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Baustelle in WaldbrölMerkur-Komplex fällt Brocken um Brocken

Lesezeit 3 Minuten

Die Drei vom Bau: Gebäudemanager Christoph Peikert (v.l.), Bauleiter Thomas Sachs und Polier Hartmut Douwes haben alles im Blick. 

Waldbröl – Plötzlich ist auch dieser Widerstand gebrochen: Krachend geht der Stahl in die Knie, die Balkonverkleidung biegt und windet sich noch einmal, dann fällt auch sie auf den Schuttberg. Kurz nach 10 Uhr ist es, auf dem Merkur-Gelände in Waldbröl frisst sich ein Bagger mit großem Appetit durch jene Wände, die früher Altenwohnungen beherbergt haben. Stück für Stück und immer unersättlich knabbert sich das schwere Werkzeug durch den Beton. Fachleute wie Polier Hartmut Douwes sprechen daher schon lange nicht mehr von Abriss. Heute heißt das Abbruch. Und der geht zügig voran. „Innen ist erledigt“, sagt der Mann vom Spezialunternehmen Bodo Freimuth aus Bülkau (bei Cuxhaven) und meint damit, dass der marode Komplex inzwischen völlig entkernt ist.

Baustelle wird rund um die Uhr überwacht

Ende Oktober haben diese Arbeiten begonnen, seither haben die Männer um Douwes und Bauleiter Thomas Sachs (Firma Mull und Partner, Hagen) bereits mehr als 3500 Quadratmeter Fassade weggeputzt – und damit Schadstoffe wie künstliche Mineralwolle (Dämmstoff) und vor allem Asbest entsorgt. Jetzt fällt Merkurs Hülle – das sind rund 70 000 Kubikmeter umbauter Raum, verteilt auf sieben Stockwerke. 1971 war die Riesen-Immobilie mit einst 170 Wohnungen, einigen Geschäften und einem Automaten-Casino in Waldbröls Mitte fertiggestellt worden. 2007 gingen dann die letzten Mieter. Es waren etwa 20.

Die Drei vom Bau: Gebäudemanager Christoph Peikert (v.l.), Bauleiter Thomas Sachs und Polier Hartmut Douwes haben alles im Blick. Neben dem Merkur-Komplex wird auch ein Haus an der Bahnhofstraße (u.l.) abgebrochen. Klaffende Löcher in der Merkur-Fassade geben den Blick in die früheren Wohnungen frei – zum Beispiel ins Badezimmer (u.M.). Alles Brauchbare daraus wird übrigens recycelt.

Seither hat der Merkur-Komplex leergestanden. „Ich sehe ihn seit 30 Jahren“, blickt Christoph Peikert vom Gebäudemanagement der Stadtverwaltung auf seine Zeit in der Marktstadt zurück. Dass er Merkur bald nicht mehr sehen muss, sieht der 57-Jährige eher nüchtern: „Endlich verschwindet der Bau.“ Mehr als 5,94 Millionen Euro kosten Abbruch und Neubau nach der jüngsten Kalkulation.

Im Frühsommer kommenden Jahres soll Merkur Geschichte sein. Ein Teil davon aber geht nicht verloren: „Wir schätzen, dass wir rund 10 000 Kubikmeter des Stahlbetons weiter benutzen können“, erklärt Bauleiter Sachs. Derzeit werden die Merkur-Brocken zu meterhohen Bergen aufgeschüttet, in wenigen Wochen wird ein Brecher auf dem Bauplatz an der Nümbrechter Straße stehen und diese Brocken weiter zerkrümeln. „Daraus machen wir zunächst eine ebene Fläche“, führt Sachs aus. Diese soll dafür sorgen, dass die Maschinen von Freimuth sicher stehen.

Die Drei vom Bau: Gebäudemanager Christoph Peikert (v.l.), Bauleiter Thomas Sachs und Polier Hartmut Douwes haben alles im Blick. Neben dem Merkur-Komplex wird auch ein Haus an der Bahnhofstraße (u.l.) abgebrochen. Klaffende Löcher in der Merkur-Fassade geben den Blick in die früheren Wohnungen frei – zum Beispiel ins Badezimmer (u.M.). Alles Brauchbare daraus wird übrigens recycelt.

Denn: In spätestens zwei Wochen greift ein 80 Tonnen schwerer Bagger von oben an. „Damit erreichen wir eine Höhe von maximal 32 Metern und brechen von oben ab“, sagt Sachs. 27 Meter misst die Merkur-Brache zurzeit an ihrer höchsten Stelle. Und wird der Schutt dort nicht gebraucht, so soll er erneut auf Belastungen überprüft werden. „Danach könnte er eventuell im Straßenbau zum Einsatz kommen“, überlegt Fachmann Peikert und verspricht, dass kein Merkur-Klumpen in den geplanten neuen Immobilien weiterlebt. Auf der Baustelle wundert er sich, wie wenig Moniereisen in den Wohnungen verbaut worden ist: „Heute findet man davon viel mehr in den Wänden.“

Die Drei vom Bau: Gebäudemanager Christoph Peikert (v.l.), Bauleiter Thomas Sachs und Polier Hartmut Douwes haben alles im Blick. Neben dem Merkur-Komplex wird auch ein Haus an der Bahnhofstraße (u.l.) abgebrochen. Klaffende Löcher in der Merkur-Fassade geben den Blick in die früheren Wohnungen frei – zum Beispiel ins Badezimmer (u.M.). Alles Brauchbare daraus wird übrigens recycelt.

Dass von solchem Material nichts abhanden kommen, dafür soll auch eine 24-Stunden-Überwachung sorgen: Aus der Höhe richten sich Kameras auf die Schuttlandschaft. Und sollten sie unerwünschte Bewegungen auf dem rund 12 000 Quadratmeter großen Gelände registrieren, so schlägt eine Zentrale Alarm und schreckt den Polier Hartmut Douwes aus dem Schlaf: Er hat seinen Wohnwagen hinter den Stahlgittern bezogen und wohnt dort für die Zeit des Abbruchs. Er liebt seinen Job, auch wenn dieser viel mit Zerstörung zu tun hat: „Aber am Abend kann ich immer sehen, was wir am Tag geschafft haben“, freut sich der Mann aus Rhauderfehn (bei Leer), für den Merkur das zweite imposante Projekt nach dem Abbruch eines Zentrallagers in Kamen ist.

Bei seiner Arbeit zusehen kann jeder, und das bequem vom Sofa aus. Es gibt eine Webcam: www.waldbroel.de