener Darstellung zunächst erfolgreich. „Doch dann kam alles anderes“, heißt es in einer Mitteilung auf Instagram. „Der Ruf war auf einmal kaputt.“
Bei einer Tanzparty im Dezember 2023 war eine größere Zahl von Gästen einem Internettrend gefolgt und hatten zur eigentlich unverfänglichen Musik des Liedes „L'amour toujours“ die Parole „Deutschland den Deutschen“ skandiert. Ein im Internet verbreitetes Video machte den Vorfall bekannt. Eine deutliche Distanzierung der Betreiber verhinderte offenbar nicht, dass der Ruf des „Hexagons“ ruiniert war. Die Gäste blieben weg.
Auch der Neustart unter dem neuen Namen „Hütte 51“ im Sommer lockte keinen neuen Gäste an, beklagen die Betreiber: „Egal welche Mottos, Musikrichtungen, Specials oder Arbeit wir reinsteckten – es war vergebens. Bis zum bitteren Ende haben wir alles versucht – doch leider haben wir keine andere Wahl als endgültig zu schließen.“