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Gegen ElterntaxisDie Stadt Waldbröl möchte eine Straße an der Schule dichtmachen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Goethestraße in Waldbröl.

In Waldbröl soll aus der Goethestraße eine Schulstraße werden. Sie führt auch am Hollenberg-Gymnasium (l.) vorbei.

Die Goethestraße in Waldbröl soll an Schultagen befristet zugemacht werden. Damit möchte die Stadt Elterntaxis ausbremsen.

Mal eben eine Straße sperren – gar nicht so einfach, selbst man beste Gründe dafür hat: Die Stadt Waldbröl möchte Elterntaxis ausbremsen und damit den Weg zur Schule sicherer machen für jeden, der zu Fuß oder auf dem Fahrrad auf dem Weg dorthin ist. So soll die Goethestraße an Schultagen befristet zugemacht werden, und zwar in der Zeit von 7 bis 16 Uhr. Das sehen die Pläne von Rudolf Bergen vor.

Diese hat der Mobilitätsmanager der Stadt nun am Dienstagabend dem Ausschuss für Bauen und Verkehr des Stadtrats vorgestellt – inklusive des langen Rattenschwanzes an verkehrsrechtlichen Dingen und anderen Herausforderungen, die jetzt gelöst werden wollen und müssen, damit die Schulstraße voraussichtlich 2025 kommen kann.

Wilde Wendemanöver von Elterntaxis in Waldbröl

„Denn es hilft ja nicht, nur die Goethestraße zu sperren“, erklärt Bergen. „Die Probleme würden sich dann nämlich sofort auf die Nachbarstraßen verlagern.“ Neue Verkehrsregeln soll es also auch für den Höhenweg, die Schillerstraße und den Roseggerweg geben. Die Goethestraße führt von der Vennstraße an der Nutscheidhalle vorbei und hinauf zum Hollenberg-Gymnasium und zur städtischen Gesamtschule, rechts und links davon befinden sich drei Parkplätze.

Bisher, so hat der Mobilitätsmanager herausgefunden, haben in Nordrhein-Westfalen nur die Städte Köln, Bonn und Essen solche Schulstraßen eingerichtet, „wobei Köln und Bonn andere Lösungen gefunden haben als Waldbröl“. Die Marktstadt wäre also Vorreiter in Oberberg. Möglich macht das Ausweisen von Schulstraßen und deren befristete Sperrung ein Erlass des Landesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, der Ende Januar in Kraft getreten ist.

Waldbröl als Vorbild für andere Kleinstädte im Land

Und weil Waldbröl mit diesem Vorhaben ein Vorbild für andere Kleinstädte im Land sein könnte, hat die Bundesanstalt für Straßenwesen Rudolf Bergen zufolge angekündigt, sie werde der Marktstadt eine tiefgehende Evaluierung – sprich: eine gründliche Verkehrsmessung mit Datenerhebungen per Kamera – spendieren. „Sie suchte eine Stadt dafür.“ Aber schon heute sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache, wie eine Erhebung durch das Straßenverkehrsamt des Oberbergischen Kreises jüngst gezeigt hat: Fast 1000 Fahrzeuge sind an Schultagen auf der Goethestraße insgesamt unterwegs, samstags sind es dagegen keine 300, sonntags noch weniger.

Wie dringend dieses Problem angegangen werden muss, betont auch Albert Gerhardt, ein Anwohner der Schillerstraße. Dort versperrt bereits eine Schranke den letzten Weg zum Schulzentrum: „Die Eltern fahren bis an die Schranke und dann wenden sie wie wild auf unserer Straße.“ Und die sei keine drei Meter breit. „Wir haben Schäden an den Häusern, an unseren Zäunen, an unseren Autos.“ Denn für die Wendemanöver müssten meist auch die privaten Grundstücke herhalten. „Dabei sehen wir sehr oft, wie Kinder und Jugendliche fast angefahren werden. Viele Eltern rasen die Straße auch rückwärts wieder raus.“

Künftig sollen fünf Parkplätze in der Nachbarschaft den Eltern als Bring- und Abholstationen dienen sowie als Abstellfläche für die Fahrzeuge von Schülerinnen und Schülern. „Der nächste Parkplatz ist etwa 230 Meter vom Schulzentrum entfernt“, sagt Rudolf Bergen. Die rund 100 Stellplätze an der Goethestraße sollen nur noch den Schulbediensteten zur Verfügung stehen. 55 Euro Strafe soll es dann kosten, fährt man trotzdem in die Goethestraße, für die Eltern von Kindern mit Einschränkungen solle es natürlich ebenso Ausnahmegenehmigungen geben wie für die Anwohnerinnen und Anwohner.

Bis zum Beginn des kommenden Jahres möchte der Mobilitätsmanager auch dafür die rechtlichen Lösungen gefunden haben.