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Brücke saniertMit der Wiehltalbahn von Dieringhausen nach Wiehl

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Moment der symbolischen Streckenfreigabe der Wiehltalbahn an der restaurierten Eisenbahnbrücke an der Dreibholzer Straße in Bielstein.

Sie machten den Weg mit der Schere frei: Heimatministerin Ina Scharrenbach (vorn, 2.v.l.), Verkehrsminister Oliver Krischer (vorn, 2.v.r), Dr. Norbert Reinkober (Go Rheinland, l.), Förderkreis-Vorsitzender Gerhard Mansel (mit Helm) und Bürgermeister Ulrich Stücker (r.).

Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) weihten Brücke ein und fuhren mit der Wiehltalbahn.

Kein historischer Zug wie der Bergische Löwe und auch kein Holztransport glitt da am Sonntag auf Schienen durchs Wiehltal. Es war ein Vareo Lint, den Niklas und Guido Clemens als Lokführer steuerten, ein Zug also, in dem auch die Bahnkunden der RB 25 üblicherweise durch Oberberg fahren. Inwiefern dieses Detail der „Wiedereröffnungsfahrt der Wiehltalbahnstrecke“ als Fingerzeig auf einen zukünftigen regelmäßigen Personenverkehr auf dieser Strecke zu deuten ist, bleibt abzuwarten.

Fest steht aber: Dem Anlass und der wiederhergestellten Durchgängigkeit der Schienenstrecke zwischen Dieringhausen und Wiehl wird überall große Bedeutung beigemessen: Die Landesregierung schickte mit Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) gleich zwei Hochkaräter.

Machbarkeitsstudie ist in der Mache

Gemeinsam zerschnitten sie das Band an der Bielsteiner Brücke – zusammen mit dem Vorsitzenden des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn, Gerhard Mansel, mit dem Geschäftsführer von Go Rheinland (vormals NVR), Dr. Norbert Reinkober, und mit dem Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker.

140 000 Euro hat die Instandsetzung der Brücke gekostet, erinnerte Mansel am Haltepunkt in Wiehl, „am Wiehler Hauptbahnhof“, wie er sagte. Knapp 100 000 Euro kamen als Förderung vom Land. Damit ist der Neustart einer touristischen Nutzung der Strecke gewährleistet. Alles Weitere allerdings nicht – noch nicht. Dr. Norbert Reinkober berichtete, dass die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wiehltalbahn inzwischen in Arbeit ist. Er rechnet mit Ergebnissen Ende des Jahres.

Alle ziehen jetzt an einem Strang.
Gerhard Mansel, Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn

Bis dahin wird sich nicht viel tun, denn, so betonten Oberbergs Kreisdirektor Klaus Grootens und Reinkober unisono: Nach wie vor gilt der Vier-Punkte-Plan, auf den sich unter anderem Kreis, Kommunen, Ovag und Eisenbahner Ende 2020 geeinigt haben. Der beinhaltet die neue Machbarkeitsstudie, aber auch den Passus, dass eine etwaige Reaktivierung keinesfalls den Ausbau der Oberbergischen Bahn (RB 25) gefährden dürfe, der vollumfänglich Priorität eingeräumt wird, und Teil eines integrierten Gesamtverkehrskonzeptes sei. So lange die Machbarkeitsstudie nicht vorliegt, sollen keine alternativen Nutzungskonzepte geplant werden. Reinkober wörtlich: „Der Weg ist noch ein langer.“

Dennoch sind Zuversicht und Hoffnung groß, nicht nur bei Gerhard Mansel, der zugab, von den vielen Worten des Dankes und der Anerkennung emotional berührt worden zu sein. „Alle ziehen jetzt an einem Strang. Das war ein sehr positiver Tag. Diesen Spirit müssen wir jetzt transportieren.“

Der Kreis bekennt sich zum Ausbau der Bahn.
Kreisdirektor Klaus Grootens

Der Bergische Löwe müsse brüllen, sagte Ministerin Scharrenbach, „deshalb ist es wichtig, dass die Brücke wieder intakt ist.“ Sie betonte aber auch, dass sie sich auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Förderverein freue. Minister Krischer nannte die Perspektive einer Reaktivierung ein „Signal in die Region“. Er unterstrich, dass es Ziel der Landesregierung sei, das ÖPNV-Angebot überall im ländlichen Raum Schritt für Schritt auszubauen.

Kreisdirektor Grootens sagte, die Wiehltalbahn sei für den Oberbergischen Kreis ein Kulturgut. „Der Kreis bekennt sich zum Ausbau der Bahn, aber die Oberbergische Bahn hat absolute Priorität.“ Bürgermeister Stücker sah in dem Besuch einer Ministerin und eines Ministers ein „Bekenntnis zur Stärkung des ländlichen Raums“. Er dankte Gerhard Mansel für dessen „oberbergische Beharrlichkeit“.

Die Wiedereröffnungsfahrt wäre fast im letzten Moment geplatzt. Messungen hatten unter der Woche ergeben, dass das Spurmaß an vielen Stellen unterschritten wurde, teilte Gerhard Mansel am Freitag mit.

Ebenfalls am Freitag fand dann aber eine „beispiellose Sonderaktion“ statt, wie der Verein meldet: Ein Gleisbauunternehmen bearbeitete, begleitet von den Betriebsleitern Fabian Pinzke und Patrick Podevin, die Strecke kurzfristig mit mobilen Schleifgeräten – mit Erfolg.