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Jäger und SammlerAchim Schäfer aus Wiehl handelt seit 30 Jahren mit gebrauchten Waffen

Lesezeit 4 Minuten
Achim und Jolanta Schäfer bei der Erfassung von Gewehren für die Präsentation im Internet.

Scharfes Auge: Achim Schäfer prüft ein Jagdgewehr. Jolanta Schäfer ist seine Geschäftspartnerin.

Seinen Beruf hat der Wiehler von der Pike auf gelernt. 1980 hat er bei der Firma Kind in Gummersbach eine Lehre als Büchsenmacher absolviert.

„Ich habe das lange genug gemacht, jetzt ist es Zeit aufzuhören“, sagt Achim Schäfer, Inhaber des Bielsteiner Unternehmens Waffenverwertung Schäfer & Schäfer. Hinter dem zweiten Namen verbirgt sich seine Geschäftspartnerin und ehemalige Ehefrau Jolanta. Während sie sich um administrative Aufgaben kümmert, ist sein Job der Umgang mit Waffen,   Gewehre aller Art und Kurzwaffen wie Pistolen und Revolver.

Seinen Beruf hat der 60-Jährige von der Pike auf gelernt. 1980 hat er bei der Firma Kind in Gummersbach-Hunstig eine Lehre als Büchsenmacher absolviert und danach dort auch gearbeitet. Später hatte er die Waffenabteilung im ehemaligen Kaufhaus Schramm in der Kaiserstraße unter sich. Schäfer lacht: „Das ist heute gar nicht mehr vorstellbar, dass in einem normalen Geschäft Waffen verkauft wurden.“ Früher sei der Umgang viel lockerer gewesen: „Ich habe schon als Kind im Garten mit dem Luftgewehr auf Wäscheklammern geschossen.“

Restbestände von Herstellern, Großhandel und aus Geschäftsauflösungen

Als eine Textilkette das Kaufhaus übernahm, wagte der Unternehmer 1990 den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete im alten Rathaus einen Waffenhandel für Jäger und Sportschützen. Auf Jolantas Anraten   folgte 2004 das Geschäft mit der Waffenverwertung. Seit 20 Jahren kauft die Firma Restbestände von Herstellern, Großhandel und aus Geschäftsauflösungen auf, aber auch von Privatpersonen.

„Wir hatten schon bis zu 800 Waffen aus einer privaten Sammlung“, schildert Schäfer und erklärt, dass zum Aufbau einer kulturhistorisch bedeutsamen Sammlung eine Sammlerwaffenbesitzkarte beantragt werden kann. „Wenn jemand 60 Jahre lang Waffen gesammelt hat, dann kommt schon eine ganze Menge zusammen.“

Grenzübergang aus der Schweiz dauerte zwei Tage

Einmal habe er für die Übernahme eine Sammlung mit 450 Exemplaren an der Schweizer Grenze zwei Tage gebraucht: „Der Mann war über 80 und hatte zu jeder einzelnen Waffe eine Geschichte zu erzählen.“ Allerdings sei beim Aufkauf Achtsamkeit angebracht: „Wir haben schon mehrere Angebote von suspekten Quellen abgelehnt.“

Einen großen betrieblichen Aufschwung habe es mit dem Aufkommen einer speziellen Internetauktionsplattform für Waffen gegeben, die Firma liefert weltweit. Das sei aber nicht immer unproblematisch. Während hierzulande ein Geschäft einschließlich Lieferung durch einen externen Waffenversender innerhalb einer Woche abgeschlossen sei, könne es bis zu vier Monate dauern, bis etwa ein rumänischer Kunde seine Waffe in der Hand hält. Schäfer erklärt: „Zu den langwierigen Formalitäten gehört die Vorschrift, dass die Waffen ab dem Flughafen von einer Polizeieskorte begleitet werden – und das kann dauern.“

Jede Waffe muss ihre Tauglichkeit beim Beschussamt unter Beweis stellen

Vor dem Verkauf einer Waffe wird sie geprüft und nötigenfalls aufgearbeitet. Oft ist der Schaft verkratzt, manchmal die Repetiereinheit defekt oder der Schlagbolzen muss erneuert werden. Diese Arbeiten erledigt Schäfers Bruder Holger. Zudem gebe es eine „Beschusspflicht“ in Deutschland. So muss jede einzelne Waffe ihre Tauglichkeit beim Kölner Beschussamt auch mit einer 30 Prozent stärkeren Ladung als üblich unter Beweis stellen, was durch einen Stempel auf der Waffe dokumentiert wird. Das sei bei Waffen aus dem Ausland nicht immer der Fall und muss nachgeholt werden.

„Das Geschäft hat sich in den letzten 20 Jahren gut entwickelt“, resümiert Schäfer. „Zwischendurch waren wir ein paar Mal an unseren Kapazitätsgrenzen.“ Seit Beginn dieses Jahres sucht das Ehepaar nun einen Nachfolger. Jetzt haben sich zwei herauskristallisiert, die den nötigen Elan haben, um das Unternehmen fortzuführen.

Beide seien bereit, alle sieben Mitarbeiter zu übernehmen. „Daran ist mir sehr gelegen – der Dienstälteste arbeitet seit 15 Jahren für uns“, sagt Schäfer. Die Übergabe des Betriebs soll im August über die Bühne gehen. Jolanta Schäfer freut sich: „Und dann grillen wir alle noch einmal zusammen.“


Gut gerüstet

Etwa 6000 Waffen hat Achim Schäfer in einem besonders gesicherten Bunker gelagert. Ebenso viele setzt er jährlich um. „Damit sind wir der größte Waffenverwerter in Deutschland“, betont er nicht ohne Stolz. Neben einer Unmenge an Pistolen in allen Größen reicht das Spektrum an Langwaffen von frei verkäuflichen Luftgewehren über Sport- und Jagdgewehre. Die älteste Waffe im Depot ist eine Luntenschlossflinte aus dem 18. Jahrhundert. Im Angebot hat er sowohl den Mauser-Karabiner 98k, das Standard-Repetiergewehr der deutschen Wehrmacht, als auch das moderne Jagdgewehr Blaser R8 mit integriertem Schalldämpfer und das bis zu zwölf Kilogramm schwere Sportgewehr für „.50 BMG“-Munition, eine überschwere Repetierbüchse. Der Waffenexperte schmunzelt: „Die Munition dafür wurde für Maschinengewehre auf Panzern entwickelt. Heute schießen damit Sportschützen auf Zielscheiben.“