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Mit 40-Tonner zum DoktorBPW-Werksarzt versorgt am „DocStop“ kranke Brummifahrer

Lesezeit 3 Minuten

Wer auf Achse ist, bekommt Hilfe: BPW-Werksarzt Dr. med. Dr. Gunnar Heymer (r.) behandelt jetzt auch Lkw-Fahrer, die unterwegs erkranken.

Wiehl – Lkw-Fahrer, die auf ihrer Reise durch Deutschland krank werden, haben jetzt eine weitere Adresse, die sie für Hilfe ansteuern können: die BPW Bergische Achsen in Wiehl. Die BPW ist der Initiative „DocStop“ beigetreten. Werksarzt Dr. Gunnar Heymer steht bereit, um sich der kranken Trucker anzunehmen.

Die Fahrer haben von Berufs wegen größere Probleme als andere Arbeitnehmer, wenn es um ihre medizinische Versorgung geht: Tagsüber sind sie permanent auf Achse und haben selten Gelegenheit, von der Autobahn abzufahren und sich in unbekannter Umgebung einen Arzt zu suchen. Und wenn sie Feierabend haben – egal ob zu Hause oder auf dem Rastplatz– sind die Praxen zu. „Mal eben so zum Arzt gehen, können sie nicht“, sagt Gunnar Heymer.

Genug Lkw-Parkplätze

Die DocStop-Hotline könne nicht den Notruf 112 ersetzen, erklärt der Werksarzt, „aber wir wissen, dass viele Fahrer mit gesundheitlichen Beschwerden einen Arztbesuch auf die lange Bank schieben, weil sie nicht wissen, wo auf ihrer Route eine Praxis liegt.“ Und dann bleibt da noch ein anderes Problem: ihr Lastwagen. Vor welcher Arztpraxis kann man schon einen 40-Tonner parken?

All diese Hemmnisse gibt es bei der BPW nicht: Das Unternehmen hat nicht nur genügend Lkw-Parkplätze sondern mit Dr. Heymer auch einen erfahrenen Werksarzt, der sich seit 30 Jahren nicht nur um die eigene Belegschaft kümmert, sondern immer wieder auch um Fahrer, die das Unternehmen als Lieferanten oder Abholer ansteuern.

Einmal fiel einer tot aus dem Führerhaus

Nach all den Jahren gibt es wenig, was ihm noch nicht untergekommen ist: „Vom Halsschmerzen bis zum Totenschein war alles dabei“, erzählt der 64-Jährige. Einmal sei ihm ein Fahrer schon beim Öffnen der Türe tot aus dem Führerhaus entgegengefallen.

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Über die europaweit einheitliche DocStop-Hotline wird der kranke Fahrer an den nächstgelegenen Mediziner vermittelt, der sich der Initiative angeschlossen hat. Hausbesuche auf der Autobahn macht Heymer nicht. Der Fahrer muss die BPW ansteuern, wo ihn der Werksarzt in seiner Praxis untersuchen und zwecks Diagnose auch an sein EKG-Gerät anschließen kann. Dass viele Fahrer nicht oder nur wenig Deutsch sprechen, sei kein Problem: „In unserer Belegschaft arbeiten Menschen aus mehr als 20 Nationen; irgendjemand, der die Sprache des Fahrers spricht, findet sich immer.“

Patienten fahrfähig halten

Die Krankengeschichte seines durchreisenden Patienten kann Heymer nicht kennen, auch dessen bisherige Medikation nicht. Für Heymer ist wichtig, den Patienten fahrfähig zu halten und wenn es dazu nötig ist, ihm den Rat geben, im nächsten Krankenhaus vorzusprechen – auch wenn das bedeutet, die aktuelle Tour zu unterbrechen.

Um die Kosten der Behandlung muss sich der Fahrer keine Sorgen machen. Wenn er keine Auslandskrankenversicherung hat, kommt der Lkw-Achsenproduzent BPW für alles auf. Der Arztservice für Lkw-Fahrer ist Teil der Wertschätzung, den die BPW ihnen entgegenbringt. Lkw seien immer noch die am häufigsten Verkehrsmittel für den Güterverkehr in Deutschland, heißt es aus dem Unternehmen. 2018 betrug die von ihnen erbrachte Transportleistung auf dem Landweg 72 Prozent.

Aufruf für mehr Einsatz für Lkw-Fahrer

Drohende Versorgungsengpässe durch fehlende Lkw-Fahrer treiben auch die BPW-Führung um: „Es sind vor allem die Lkw-Fahrer, die unsere Wirtschaft buchstäblich in Bewegung halten“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens, Michael Pfeiffer. „Das verdient nicht nur unseren Respekt, sondern auch konkrete Unterstützung der Wirtschaft.“ Zusammen mit dem DocStop-Vorsitzenden Joachim Fehrenkötter, der zur Eröffnung des neuen Stützpunkts in Wiehl war, ruft Pfeiffer andere Unternehmen auf, mehr für das Wohlergehen der Lkw-Fahrer zu tun.