Kündigung wegen VirusVorwürfe von Ex-Mitarbeiterinnen gegen Waldbröler Firma
Waldbröl – Bis vor kurzem waren sie der dreiköpfige Außendienst der Waldbröler Firma C. Pauli GmbH. Jetzt sitzen sie auf der Straße – alle drei. Und sie erheben schwere Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber, der unter anderem Stoffe aus biologischen Naturfasern vertreibt. Die Firma nutze die Corona-Krise als Vorwand, um Mitarbeiter loszuwerden.
„Aus dem Nichts“ seien sie gekündigt worden, sagen sie (alle Namen sind der Redaktion bekannt). Auch von massivem Druck und einer „Drohmail“, bis wann die Firmenwagen zurückzubringen seien, ist die Rede.
„Mittwochs habe ich noch ein Briefing bekommen. Ich sollte mich innerbetrieblich anderen Aufgaben widmen. Da war ich noch ganz angetan“, berichtet eine. „Dafür sollte ich nach Waldbröl ins Büro fahren statt aus dem Homeoffice zu arbeiten.“
Stattdessen: Computerarbeit
Doch die Aufgabe, die sie hätte erledigen sollen, habe gar nicht stattgefunden, berichtet sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Stattdessen: Computerarbeit. Die hätte sie aber auch von Zuhause aus erledigen können, schrieb sie ihrer Chefin, Claudia Pauli. Die habe dem Wunsch aber eine Absage erteilt. Also sei sie freitags wieder ins Büro gekommen – dort sei sie um 11 Uhr von einer Mitarbeiterin der Personalabteilung abgeholt worden – zur Übergabe der Kündigung.
Eine andere Betroffene berichtet, dass sie etwa gleichzeitig in ihrem Homeoffice ein Anruf aus der Firma ereilt hätte – sie sollte mal eben eine Liste schicken. Im gleichen Moment, so vermutet sie, sei von außen auf ihren Dienstlaptop zugegriffen und dieser für sie gesperrt worden. Schon am nächsten Tag habe sie dann ihre Kündigung im Briefkasten gefunden.
„Schließung der Abteilung war im Vorfeld entschieden“
Natürlich, sagt eine, sei man bereit gewesen, über Kurzarbeit zu sprechen, wenn die Firma finanzielle Schwierigkeiten habe. Gerade in der Corona-Krise sei Solidarität gefragt – aber eben von allen Seiten. Die Firma C. Pauli hingegen hätte die drei Frauen ohne Kommentar oder Nennung von Gründen gefeuert.
Die Firma C. Pauli stellt die Sachlage völlig anders dar. Personalchef Dennis Domnick betont auf Nachfrage, es handle sich um betriebsbedingte Kündigungen. Dass die ganze Außendienst-Abteilung bei C. Pauli zum 30. April geschlossen wird, sei im Vorfeld entschieden worden und habe entgegen der Aussage der Ex-Mitarbeiterinnen mit der Corona-Krise gar nichts zu tun. Deshalb habe es auch keine Gespräche über Kurzarbeit gegeben.
„Die Umsätze in unseren Shops gehen seit geraumer Zeit spürbar zurück, sodass wir den zunehmenden Onlinehandel mit unserer Ware fördern und vorziehen“, heißt es in einer von Dennis Domnick verschickten Pressemitteilung der Firma C. Pauli. Natürlich komme jetzt noch dazu, dass der Außendienst wegen der Coronavirus-Krise gar keine Termine wahrnehmen könne, weil die aufzusuchenden Geschäfte ja alle geschlossen seien.
Arbeitgeber kann alles mögliche behaupten
Diese Darstellung der Firma nimmt Haydar Tokmak, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall in Gummersbach, mit großer Skepsis zur Kenntnis. „Der Arbeitgeber kann ja alles mögliche behaupten. Für uns ist das sehr schwer einzuschätzen, weil es bei der C. Pauli GmbH keinen Betriebsrat gibt.“ Nach seinen Erfahrungen traue sich dort kein Mitarbeiter, das Wort „Betriebsrat“ überhaupt in den Mund zu nehmen. Dass der Außendienst gerade jetzt entlassen worden ist und dass dieser Vorgang nichts mit der Corona-Krise zu tun haben soll, hält Haydar Tokmak für einen „komischen Zufall“, wie er sagt. „Wie gesagt: Wir bekommen da keinen Einblick, aber meine Einschätzung ist: Es hätte nichts dagegengesprochen, Kurzarbeit anzuwenden, um erst einmal Zeit zu gewinnen.“
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Ob die Kündigungen rechtens sind oder nicht, werde nun vor Gericht geklärt. Tokmak kündigte an, dass Kündigungsschutzklage erhoben werden soll.