Tempo 30 in OberbergGeschwindigkeitsbeschränkung allein hat oft kaum einen Effekt
Oberberg – Oft sind es die Ortsdurchfahrten, die bei Anwohnern Anlass zur Kritik am Fahrstil der Verkehrsteilnehmer bieten. Zu schnelles Fahren gefährde die Sicherheit der Fußgänger, führen sie als Begründung ins Feld: Der Ruf nach der Einrichtung von Tempo-30-Zonen wird quer durch Oberberg laut.
Doch ist es mit der Umwandlung neuralgischer Punkte in Tempo-30-Zonen oft nicht getan, wie beispielhaft ein Leser aus Nümbrecht berichtet. In seinem Heimatort Haan wurde auf Antrag der Dorfgemeinschaft die Höchstgeschwindigkeit auf 30 begrenzt. Dennoch wurde unser Leser von einem viel zu schnell vorbeifahrenden Auto beinahe überfahren. „Trotz Tempo 30 wird hier weiter gerast.“ Eine Erfahrung, die die Kreispolizeibehörde in Gummersbach teilt.
„Wenn man nur ein Schild aufstellt, das die Geschwindigkeit beschränkt, dann bringt das relativ wenig“, sagt Polizeisprecher Michael Tietze. Untersuchungen hätten gezeigt, dass es flankierender baulicher Maßnahmen bedürfe, um einen Effekt zu erzielen – Aufpflasterungen, fahrbahnverengende Inseln, Kölner Teller oder alternierendes Parken auf beiden Straßenseiten zum Beispiel.
Auch ökologische Probleme
Oder Bodenschwellen. Doch die können nicht überall eingebaut werden und ziehen außerdem andere Probleme nach sich: Sie gelten gemeinhin als Lärmquelle, weil die Fahrzeuge vor der Schwelle bremsen müssen und dahinter wieder beschleunigen – was zusätzlich auch ökologisch problematisch ist.
Arbeitskreis Verkehrsberuhigung
Um die Fülle an Anträgen zur Einrichtung von Tempo-30-Zonen besser bearbeiten zu können, haben Polizei und Verwaltung in der Gemeinde Engelskirchen den „Arbeitskreis Verkehrsberuhigung“ gegründet.
Am heutigen Dienstag tritt das Gremium, zu dem jede im Gemeinderat vertretene Partei zwei Mitglieder entsendet, erstmals zusammen. Die Tagesordnung hat es gleich in der ersten Sitzung in sich: Der Arbeitskreis befasst sich mit Einreichungen von Anwohnern oder den Fraktionen zu neun konkreten Stellen im Gemeindegebiet, die in Tempo-30-Zonen umgewandelt werden sollen.
Mit dabei: Zielgerichtete Verkehrsberuhigung für die Straße Broich, Tempo 30 im Bereich der Kreuzung Hintersteimel/Hülsen und die Geschwindigkeit anzeigende LED-Smileys vor jeder Schule. (sül)
Eine andere Option ist die Umwandlung in eine Spielstraße – das hatten sich beispielsweise Anwohner im Wohngebiet Hauerberg in Marienheide gewünscht. Doch auch diese Entscheidung trifft nicht die Gemeinde, sondern das Straßenverkehrsamt des Oberbergischen Kreises. Und: Es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden, oft sind auch dafür bauliche Maßnahmen erforderlich.
Die Polizei nehme den fließenden Verkehr vor Kindergärten und Schulen, wo ja auch Tempo 30 gelte, häufig in den Fokus, sagt Polizeisprecher Tietze. Die Verkehrsüberwachung durch mobile Blitzer in verkehrsberuhigten Wohngebieten sei wegen der engen Straßenführung allerdings oft schwierig.
Tempo 30 in allen Dörfern?
Ein regelrechtes Raser-Problem in Tempo-30-Zonen scheint es ohnehin nicht zu geben: Die Bußgeldstelle des Kreisordnungsamtes hat exemplarisch mehrere Messstellen in 30er-Zonen in der elektronischen Erfassung überprüft, teilt Kreissprecherin Iris Trespe mit. „Eine signifikante Steigerung von Geschwindigkeitsverstößen konnte weder durch diese Auswertung noch durch Befragung des zuständigen Kollegen in der Bußgeldstelle bestätigt werden.“ Die Messstellen seien unauffällig, die Fallzahlen bewegten sich im üblichen Rahmen.
Auch von einem vermehrten Unfallaufkommen in Tempo-30-Zonen könne keine Rede sein. Seit dem 1. Januar 2015, also innerhalb von fast sechseinhalb Jahren, weist die polizeiliche Statistik für Oberberg vier Unfälle mit schwer verletzten Personen in Tempo-30-Bereichen aus, teilt Polizeisprecher Tietze mit.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Wiehler CDU hat derweil einen Antrag formuliert, gemäß dem in allen kleineren Dörfern und Ortschaften in Wiehl mit einem Schlag eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometern eingeführt werden soll. Der Bauausschuss wird ihn in seiner Sitzung im September beraten.