Wenn Opa mit Politikern twittertWaldbröler Schüler erklären Senioren neue Medien
Waldbröl – Der Fahrplan des Bürgerbusses, Live-Aufnahmen von der Merkur-Baustelle, Rezepte für leckere Rouladen oder ein Konzert mit Mozarts Werken in Leipzig: Natürlich wissen Waldbröls Senioren längst, dass all dies oft nur ein paar Klicks oder ein Fingerwischen entfernt ist. Doch wie holt man es sich auf den Bildschirm? Braucht man einen Computer? Oder geht das auch mit dem Smartphone?
Waldbröl: Mit Politikern bei Twitter diskutieren
Antworten auf solche Fragen rund um das Smartphone, das Tablet, den Computer und das Internet ganz allgemein wollen die Social-Media-Scouts von der Waldbröler Gesamtschule liefern: Diese ist mit der Evangelischen Kirchengemeinde eine unbefristete Kooperation eingegangen, die betagtere Menschen fitmachen soll im Umgang mit den Neuen Medien. Die Idee dazu stammt von Seniorenreferentin Anette Weber: „Mit diesen Kursen wollen wir Kommunikation fördern und somit der Vereinsamung entgegenwirken.“
Gestern ging’s los im Gemeindesaal am Wiedenhof: Mehr als 40 Senioren aus Waldbröl und einigen Nachbarkommunen sind gekommen, um zwischen Kaffee, Salamischnitten und Käsebrötchen aufzuschreiben, was sie interessiert, und die jungen Leute prompt mit ersten Fragen zu löchern. So auch Manfred Simon aus Hoff: Er hat von Twitter gehört, begreift aber noch nicht, wie der Nachrichtendienst funktioniert. „Ich weiß, dass dort viele Politiker ihre Meinung äußern – und da möchte ich mal meinen Senf dazugeben“, schildert der 81-Jährige, der zuletzt im Siegburger Gefängnis gearbeitet hat. Mit seiner Familie tauscht er fleißig Textbotschaften aus über „WhatsApp“, das klappe ganz prima. Von Schüler Liridon Sabani (14) lässt sich Simon zeigen, wie er mit „WhatsApp“ auch telefonieren und seine Enkelin sogar sehen kann. „Ich helfe immer gern, nicht nur meinen Mitschülern“, verrät der Schüler.
Gesamtschule Waldbröl: Schüler-AG für Social Media
Betreut werden er und seine Schulkameraden von der Sozialpädagogin Ina Rudi-Braun und Alina Pack, einer Mitarbeiterin im neuen Multiprofessionellen Team der Schule. Etwa 20 Jugendliche sind in einer Arbeitsgemeinschaft zu Social-Media-Scouts ausgebildet worden, bisher haben allein Schüler andere Schüler geschult. „Dabei geht es oft um ernste, sogar gefährliche Themen wie Cybermobbing“, führt Ina Rudi-Braun aus. Jetzt wollen die Schüler ihr Wissen auch an Menschen jenseits der Schulmauern weitergeben – „und dabei jedem der Senioren gerecht werden“, wie die Sozialpädagogin versichert.
„Das finde ich toll“, lobt Marina Wehner (69). Sie mache zwar schon viel mit dem Handy, doch möchte sie das Gerät jetzt noch besser kennenlernen – „und eben nicht nur Fotos damit machen und über WhatsApp Botschaften austauschen“.
Ursula Eschmann (77) und Inge Jasser (82) machen das ebenfalls, sie lassen die Familie und Freunde gern an Urlaubserlebnissen teilhaben. „Und da möchte ich nicht nur ein Foto verschicken, sondern auch mal vier Bilder zusammen“, nennt Inge Jasser ihr Anliegen. Ihre Freundin aus Hermesdorf würde gern Bankgeschäfte online erledigen. „Aber dann lieber am Computer und nicht mit meinem iPhone, das ist doch viel zu klein“, betont sie und hofft auch dafür auf jugendlichen Rat.