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InterviewOberwiehler CVJM-Vorsitzende will Vereinsleben nach Corona wiederbeleben

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Holger Schmidt, ehemaliger Vorsitzender, und Isabelle Küpper-Dabringhausen, neue Vorsitzende des CVJM Oberwiehl.

  1. Nach über 20 Jahren als Vereinsvorsitzender des CVJM Oberwiehl trat Holger Schmidt (56) nicht mehr zur Wiederwahl an. Seine Nachfolgerin ist Isabell Küpper-Dabringhausen (48). Über Vergangenheit und Zukunft des Vereins sprach Andrea Knitter mit ihnen.

Vereinstreue ist etwas, das Sie betonen und ihre Motivation war, den Vorsitz zu übernehmen. Was macht den CVJM Oberwiehl so besonders?

Holger Schmidt: Ich bin in Büttinghausen aufgewachsen. In unserer Kindheit in den 70er Jahren haben mein Bruder Frank und ich unsere Freizeit am Sportplatz und dem Jugendheim hier auf dem Pützberg verbracht. Wir haben all die Abenteuer erlebt, die der CVJM geboten hat. Dazu gehörten auch die Jungschar- oder Jungenschaftsfreizeiten. Ich habe bei einer der Freizeiten in Adelboden in der Schweiz erlebt, dass Glaube nicht nur ein Ritual ist oder etwas Anstrengendes, sondern auch etwas Befreiendes, Verbindendes. das hat mich sehr geprägt. Später habe ich auch Handball gespielt, die Sportart Nummer eins im Verein, das ging bis zur Teilnahme bei den CVJM-Europameisterschaft in Dänemark und Schweden Mitte der 90er Jahre.

Isabell Küpper-Dabringhausen: Ich komme aus Wiehl und bin eigentlich katholisch, habe aber im CVJM nicht nur meine sportliche Heimat gefunden, sondern gerade auch im christlichen Bereich viele schöne und eindrucksvolle Erlebnisse erfahren dürfen . Und auch mein privates Glück ist eng mit dem CVJM verbunden, denn ich ich habe in der Jugendgruppe meinen Mann kennengelernt.

Waren Sie, wie Ihr Vorgänger, immer im Verein?

Küpper-Dabringhausen: Meine Familie war immer Mitglied im CVJM, sportlich habe ich aber auch andere Wege beschritten. Ich habe mit 13 Jahren angefangen, in Oberwiehl Handball zu spielen. War als Schiedsrichterin und Trainerin für den Verein tätig. Später bin ich zur SG Engelskirchen-Loope gewechselt und mit den Frauen in der Regionalliga angetreten. Als mein Sohn Malte in die Handballakademie des VfL Gummersbach gewechselt ist, habe ich mich dort engagiert. Mittlerweile ist er zu seinen Jungs nach Oberwiehl zurückgekehrt und damit auch ich.

Was hat Sie bewegt, 2001 den Vorsitz zu übernehmen?

Schmidt: Ich wollte einfach etwas von dem, was ich erlebt habe, an junge Menschen und auch an meine Kinder weitergeben. Wenn man ein solches Amt übernimmt, muss man es auch leben. Und ich wollte auch meinen alten Traum verwirklichen.

Was war das?

Schmidt: 1980 bin ich mit 16 Jahren mit unseren A-Jugend-Handballern zum ersten Mal zu einer deutschen CVJM-Meisterschaft nach Möglingen in Baden-Württemberg gefahren. Der CVJM Möglingen hatte uns in sein neues Vereinshaus mit angrenzender neuer Sportanlage mit Tartanplatz eingeladen, und ich wusste sofort, so etwas müssten wir auch auf unserem Pützberg haben.

War die Umsetzung später Ihre erste Amtshandlung?

Schmidt: Zu Beginn meiner Amtszeit 2001 habe ich dem Vorstand recht schnell ein Konzept für den Jugendheimumbau vorgelegt. Die fertigen Pläne für den maroden Ascheplatz lagen schon seit 15 Jahren in der Schublade. Richtigerweise hat sich der Verein seinerzeit für die Modernisierung des Sportplatzes entschieden. 2006 wurde er zu einem Mehrzweckplatz umgebaut und pünktlich zum 75-jährigen Vereinsjubiläum eingeweiht. Es kamen ein Kleinspielfeld und ein Pavillon hinzu, und wir haben einen der ersten Vereins-Beachhandballplätze in Oberberg gebaut.

Wie hat sich das auf die Zahl der Mitglieder ausgewirkt?

Schmidt: Als ich angefangen habe, hatte der Verein 450 Mitglieder heute sind es rund 700. Dazu beigetragen hat insbesondere der Umzug der Handballer 2003 von der Sporthalle Bielstein in die neue Halle in Wiehl, die heutige Weltmeisterhalle. Das hat einen richtigen Schub gegeben. Außerdem wurde im Jahr 2001 von meiner Frau Jacqueline mit den Powerkids die CVJM-Tanzabteilung gegründet, die sich bis heute mit drei Tanzgruppen und über 40 Tänzerinnen im Verein etabliert hat.

War das die Zeit, als Sie zurück gekommen sind?

Küpper-Dabringhausen: Ich bin 2003 nach den Jahren in Engelskirchen als Trainerin nach Oberwiehl zurückgekehrt. Nachdem ich Mutter geworden war, habe ich als Spielerin in der Landesliga ausgeholfen und war im Vorstand in verschiedenen Ämtern bis hin zur Zweiten Vorsitzenden tätig.

Wie sind Sie zur ersten Vorsitzenden geworden?

Küpper-Dabringhausen: Ich wurde angesprochen, als der Verein einen Nachfolger für Holger Schmidt suchte. Ich habe dann mit ihm und dem geschäftsführenden Vorstand gesprochen. Wichtig ist, dass es passt und ich habe eine Weile überlegt.

Dann hat es gepasst? Es ist sicher auch ein Vorteil bei einem so großen Verein, dass Sie Steuerberaterin sind.

Küpper-Dabringhausen: Das stimmt sicherlich, spielt aber wirklich nur am Rande eine Rolle. Es passt einfach für mich persönlich, und ich habe mit André Schmidt einen guten Stellvertreter an meiner Seite und einen gut aufgestellten Vorstand im Hintergrund.

Noch ist der Umbau des Vereinsheims, das im September eingeweiht werden soll, nicht abgeschlossen. Herr Schmidt, haben Sie trotzdem schon damit abgeschlossen?

Schmidt: Nein, ich bleibe Projektleiter und werde die Baumaßnahme bis zum Ende begleiten und dann an den Verein übergeben. Die ersten Überlegungen liefen ja schon ab 2012, als wir im Vorstand eine Bestandsaufnahme gemacht haben. Vieles wurde hin und her überlegt, und es wurde zeitweise richtig anstrengend. 2017 war dann der Durchbruch, wir planten für unseren neuen FSJler einen Abstellraum als Arbeitsraum zu renovieren. Die Jahreshauptversammlung hat dann aber beschlossen, mehrere Räume im Haus umzubauen. Durch die Beantragung der Fördergelder hat sich das Gesamtprojekt etwas verzögert und bautechnisch weiterentwickelt, aber mein Ziel war schon, es in meiner Amtszeit zu beenden. Jetzt hat es nicht ganz geklappt.

Kam es für Sie nie in Frage, noch eine Amtszeit dranzuhängen?

Schmidt: Nein, ich hatte es bei meiner Wiederwahl 2018 schon angekündigt. Ich habe die vergangenen 20 Jahre mit sehr viel Aufwand und Herzblut für den Verein gearbeitet. Neben regelmäßigen Vorstandsklausuren, Mitarbeiter-Danke und Vereinsevents wurden in den 20 Jahren zwölf große Sommerfreizeiten für Jugendliche in ganz Europa organisiert. Jetzt sind neue Ideen gefragt. Ich übergebe den Verein gut aufgestellt. Die nächste Generation hat übernommen, das freut mich sehr.

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Viele Vereine finden keine Mitarbeiter im Vorstand oder auch keine neuen Vorsitzenden. Wie haben Sie da den CVJM Oberwiehl zukunftsfähig gemacht?

Küpper-Dabringhausen: Vor allem dadurch, dass die Last auf viele Schultern verteilt wurde.

Schmidt: Wir haben die Arbeit und auch Verantwortung sowohl im Sport als auch in den Gruppen in Ausschüsse vergeben. Dafür braucht man verantwortungsbewusste Leute und die haben wir gefunden. Das gilt sowohl für den Handball und Gruppenbereich, als auch für die Betreuung der Freizeiten oder der Event-Organisation.

Küpper-Dabringhausen: Ich habe mich zur Wahl gestellt, weil ich weiß, dass die Strukturen da sind und damit Leute, auf die ich mich verlassen kann. Das habe ich in den ersten drei Wochen meiner Amtszeit schon deutlich gemerkt.

Was sehen Sie als Ihre ersten Aufgaben?

Küpper-Dabringhausen: Nach Corona die Kinder wieder einzufangen, aber auch die Erwachsenen zurück ins Vereinsleben zu bringen. Außerdem möchte ich im Zusammenhang mit dem Jugendheim neue Ideen entwickeln, zum Beispiel eine neue Gruppe im christlichen Bereich gründen. Der Handball-Mädchenbereich muss nach dem Ende der Kooperation mit dem SSV Nümbrecht neu aufgestellt werden. Wir haben viele Ideen, müssen jetzt aber vor allem sehen, wie wir die Kinder zurück ins Boot holen. Natürlich wurde auch bei uns durch die Jugendtrainer vieles online angeboten, doch welche Auswirkungen die Corona-Pandemie haben wird, wird sich noch zeigen. Mein Traum ist, dass wir hier auf dem Pützberg eine Begegnungsstätte schaffen für Jung und Alt, Handballer und Nichthandballer.

Schmidt: Coronabedingte Austritte hatten wir bisher nicht.

Herr Schmidt, ziehen Sie sich nach der Einweihung des Hauses ganz zurück?

Schmidt: Nein, ich bleibe dem Verein erhalten, dafür bin ich ihm zu sehr verbunden.Küpper-Dabringhausen: Es wird ja auch noch einige Zeit dauern, bis ich alles weiß. Ich werde also noch so manchen Rat brauchen.