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Manipulierter AutomatWie Kriminelle in Waldbröl Geld und Daten stehlen

Lesezeit 4 Minuten
Der Geldautomat an der Waldbröler Vennstraße, der mehrfach von Kriminellen manipuliert worden ist.

Dieser Geldautomat an der Waldbröler Vennstraße ist mehrfach von Kriminellen manipuliert worden.

Nach mehreren Taten in Waldbröl erklärt die Polizei, wie sich Bankkunden beim Geldabheben gegen Kriminelle schützen können.

Genau hinzuschauen, das lohnt sich immer – vor allem aber, wenn man Geld abheben will. Bereits sechsmal, und zuletzt innerhalb von nicht mal zwei Wochen, haben Kriminelle den Geldautomaten der Waldbröler Postbank-Filiale an der Vennstraße so bearbeitet, dass Nutzerinnen und Nutzer beinahe entweder um ihr Geld oder aber um wertvolle Daten gebracht worden wären.

Geldscheine kamen nicht bei der Kundin an

Ende August war an diesem Gerät Technik installiert worden, die zum einen den Magnetstreifen auf der Rückseite der Bankkarte im Kartenschlitz ausliest und zum anderen mit einer winzigen Kamera die Finger bei der Eingabe der Persönlichen Identifikationsnummer (Pin) filmt, das gestohlene Datengut wird dann versendet.

Im jüngeren Fall aber war der Ausgabeschacht für die Geldscheine so manipuliert worden, dass die Scheine nicht ausgespuckt wurden – sie blieben kleben, im wahrsten Sinne. „Die Geldausgabe war mit der Attrappe eines Ausgabeschachts mit einem Klebemittel versehen worden, sodass die Scheine zwar den richtigen Schacht passiert haben, aber nicht bei der Kundin angekommen sind“, schildert Polizeisprecher Michael Tietze den Fall einer 43 Jahre alten Kundin aus Nümbrecht.

Täter installierten am Geldautomat Ausspäh-Technik

Die hatte das normale Rattern der Maschine beim Zählen zwar gehört, dann aber passierte nichts mehr. Das kam der Frau komisch vor, sie rief die Polizei. „Zum Glück“, betont Tietze. Es sei übrigens möglich, dass der Automatennutzer aus der Nähe beobachtet werde. Geht er ohne Geld weg vom Automaten, eilt der Täter herbei und fischt seine Beute aus der klebrigen Attrappe, während auf dem Bildschirm des Automaten eine Störung angezeigt wird. „Cash-Trapping“ heißt das.

Diese Masche sei neu für die Polizei in Oberberg, berichtet Tietze. Bei den anderen Fällen in Waldbröl Ende August, Ende Januar vergangenen Jahres und zweimal im November 2021, sei dagegen Ausspäh-Technik installiert worden. Fachleute sprechen von Skimming, was eben das Abschöpfen von Daten meint. Diese Masche werde in Oberberg aber immer seltener, berichtet der Sprecher. „Neue Bankkarten tragen nämlich einen sicheren EMV-Chip – und nur in Verbindung damit funktioniert dann auch der Magnetstreifen auf der Rückseite.“ Daher rät die Polizei, Karten zu prüfen und alte gegen neue Modelle mit Chip auszutauschen.

Es kann Wochen dauern, bis die Kriminellen Geld abheben

Sind die Daten gekapert, so erfolgt eine Abbuchung von einem Automaten aus dem Ausland, meist dem nichteuropäischen. „Es kann aber Wochen dauern, bis die Kriminellen zuschlagen“, weiß Michael Tietze. Denn dafür muss eine Kopie der betroffenen Karte hergestellt werden. In Waldbröl sei dieses Vorgehen mindestens einmal erfolgreich gewesen, das Geld war weg.

Meist seien es Banden aus dem Ausland, die auf diese Weise vorgehen. „Da stehen nämlich oft ältere Geldautomaten, die ihrerseits noch nicht auf den EMV-Chip angewiesen sind, also auch Geld ohne diesen auszahlen.“ Ein zweiter Fall aus der Marktstadt sei derzeit noch offen.

Die Täter bevorzugen Geldautomaten im Freien

Beide Maschen haben gemeinsam, dass die Täter Geldautomaten im Freien bevorzugen, so wie eben den an der Vennstraße. Der Grund liegt auf der Hand: Dort gibt es keine Kameras, eine solche Überwachung ist im öffentlichen (Straßen-) Raum verboten. Auch bei diesem Vorgehen, so heißt es von der Polizei, könne der Täter in der Nähe sein: Hat er keine kleine Kamera am Automaten angebracht, so versucht er, Handyfotos von der Pin-Eingabe zu schießen. Das Bundeskriminalamt indes hat jüngst eine erneut steigende Zahl solcher Skimming-Fälle gemeldet.

„Man sollte sich also niemals über die Schulter schauen lassen, sondern immer die Tastatur abdecken, zum Beispiel mit der Hand“, führt Michael Tietze aus. Zudem verweist er darauf, dass eine Bank jenseits ihrer Öffnungszeiten an den automatischen Türen zum SB-Raum niemals die Eingabe der Pin verlange. „Kommt das trotzdem vor, ist sofort die Polizei zu rufen.“

Das gelte ohnehin in jedem Fall, betont der Polizeisprecher: „Ist etwas komisch, sollte man in der Bank Bescheid sagen – oder eben uns anrufen.“ Und das gelte erst recht, wenn man Veränderungen oder Aufsätze am Automaten bemerke.