Seit 65 Jahren sind Elsa und Peter Friesen aus Waldbröl verheiratet. Sie flohen einst aus der Sowjetunion.
Eiserne HochzeitDiese Oberberger haben 37 Urenkel
„Ich bin in einem kleinen Dorf in der Region Omsk in Sibirien geboren“, erzählt Peter Friesen aus dem Waldbröler Stadtteil Maibuche. Am Freitag, 13. Dezember, feiert er mit seiner Frau Elsa das Fest der Eisernen Hochzeit. Wir besuchten das Paar und ließen uns ihre bewegte Lebensgeschichten erzählen.
Arbeit in der Kolchose
„Wir haben dort alle Plattdeutsch gesprochen, die im Dorf nebenan sprachen Hochdeutsch und in den Orten darum lebten Russen“, erinnert sich der 90-Jährige. In den Wintern sei es furchtbar kalt gewesen und ab einem Alter von zwölf Jahren habe er in der Landwirtschaft gearbeitet: „In unserer Kolchose hatten wir Kühe, Ochsen und Schweine.“
Seine Mutter sei bereits gestorben, als er vier war. Die Jubilarin hingegen ist 1940 im Dorf Leninpol in Kirgisistan geboren. Sie berichtet von einer ärmlichen Kindheit. Ihr Vater sei 1942 zum Arbeitsdienst gerufen worden und erst vier Jahre später zurückgekommen. Sechs Monate darauf sei er gestorben.
Hunger im Winter in Kirgisistan
Die Familie habe sehr gehungert, sodass sie die Winter bei den Großeltern verbracht hatten: „Meine Tante ist mit zwei Kindern verhungert.“ Zudem seien ständig verwundete Soldaten bei ihnen einquartiert worden: „Aber wir hatten nichts zu essen und nichts anzuziehen.“
1957 lernte sich das Paar nach dem Gottesdienst im Gemeindehaus kennengelernt, nachdem Peter ein Jahr zuvor in das Dorf gezogen war. Beide fanden sofort Gefallen aneinander und heirateten zwei Jahre später.
Ihr Leben war geprägt von der Arbeit in der Landwirtschaft. Während er zunächst am Bau arbeitete und später Mähdrescher fuhr, war sie in einer Versuchsstation tätig. Ihre sechs Kinder – vier Mädchen und zwei Jungen – arbeiteten nach der Schule und in den ersten drei Wochen nach den Sommerferien im Tabakanbau.
1988 nach Deutschland ausgewandert
1988 wanderte die Familie nach Deutschland aus, was erst durch die Politik Michail Gorbatschows möglich gewesen sei. Ihre Wahl fiel auf Waldbröl, da einige andere Dorfbewohner kurz zuvor schon dorthin umgesiedelt waren.
Tochter Galena erinnert sich: „In Kirgisien wurden wir als Faschisten beschimpft, obwohl wir mit den Nazis überhaupt nichts zu tun hatten – hier waren wir dann die Russen.“ Kontakte in die frühere Heimat gibt es keine mehr: „Von dort sind alle entweder nach Deutschland oder nach Königsberg gezogen.“
In Nümbrecht Arbeit gefunden
Elsa Friesen fand Arbeit in der früheren Kaufhalle, ihr Mann als Vermessungshelfer in Nümbrecht. Mit Freunden und ihren Kindern haben sie ihr Haus in Maibuche größtenteils in Eigenleistung errichtet und sich in ihrer Freizeit gerne um den Garten gekümmert. Ihre Kindheit hat die Jubilarin geprägt.
Rund 80 Jahre später resümiert sie: „Wir sind sehr froh, dass wir jetzt in Deutschland sind – hier gibt es genug zu essen und anzuziehen.“ Rückblickend sagt auch ihr Mann: „Wir hatten ein schweres Leben, aber sind trotzdem froh.“
Lob für die neue Heimat in Oberberg
Das Jubelpaar hat beschlossen, die Eiserne Hochzeit nicht extra zu feiern, erst vor Kurzem stand der 90. Geburtstag des Bräutigams an und nun steht Weihnachten bevor: „Traditionell kommen wir alle am zweiten Weihnachtstag zusammen“, sagt er. Und seine Frau ergänzt: „Im November ist unsere Familie mit inzwischen 37 Urenkeln auf 80 Personen angewachsen.“ Michael Kupper