Drabenderhöhe – Der Umzug ist zum zweiten Mal in Folge ausgefallen. Ansonsten haben die Drabenderhöher es sich von der Pandemie auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, den Erntedank zu feiern. Vieles war es wegen der Beschränkungen anders, aber nicht weniger schön.
Etwa das Platzkonzert des Musikvereins Heddinghausen nach dem Gottesdienst. Sonst marschieren die Bläser im Umzug mit, diesmal kamen sie in mehr als 50-köpfiger Besetzung vor der Kirche zusammen, um dem Erntepaar ein schmissiges Ständchen zu spielen. Dirigent Thomas Schäfer ist der Schwiegervater von Fabian Seimen, dem Sohn des Erntepaars und Schlagzeuger des Orchesters. Erntevater Thomas war sichtlich gerührt, Erntemutter Edith amüsierte sich als Gastdirigentin beim Marsch „Dem Land Tirol die Treue“.
Der Erntedank in Drabenderhöhe ist ein Beispiel dafür, wie das Brauchtum ein christliches Fest noch immer in das ganze Dorf zu tragen vermag. Und wie das Brauchtum sich wandelt. Eine vergleichsweise neue Tradition ist die Obstbaumpflanzung im Pfarrgarten. Das Erntepaar setzte dort am Morgen eine Zwetschge. Danach trat der Mühlener Posauenchor vor der Kirche auf, dies sich bald füllte wie sonst nur zu Weihnachten. Die Kinder der evangelische Kita hatten den Altar mit Obstkörben geschmückt und bereicherten die Liturgie mit einem Lied und einem Anspiel. Pfarrer Gernot Ratajek-Greier predigte über Gottes grünen Daumen im Garten Eden. Erntevereinsvorsitzender Volker Stache sagte: „Wir wollten ein Zeichen für das Brauchtum setzen und präsentieren in diesem Jahr das einzige Erntepaar in der Region.“ Der Pfarrer interviewte das Erntepaar. Auf die Frage nach seinem Lieblingsgarten schwärmte Erntevater Thomas vom Kräutergrün seiner Nachbarin Anke Melzer.
Nach dem Platzkonzert fuhr eine Pferdekutsche vor, die das Erntepaar zu den Stationen brachte, an denen die Drabenderhöher in diesem Jahr wieder pandemiegerecht in kleineren Gruppen und unter freiem Himmel feierten. Zunächst ging es zum Kindergarten, wo ein Schubkarrenrennen veranstaltet wurde, danach zur Biesengartennachbarschaft, die Kartoffelbrot und Bier bereit hielt. Später standen Verr und Büddelhagen, Brächen und Dahl auf dem Fahrplan.
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Nachdem die Seimens im vergangenen Jahr als designiertes Erntepaar schon ein wenig geübt hatten, wollten sie diesmal richtig feiern. Am Samstag war es vor ihrem Haus an der Straße Nösnerland munter zugegangen. Die Seimens haben siebenbürgische Wurzeln und die Gastfreundschaft im Blut. Zum Programm gehörten die Höher Straßenmusikanten, ein Auftritt des Frauenchors und eine Line-Dance-Vorführung. Wie hatte Erntevater Thomas Seimen es im Gottesdienst ausgedrückt? „Ernten kann man nicht allein, darum sollte man auch gemeinsam Erntedank feiern.“