Über ihre Erfahrungen in Deutschland erzählten Jugendliche bei einem Internationalen Treff in Waldbröl.
Café GlobalIn Waldbröl trafen sich Jugendliche vieler Nationen
Wo kommst du her? Bist du auch allein nach Deutschland gekommen? Wie war dein Weg nach Europa? Schon vor der Begrüßung durch Jugendmigrationsberaterin Kathrin Rzay herrscht im Waldbröler Café Global rund um den leise brodelnden Samowar lebhaftes Stimmengewirr. Ali Reza aus dem Iran und Maliea aus Afghanistan haben Farsi als gemeinsame Sprache entdeckt, Maria aus der Ukraine, Fatma aus Somalia und Maria aus Spanien versuchen es auf Deutsch, andere auf Englisch. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Erklärung der Menschenrechte und der Wochen gegen Rassismus hatte das Bildungszentrum Internationaler Bund junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren zu einem interkulturellen Treff eingeladen.
Eine reelle Chance, den Traum zu verwirklichen
Ali Reza nickt energisch, als zwei Artikel vorgelesen werden. Der 20-Jährige ist seit zwei Jahren in Deutschland. „Meine Eltern waren Migranten im Iran, daher galt ich dort als Ausländer, obwohl ich im Iran geboren bin und hatte kein Recht auf einen Studienplatz“, erzählt er in fließendem Deutsch. „Ich weiß nicht, ob ich es hier schaffe, zu studieren, aber hier kann ich wenigstens davon träumen und habe eine reelle Chance, meinen Traum zu verwirklichen. Aus ganzem Herzen kann ich sagen: Gott sei Dank, dass ich hier bin!“
Wie denn die Erfahrungen in Deutschland sind, will Rzay wissen, die Ansprechpartnerin bei Problemen in der Schule, beim Arzt, bei der Anerkennung von Zeugnissen und allen Alltagsfragen ist. „Manches ist gut, manches nicht so gut, aber das ist auch in der Ukraine so, deshalb nehme ich das Leben, wie es kommt“, meint Mischa. Wäre dort nicht Krieg, würde er jetzt Tiermedizin studieren. So muss er erst mal Deutsch sprechen und schreiben lernen, wie ein Schulanfänger. Aber sein Ziel will er nicht aus den Augen verlieren.
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Der deutsche Alltag ist oft ungewohnt
Andere wie Maliea, der erst vor Kurzem aus Afghanistan gekommen ist, versuchen sich erst im ungewohnten deutschen Alltag zurecht zu finden. „Manche Leute sind distanziert, halten Abstand“, findet Fatma aus Somalia. Sie lebt mit anderen Geflüchteten in einer Wohngemeinschaft, außerhalb kennt sie niemanden, erst recht keine Deutschen. Dabei wünscht sie sich Freunde. Aber wie soll sie welche finden? „Sport hilft!“ , rät Ali Reza, der in Waldbröl Volleyball spielt, und sofort sind andere interessiert.
Negative Erfahrungen, Rassismus, Diskriminierung? Auf dem großen Blatt Papier, das die Migrationsberaterin aufgehängt hat, bleiben diese Rubriken an diesem Nachmittag leer. „Waldbröl ist super!“, lobt Ali Reza – und denkt dabei vielleicht an die Erfahrungen, die er vor und während seiner Flucht gemacht hat. „Es ist hier so überschaubar“, meint Fatma und ist glücklich über die herzliche Betreuung, die sie erfahren hat: „Fast wie in einer Familie.“