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TheaterstückStrategien gegen Mobbing in Waldbröl

Lesezeit 3 Minuten

Robin Münch und Lena Sommer zeigten, wie schwerwiegend die Folgen von Mobbing sein können.

Waldbröl – „Warum warst du gestern nicht in der Schule – warst du shoppen? Stimmt, gestern war ja Altkleidersammlung.“ So und schlimmer wurde am Montag eine Siebtklässlerin von einer Mitschülerin gemobbt, die aus einer finanziell besser gestellten Familie stammt. Die Szene war Teil einer Theateraufführung mit dem Titel „Rausgemobbt 2.0“, die als Auftakt im Rahmen des Ausbaus der Oberbergischen Medieninitiative an der Roseggerschule in Waldbröl für rund 180 Schüler aus dem Sekundarbereich von 12 bis 18 Jahren organisiert worden war.

Im Theaterstück nimmt sich eine Schülerin das Leben

Die drei Schauspieler des Kölner Kinder- und Jugendtourneetheaters „Comic On“ zeichneten eine Situation, in der ein neu an die Schule gekommener Junge von zwei Klassenkameradinnen umworben wird. Nach Verbalattacken beginnt die eine, ihre Kontrahentin in den sozialen Medien zu „dissen“ und treibt sie durch Teilen von Videoinhalten in derart tiefe Verzweiflung, dass sie sich schließlich das Leben nimmt. Im Anschluss an die Aufführung hatten die Schüler die Möglichkeit zu einer Diskussion mit den Darstellern, bei der sich herausstellte, dass viele Kinder selbst schon einschlägige Erfahrungen gemacht hatten.

„Das klassische Mobbing ist für uns ein lange bekanntes Phänomen, aber nach dem Unterricht geht der Schüler nach Hause und hat seine Ruhe“, sagte der Rektor der Förderschule, Hinrich Schipper nach der Vorstellung. „Cybermobbing dagegen hat eine ganz andere Dimension – das läuft rund um die Uhr.“ Schulsozialarbeiterin Natascha Müller sagt: „Das Stück war sehr realistisch – das hätte genauso bei uns passieren können.“ Sie berichtet, dass sie fast täglich mit Mobbing zu tun habe: „Das Hauptproblem ist, dass die Schüler nicht sensibel mit ihren Daten umgehen.“ So würden Fotos und Videos ohne Nachdenken geteilt und Kontaktinformationen anderer ohne deren Einverständnis weitergegeben. Besonders destruktiv seien Fake-Profile, für deren Anlage lediglich eine beliebige E-Mail-Adresse notwendig sei.

Schüler sollen einen adäquaten Umgang mit Medien lernen

Alke Stüber, Pädagogische Mitarbeiterin im Bildungsbüro Oberberg, schilderte, dass das Projekt der Oberbergischen Medieninitiative bereits 2016 gestartet sei und von der Wipperfürther Hans-Hermann-Voss-Stiftung gefördert werde. Ziel sei, dass die Schüler einen adäquaten Umgang mit Medien lernen. Dafür seien bislang Social Media Scouts an kreisweit 34 Schulen ausgebildet worden, die dort als Ansprechpartner für Cybermobbing und sicherem Umgang mit digitalen Medien zur Verfügung stehen. Der Theaterauftakt mit der Gruppe Comic On sei der Beginn eines weiteren Ausbaus, während dem es mindestens sieben weitere Aufführungen an Grund- und Förderschulen im Kreis geben werde.

Johanna Holst vom Stiftungsvorstand betonte, dass dieses Projekt hervorragend in das Förderkonzept passe. Walter Steinbrech von der Polizei verdeutlichte die Bedeutung der IT-Prävention. Die solle von polizeilicher Seite im nächsten Jahr ausgeweitet werden, auch durch Besuche der Beamten in Grund- und weiterführenden Schulen.

Nicht aufs Elternhaus setzen

Carin Hilger vom Zweckverband der Förderschulen als Schulträger erklärte, dass die Ausstattung mit Hardware nur der erste Schritt sei, danach müsse der Umgang damit vermittelt werden. „Da drängt sich eine ausreichende Medienkompetenz auf – das ist ein Riesenthema“, ergänzte Schulamtsleiterin Anke Koester. Dabei sei die Partizipation der Jugend besonders wichtig im Bildungsnetzwerk.

Auch Schulamtsdirektor Thomas Gunkel betonte die Bedeutung der Kompetenz: „Das ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen die 4. Dimension.“ Bürgermeisterin Larissa Weber war erfreut, dass die Schulen Unterstützung erhalten: „Die Kinder wachsen mit den sozialen Medien auf und wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Vermittlung des Umgangs damit alleine im Elternhaus passiert.“