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Aufwendige SanierungHauptstraße in Wiehl bleibt noch für längere Zeit gesperrt

Lesezeit 3 Minuten
Alexandra Noss und Pascal Hilgenberg begutachten die Baustelle.

Das marode Verblendmauerwerk an der Rampe muss komplett abgetragen werden, haben Alexandra Noss und Pascal Hilgenberg entschieden.

Die Sanierung der Rampe, mit der die Wiehler Mühlenstraße im Unterdorf angebunden wird, ist weitaus schwieriger als angenommen.

Die Vollsperrung der Wiehler Hauptstraße muss erneut verlängert werden. Ursprünglich sollte sie Ende Mai freigegeben werden. Bis vor kurzem hatte die Stadtverwaltung zumindest gehofft, die Ortsdurchfahrt im September wieder öffnen zu können. Auch dieses Datum sei nicht mehr zu halten, sagt Pascal Hilgenberg, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt. Und ein neues Datum wagt Hilgenberg nicht zu nennen. Der Grund: Die Sanierung der Rampe, mit der die Mühlenstraße im Unterdorf angebunden wird, ist weitaus schwieriger als angenommen.

Besprechung mit Experten des Denkmalschutzes

Die Arbeiten auf der Hauptstraße selbst gehen eigentlich gut voran. Der Gehweg ist bald fertig, dann kommt die neue Asphaltdecke, eigentlich hätten die Sperrungen nach den Sommerferien abgebaut werden können. Doch wegen der fortdauernden Sanierung der Rampe hinunter zur Mühlenstraße muss die Hauptstraße weiterhin autofrei bleiben. Die städtische Baudezernentin Alexandra Noss erläutert: „Die historische Mühlenbrücke hat nur eine Traglast von zehn Tonnen. Die Baumaschinen können von dort aus nicht an die Baustelle fahren.“

Dazu kommt, dass die Brücke derzeit selbst ein Sanierungsfall ist, auch dort muss das Mauerwerk erneuert werden. In dieser Woche bespricht die Stadt mit den Experten vom Landschaftsverband die Vorgaben des Denkmalschutzes.

Mauerwerk ist extrem bröckelig

Die ganze Mühlenstraße wird saniert als letzter Bereich des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek) für das Ortszentrum. Rampe und Brücke gehören zu den vorrangigen Bauabschnitten, später geht es weiter bis zur Homburger Straße. Bei der Sanierung der Rampe trat nun zutage, wie marode das Stützbauwerk ist. Zum Glück nicht die tragende Betonsubstanz, wohl aber das Verblendmauerwerk, berichtet dazu Fachbereichsleiter Hilgenberg. Das Isek sei zur rechten Zeit gekommen. „Wir hätten nicht länger warten dürfen.“

Es stellte sich nämlich heraus, dass es nicht damit getan ist, den Grünbewuchs zu entfernen, einmal mit dem Sandstrahlgerät darüber zu gehen und vielleicht ein paar Fugen auszubessern. Das Mauerwerk ist auf einer Fläche von mehr als 500 Quadratmetern so bröckelig, dass es nun komplett abgetragen und von unten hoch neu aufgebaut wird.

Kosten könnten um bis zu 800.000 Euro steigen

Der Aufwand ist immens, die Kosten steigen geschätzt um 300.000 auf 800.000 Euro. Aber hier handelt es sich eben um die architektonische Schokoladenseite der Stadt, gegenüber wurde der alte Kurpark vor wenigen Jahren generalüberholt. Auf die Natursteinverblendung zu verzichten, das habe man nicht übers Herz gebracht, sagt Pascal Hilgenberg. „Wir befinden uns hier im historischen Bereich, die Mühle ist das älteste Haus der Stadt. Da wollten wir nur ungern ein nacktes Betonwerk haben.“

Der ganze Bereich ist eng, die Bauarbeiter stehen sich ohnehin auf den Füßen. Die Stadt verhandelt mit dem privaten Eigentümer darüber, das Baumaterial auf der Wiese am Wiehlufer zwischenlagern zu dürfen, um Wege und Kosten zu sparen. Vielleicht kann die Bauunternehmung Klapp schon zeitgleich mit den hinteren Abschnitten der Mühlenstraße beginnen.

„Wir wollen die Hauptstraße so schnell wie möglich wieder freigeben“, versichert Hilgenberg. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Ende der Gesamtmaßnahme im Herbst 2025 halten wir jedenfalls fest.“


Geschichte

Die Mühlenbrücke ist das nach der evangelischen Kirche älteste Bauwerk der Stadt, errichtet wurde sie im Jahr 1650. In unmittelbarer Nähe liegt das älteste Fachwerkhaus des Zentrums. Bis zum Bau der Bogenbrücke musste, wer von Dörnen, Zirre oder Zaun nach Wiehl wollte, durch eine Furt. Die Mühle gab es nachweislich schon 1576. Die nach dem letzten Müller „Soesten-Mühle“ genannte Anlage trieb Anfang des 20. Jahrhunderts eine Turbine an, die Wiehl die erste elektrische Straßenbeleuchtung brachte. Die Mühle selbst klapperte noch bis in die 1960er Jahre. Der flussaufwärts gelegene Mühlenteich war eine Badeanstalt, bis 1932 das Freibad angelegt wurde. (tie)