Zeugnisse gibt es nur wenige über Friedrich Carl Heimann aus Waldbröl. Dabei hat der umtriebige Unternehmer in Köln große Karriere gemacht.
Nach einem „thätigen Leben“Waldbröler hat ein Ehrengrab auf dem Melaten-Friedhof
Wer Friedrich Carl Heimann besuchen möchte, der braucht Zeit, Geduld, einen scharfen Blick. Und es hilft ungemein, wenn ein freundlicher Friedhofswärter in der Nähe ist. Oder ein hilfsbereiter Gärtner. Denn die quadratischen, meist schiefen Steine im Boden an den Kreuzungen mit den Wegweisern sind verwittert und oft mit Moos bewachsen, auf manchem ist die Inschrift längst nicht mehr zu erkennen. Heimanns letzte Adresse findet sich im historischen Teil des Kölner Melaten-Friedhofs: Dieser misst heute insgesamt etwa 435.000 Quadratmeter und beherbergt nach Angaben der Stadt Köln mehr als 55.540 Grabstätten.
Im August 1835 stirbt der Waldbröler Friedrich Carl Heimann in Köln
Im April 1835 wird dort auch der Waldbröler Friedrich Carl Heimann zu Grabe getragen – „nach einem thätigen Leben“, wie auf dem gusseisernen, meterhohen Grabkreuz geschrieben steht. Fast 78 Jahre alt ist der Kaufmann, der es weit gebracht hat: Er ist Mitglied des „Hohen Rathes der freien Reichsstadt Coeln“ und ab 1797 Präsident des damals neugegründeten Handelsvorstands, dieser ist Vorgänger der Industrie- und Handelskammer zu Köln, kurz: IHK. Und auch der im Jahr 1803 staatlich initiierten, „koeniglichen Handelskammer“ gehört Heimann schließlich an. Von 1806 bis 1812 ist er ihr Vize-Präsident. Doch wer mehr über diesen Mann wissen möchte, der findet wenig.
An der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln führt kein Weg vorbei, dort hütet Direktor Ulrich S. Soénius reichlich Wirtschaftshistorie. Und er selbst hat über Heimann geschrieben und das wenige Wissen zusammengetragen: „Er wurde als Gewandschneider bezeichnet, er betrieb ein Speditions- und Kommissionsgeschäft, handelte mit Wein und Kolonialwaren“, berichtet Soénius über den Waldbröler, der von 1792 bis 1797 bereits dem Stadtrat angehört hat.
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Die Deutsche Biographie nennt Heimanns Unternehmen „Specerey, Wein, Spedition und Commission“, später habe er auch Schießpulver hergestellt. Sóenius: „1797 wurde er dann zum ersten Präsidenten des damals neugegründeten Handelsvorstands, eben dem Vorläufer der Handelskammer, gewählt. Und wurde 1799 in diesem Amt bestätigt.“
Geboren wird Friedrich Carl Heimann am 17. Mai 1757 als Sohn des Hofbesitzers Johann Heinrich Heymann (1705 bis 1770), der auch ein Bergwerk mit Eisen- und Kupferschmelzhütte betreibt. Als Geburtsort gilt der „Eichenhof bei Waldbröl“, auch beschrieben als „Hof unter den Eichen bei Diezenkausen“. „Wahrscheinlich ist eine Hofstelle im heutigen Stadtteil Eichen, eben in der Nähe von Diezenkausen, gemeint“, überlegt Waldbröls Stadtarchivar Volker Wetzler. Dort ist die Familie seit 1770 ansässig – und recht umtriebig, nicht nur als Betreiber von Bergwerken. Über Heimanns Kindheit ist nichts bekannt.
„Friedrich Carl Heimann muss früh nach Köln gekommen sein, denn mit 22 Jahren heiratet er dort die katholische Kaufmannstochter Anna Christina Martini“, berichtet Klara van Eyll, Professorin für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. „In zweiter Ehe lebte er dann seit 1806 mit Maria Susanne Tromstetter – sie entstammte einer Kaufmannsfamilie aus Mainz.“ Die heute 85 Jahre alte van Eyll ist in den Jahren von 1971 bis 1999 als geschäftsführende Direktorin die Vorgängerin von Ulrich S. Soénius, auch sie hat zu Heimann geforscht. „Vor seiner ersten Hochzeit ist er der Liebe wegen zum katholischen Glauben konvertiert.“
So ist dann auch die Inschrift auf jenem Kreuz nur symbolisch zu verstehen: „Friede seiner Asche“ bedeutet nicht, dass Heimanns Leichnam eingeäschert worden ist, Asche meint allein die sterblichen Überreste. „Als Katholik hätte er dann wohl auch in der Hölle geschmort“, betont Soénius. Erst seit 1963 ist Katholikinnen und Katholiken die Feuerbestattung erlaubt.
Heimanns Grab befindet sich auch heute noch an seiner ursprünglichen Stelle auf Melaten: „Er hat wirklich dort geruht“, weiß der Archivdirektor. Es sei aber in Köln durchaus schon vorgekommen, dass historische Grabstätten verlegt wurden und „nachher niemand wusste, wo der Bestattete abgekommen ist“. Das Grab des Waldbrölers steht unter Denkmalschutz. Und dass es gepflegt wird, ist Klara van Eyll zu verdanken: Die Archivarin und Historikerin hat die Patenschaft übernommen. Die Stadt Köln unterhält für den Melaten-Friedhof ein solches Programm: Wer eine Patenschaft übernimmt, darf selbst in einem historischen Grab beerdigt werden oder Angehörige darin bestatten lassen. So findet sich auch der Name von van Eylls Adoptivtochter, gestorben im November 2022, auf einem der Steine dort.
„Friedrich Carl Heimann ist mir ein Freund geworden“, sagt die Kölnerin. „Und wenn man so will, war er mein erster Arbeitgeber.“ Erstmals angestellt wurde sie 1963 bei der IHK und dann als Archivarin für das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv abgeordnet. Heimanns Grab sei historisch unverfälscht, betont van Eyll. „1999/2000 haben wir es zuletzt renoviert.“ Diese Arbeit sei für sie auch heute noch ein Bekenntnis zur Kammer und Anerkennung der Arbeit Heimanns, den sie als starke unternehmerische Persönlichkeit beschreibt, immer aufgeschlossen für Neuerungen, geschickt in der Diskussion, redegewandt und draufgängerisch. „So füllte er schnell eine führende Rolle im Kölner Wirtschaftsleben aus.“ In Köln, so Klara van Eyll, leben auch heute noch Nachfahren des Waldbrölers Heimann.
Comedian Dirk Bach ruht in der Nachbarschaft
Friedrich Carl Heimann stirbt am 13. April 1835 in der Domstadt und wird auf dem Melaten-Friedhof, eingeweiht am 29. Juni 1810, begraben. „Lit C 91/92“ ist die Lagebezeichnung seines Grabes. Mit „Lit“ – für Lateinisch „Littera = Buchstabe“ – gekennzeichnet sind auf dem Gelände die untergeordneten Hauptwege in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung. Die Ziffern wiederum markieren die genaue Stelle.
Zu erreichen ist Heimanns Grab am besten über den alten Haupteingang an der Aachener Straße, Ecke Piusstraße. Ebenfalls dort begraben ist seine zweite Ehefrau Maria Susanna (1779 – 1854), sie stammt aus Limburg an der Lahn.
Das Grab des Kölner Comedians und Schauspielers Dirk Bach (1961 – 2012) ist übrigens keine 100 Meter davon entfernt.