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JahresbilanzWaldbröler Identität erlitt mit Feuer in Markthalle einen großen Schaden

Lesezeit 4 Minuten
Eine Markthalle steht nachts lichterloh in Flammen. Feuerwehrleute versuchen mit Wasser, die Flammen zu löschen.

Ein harter Schlag für Waldbröl war im April vergangenen Jahres der Verlust der Markthalle. Das Gebäude brannte völlig aus.

Das vergangene Jahr war kein leichtes für die Stadt Waldbröl. In unserer Serie „Was war? Was kommt?“ ziehen wir Bilanz.

Was war? Was kommt? In unserer Serie zum Jahresstart ziehen wir im Oberbergischen Bilanz und blicken gemeinsam mit den Verantwortlichen voraus auf das Jahr 2023: Was ist aus ihrer Sicht das Wichtigste, das in den kommenden zwölf Monaten ansteht? Heute geht es um die Stadt Waldbröl.

Als in der Nacht zum 25. April in der Stadtmitte die Markthalle niederbrennt, geht in der Stadt Waldbröl ein großes Stück Identität in Flammen auf. An der Ruine der 1982 für den Vieh- und Krammarkt errichteten Halle fließen danach sogar Tränen. Das Gebäude gehört der Stadt, erst 2019 war es aber auf Initiative von Eckhard Becker, damals Geschäftsführer der „Wir für Waldbröl“-GmbH, saniert worden. Rund 35 000 Euro hat das gekostet, aufgebracht von Stadt und Sponsoren – Geld, das man zählen kann. Unzählbar jedoch und von unabschätzbarem Wert ist indes der Einsatz von freiwilligen Helferinnen und Helfern, die damals anpacken.

Markthalle und Waldbröls Bürgerbusse abgebrannt

Mit dem Gebäude zerstört werden die beiden Fahrzeuge des Bürgerbusvereins, der danach echte Nachbarschaftshilfe erlebt: Die Vereine aus Nümbrecht und Reichshof springen ein und stellen zwei Fahrzeuge bereit, sodass sich die Waldbröler Kolleginnen und Kollegen nur eine Woche nach dem Brand an ein Lenkrad setzen können und den Linienverkehr in der Marktstadt wieder aufnehmen. Und schon im November nehmen Vereinsvorsitzender Michael Jaeger und sein Team einen neuen Kleinbus in Betrieb. Die Ursache des verheerenden Feuers aber gilt laut Polizei auch heute noch als ungeklärt.

Entflammt ist unterdessen eine Diskussion darüber, welche Dimensionen eine neue, eine multifunktionale Halle haben darf – und soll. Und natürlich, was sich die Stadt diesen Neubau kosten lässt. Schon im Juni stellt das Rathaus dem Stadtrat bei einer Sondersitzung die Pläne dafür vor, die Kosten liegen ersten Schätzungen zufolge bei fast 8,5 Millionen – zu viel, findet vor allem die FDP und will diese künftige Ausgabe auf höchstens zwei Millionen Euro deckeln.

Pläne für den Neubau der Waldbröler Markthalle geraten ins Stocken

Im Juli dann legt die Politik das Projekt lieber auf Eis, um bis kommenden September eben mehr Zeit zu haben für Bewerbungen um Fördermittel – ein vernünftiger Schritt. Und Vernunft sollte auch walten in den Diskussionen um den Bau der neuen Immobilie, die Waldbröl gebrauchen kann, wenn es in der Stadt Kultur und Karneval nicht nur unter dem Dach der Aula des Gymnasiums oder in einer Sporthalle am Rande ihres Zentrums geben soll. Freude schließlich im Dezember: Die Regionale-Agentur drückt dem zukunftsweisenden Projekt den B-Stempel auf.

Fördermittel im Reisegepäck – 887 000 Euro, um genau zu sein – hat Heimatministerin Ina Scharrenbach, als sie im November in Oberbergs Süden kommt. Bestimmt ist das Geld für den Bau des Rollsportparks an der Niederhofer Klus und des Basketballfelds in Eichen – beides Vorzeige-Vorhaben, die Waldbröls Jüngeren Anlaufstellen und Treffpunkte bescheren – so, wie sich das im vergangenen Jahr runderneuerte Stadion bereits zu einem Tummelplatz für Sportive gemausert hat.

Nicht ohne Grund hat Bürgermeisterin Larissa Weber jüngst die Stadtverordneten daran erinnert, dass die Stadt in der Rangliste der jüngsten Städte in Nordrhein-Westfalen auf Platz elf liegt. Passend, dass sich im November ein neuer Jugendbeirat gegründet hat, der nun mitgestalten soll. In der leidigen und unerquicklichen Diskussion um Menstruationsartikel hat dazu Sprecherin Lydia Schwarz klar Stellung bezogen. Gehör gefunden hat die 16-Jährige vom Hollenberg-Gymnasium nicht: Die kostenlose Ausgabe von Hygieneartikeln will sich Waldbröl – pardon: ein Teil der Politik – dann doch nicht leisten.

Treugeblieben ist die sich dagegen bei dem Vorsatz, das Leben in der Stadt wenigstens etwas günstiger zu machen: Die Steuersätze bleiben sowohl im Privaten als auch im Gewerblichen unverändert, die Stadtwerke senken derweil erneut ihre Kostensätze für das Abwasser. Ein schöner Ausklang für ein Jahr, in dem die Stadt zwar Schaden erlitten, sich dann aber für Kommendes gut aufgestellt hat. Und das lässt sich nicht nur an Bauvorhaben bemessen.