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Durchbruch ohne FeierstimmungStadtrat Wiehl entscheidet sich einstimmig für Schulbau

Lesezeit 4 Minuten

Sportplatz und Gymnasium bleiben Nachbarn.

Wiehl – Rechte Feierstimmung wollte nicht aufkommen am Ende der Ratssitzung. Nicht bei SPD, Grünen und FDP auf der einen Seite, weil aus ihrer Sicht nicht erst die Hochwassergefahr die Stadionbebauung unsinnig gemacht hat. Und nicht bei der CDU, die wie der Bürgermeister nur zähneknirschend von dieser Variante Abschied nahm. Dennoch war Erleichterung darüber zu spüren, dass mit dem einstimmigem Votum für einen Neubau des Bonhoeffer-Gymnasiums im Bereich des alten Standorts nun der Weg offen steht für eine einvernehmliche Planung.

Mit einem einstimmigen Votum hat sich der Stadtrat am Mittwochabend gegen die Nutzung des Stadiongeländes ausgesprochen. Stattdessen soll es als offene Bewegungsstätte für alle Wiehler ausgebaut werden (siehe Kasten). Im Hinblick auf das Gymnasium wurde die Stadtverwaltung beauftragt, die Machbarkeit der Neubauvarianten auf dem Schulgelände unter Einbezeigung des Straßenraums prüfen zu lassen.

„Es handelt sich hier um das mit Abstand größte Investitionsvorhaben in der Geschichte der Stadt Wiehl.“

Bürgermeister Ulrich Stücker hatte einleitend noch einmal daran erinnert, dass die Rückkehr zum G9-Abitur und die Entscheidung für eine zukunftsweisende pädagogische Architektur den Findungsprozess verlängert hätten. Dass dann in fünf Sitzungen des Arbeitskreises die Sportplatzvariante und mehrere konkurrierende Pläne sorgfältig geprüft wurden, sei richtig gewesen. „Es handelt sich hier um das mit Abstand größte Investitionsvorhaben in der Geschichte der Stadt Wiehl.“ Er selbst habe es lange für am besten gehalten, das Stadion zu bebauen und für den Sport einen Ersatz zu finden. „Aber dass wir nicht bei Wünsch-Dir-was sind, hat das Hochwasser in dramatischer Weise gezeigt.“ CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser erläuterte ihre Abkehr vom Stadionplan damit, dass sie nichts von einem Bau halte, der mit Stelzen und Pumpen ausgerüstet hätte werden müssen. Eine Interimslösung mit Containerklassen lehne ihre Fraktion weiterhin ab.

Modernes Stadion

Auf Vorschlag der Stadtverwaltung hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, das Stadion nicht nur zu erhalten, sondern zu sanieren. Die Verwaltung wird nun ein Konzept entwickeln, „das die Ertüchtigung und den Ausbau als offene, multifunktionale Sport- und Bewegungsstätte für die Wiehler Bevölkerung und Vereine vorsieht“. Dafür sollen Fördertöpfe gefunden werden. Beim neuen Nutzungskonzept gelte es, die „aktuellen und ggf. zu erwartenden Anforderungen an den Hochwasserschutz“ zu berücksichtigen, heißt es im Beschlussvorschlag. SPD-Fraktionschef Karl-Ludwig Riegert bat darum, die Sportvereine zu beteiligen.

Der Stadtsportverband hatte sich in einer Stellungnahme für den Erhalt des Stadions am Standort und eine Sanierung ausgesprochen. Es wäre fahrlässig, wenn man „diesen einzigartigen Sportpark“ auseinanderreißen würde, zu dem neben dem Stadion die Eishalle, das Schwimmbad, das Kleinspielfeld und die Tennisplätze gehörten. Auf dem Wunschzettel stehen ein Tartan-Belag, ein neuer (Kunst-)Rasen, eine Trainingsbeleuchtung und ein neuer Sanitärbereich. (tie)

Bernd Teuber (SPD) sagte: „Nein, heute ist kein historischer Tag.“ Die Entscheidung für den Erhalt des Stadions sei überfällig. Das Hochwasser hätte dafür nicht als Argument herhalten müssen. „Aber Schwamm drüber“, bilanzierte Teuber, „wir haben einen Konsens gefunden, und darauf dürfen wir stolz sein.“ Hans-Peter Stinner (UWG) freute sich, dass ein „Gordischer Knoten“ durchschlagen wurde. Auch wenn sich der von seiner Fraktion favorisierte Campus nicht realisieren lasse, halte er den vorgezeichneten Weg für einen guten Kompromiss.

Daniel Schwach (AfD) kritisierte, dass sich der Rat sechs Jahre lang mit der Entscheidung beschäftigt habe. Er zeichnete ein katastrophales Bild vom Zustand der Schule, sprach von Schimmelecken und einer Ausstattung wie im „Technikmuseum“. Er verstehe nicht, warum die Verwaltung sich nicht auf eine Variante festlegen könne.

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Dominik Seitz (FDP) machte es kurz: „Es ist zu viel Zeit verstrichen, wir müssen gemeinsam den Turbo einlegen.“ Und Jürgen Körber (Grüne) beschränkte sich auf die Aussage: „Jetzt ist die Zeit, nachhaltig zu handeln statt zu reden.“

Kommentar zum Thema

Reiner Thies zum Wiehler Schulentscheid

Man muss fast an den Tsunami denken, der zu Angela Merkels Abkehr von der Atomkraft führte. Der Wiehler CDU hat das Juli-Hochwasser unverhofft ein Argument dafür geliefert, sich von einem Projekt zu verabschieden, mit dem sie sich in eine Sackgasse manövriert hatte, und dabei auch noch das Gesicht zu wahren. Dass es gute Gründe dafür gab, dass Stadion für den Schulneubau zu nutzen, spielte keine Rolle mehr, nachdem die Union durch ihr forsches Vorpreschen im Wahlkampf alle Bündnispartner verprellt hatte.

Bernd Teuber von der SPD wollte der CDU diese Kehrtwende zwar nicht völlig kommentarlos durchgehen lassen. Am Ende hob er aber dann doch noch den Wert der Einmütigkeit hervor. Zeichnet sich damit eine Rückkehr zu alten Wiehler Tugenden ab? Zu Überparteilichkeit und Kompromissbereitschaft?

Man wagt es kaum zu hoffen. Dieser Wandel im politischen Klima wäre aber dringend notwendig, und das nicht nur, aber vor allem im Hinblick auf das Riesenprojekt Bonhoeffer-Gymnasium, das ja jetzt (wieder) neu startet. Kaum auszudenken, wie es die Arbeit im Stadtrat belastet hätte, wenn die CDU als größte Fraktion in einer Kampfabstimmung unterlegen wäre und alle Schwierigkeiten im weiteren Verfahren mit dem Satz kommentiert hätte: „Wir wollten es ja ganz anders machen.“

Hoffentlich ziehen die Ratsfraktionen die richtigen Lehren aus einer Konfrontation, die der Stadt nicht geholfen hat.