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150. JubiläumDie Wiehler Feuerwehr war nicht immer freiwillig

Lesezeit 4 Minuten
Die alte Schwarz-weiß-Aufnahme zeigt eine Gruppe von Feuerwehrleuten.

Mit Pickelhaube: Im militärischen Aufzug unternahm der Löschzug 1905 einen Ausflug nach Schloss Crottorf.

Der Wiehler Löschzug feiert seinen 150. Geburtstag mit einem Festwochenende. Die Chronik berichtet von schwierigen Anfängen.

Am 3. Januar des Jahres 1874 fallen die Häuser Dreibholz und Dissmann den Flammen zum Opfer. Schon im Jahr zuvor ist es im Ort zu größeren Bränden gekommen. Der Schrecken ist groß. So groß, dass die Bildung einer „geordneten Feuerwehr auf freiwilliger Basis“ beschlossen wird.

Am Wochenende wird das 150-jährige Bestehen des Wiehler Löschzugs der städtischen Feuerwehr groß gefeiert. Zu diesem Anlass für erscheint eine lesenswerte Chronik, die der stellvertretende Einheitsführer Dennis Aßmann und Unterbrandmeister Ludger Macht recherchiert haben. Zurückgreifen konnten sie dabei auf die   „Wiehler Feuerwehr-Geschichten“, die Klaus Lützenkirchen 1991 veröffentlicht hat.

Wiehler Heimatforscher sorgt für Überraschung

Genau datieren lässt sich die Gründungsversammlung nicht, aber die Quellen deuten auf den Januar 1874 hin. Demnach besteht die erste Wiehler Wehr „aus 36 jungen kräftigen Leuten, welche schon einige Übungen vorgestellt haben“. Kurios: Lange dachte man, dass die Wiehler Wehr erst 1902 gegründet wurde. Erst anlässlich der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen im Jahr 1977 enthüllte der Heimatforscher Hans-Werner Mehlau, dass die sie mehr als 20 Jahre älter ist.

Die junge Feuerwehr tut sich damals allerdings schwer und hat keinen kontinuierlichen Bestand. Es fehlt an Geld, um Ausrüstung zu beschaffen. Auch das Spritzenhaus ist in schlechtem Zustand. 1881 bezieht die Wehr zwar einen Anbau, der an der Südseite des Kirchturms errichtet wurde. Dennoch finden keine regelmäßigen Übungen statt.

Umzug zur Wiehler Mühlenstraße

Am 13. Juli 1902 kommt es dann zur Neugründung. In einstimmiger Wahl wird als erster Feuerwehrhauptmann der Müller Wilhelm Soest bestimmt. „Entsprechend dem damaligen wilhelminischen Zeitgeist war die Feuerwehr ein militärisch organisierter Verband“, schreiben die Chronisten. „Jeden zweiten Sonntag fanden Übungen statt. Geweckt wurde um 6 Uhr durch Trompete. Vor dem eigentlichen Dienst wurde zuerst eine Stunde exerziert. Rechtzeitig zum Gottesdienst um 10 Uhr mussten die Übungen beendet sein.“

Der Unterstellplatz an der Kirche entspricht bald nicht mehr den Anforderungen. In Eigenleistung baut der Löschzug ein Feuerwehrhaus mit Steigerturm an der Mühlenstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle der katholische Kindergarten.

Schon damals gibt es also engagierte Freiwillige – nur sind es zu wenige. So beschließt der Gemeinderat 1911 eine Pflichtfeuerwehr, in der alle männlichen Einwohner vom 18. bis 40. Lebensjahr zum Dienst antreten müssen. Andernfalls drohen Strafgelder. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg zieht ein neuer Geist ein. „Zum Entsetzen mancher eingefleischter Feuerwehrmänner“, berichtet die Chronik, „wurden in Wiehl bereits 1946 die Übungen funktionell gestaltet. Exerzieren, Strammstehen und Hackenzusammenschlagen waren nicht mehr die Maxime, sondern Schnelligkeit und Effektivität“. Dieses Konzept bringt viele neue Mitglieder.

Im April 1958 wird der Feuerwehr ein neues Gerätehaus übergeben. Es steht an der Wülfringhauser Straße und beherbergt auch die Kreisschlauchpflegeanstalt. Bemerkenswert: Bereits vor mehr als 60 Jahren wurde eine Kinderfeuerwehr gegründet, heute wieder ein großes Thema bei den Bemühungen um Nachwuchs. Anfang der 90er Jahre zieht die Feuerwehr erneut um. „Aus damaliger Sicht mag es vernünftig gewesen sein, das Gerätehaus aus dem heutigen Komplex Weiherplatz zu verlegen“, schreiben die Chronisten. „Doch es muss in Frage gestellt werden, ob der jetzige Standort die beste Lage für ein Feuerwehrgerätehaus ist, zumal auch zentraler gelegene Orte zur Auswahl gestanden haben.“ 1999 geht die Löschgruppe Großfischbach im Löschzug auf.

Eigentlich müsste Wiehl als so genannte „mittlere kreisangehörige Stadt“ eine Berufsfeuerwehr beschäftigen. Nur solange ihre Freiwillige Feuerwehr so gut aufgestellt ist wie derzeit, kann die Stadt mit einer Ausnahmegenehmigung rechnen. In der Chronik heißt es über alte und neue Feuerwehrleute: „Sie alle werden die Geschichte des Löschzugs fortschreiben und sich dem hehren Ziel der Männer von 1874 anschließen: Wir für Wiehl!“


Feiern mit dem Löschzug Wiehl

Am Samstag, 29. Juni, beginnt das Jubiläumsfest um 18 Uhr mit einem Konzert der CH22-Band sowie der Live-Übertragung des Achtelfinales der Fußball-EM in der Feuerwache, Friedhofstraße 11.

Am Sonntag, 30. Juni, geht es um 10.30 Uhr in Wiehl weiter mit dem Festkommers. Ab 13 Uhr bietet der Familiennachmittag ein buntes Programm mit Brandsimulationen, Kinderschminken und Hüpfburg. Um 14.30 Uhr haben die Crazy Boys und Girls des Bielsteiner Karnevalsvereins einen Auftritt. Für 15 Uhr lädt der Entertainer Ralf Dreßen die Besucher zum Mitsingen ein.