Weltberühmter OpernregisseurWilly Decker hat in Eckenhagen sein Refugium gefunden
Eckenhagen – Ob die Metropolitan Oper in New York oder die Staatsoper in Wien. Er kennt die internationalen Bühnen. Sein Repertoire umfasst beinahe die gesamte Opernliteratur. Willy Decker ist einer der namhaftesten und erfolgreichsten Opernregisseure der Welt. Und seinen Alterswohnsitz hat er in Eckenhagen gefunden. Was hat ihn hierher geführt?
„Es war das Haus“, sagt er im Gespräch. „Aus jedem Fenster kann ich in den Wald schauen.“ Die sogenannte Ragoczy-Villa, das ehemalige Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde bietet Raum auch für seine Zen-Meditationen mit Freunden und Schülern. Und der Flughafen ist nicht weit.
Großes Lampenfieber
Willy Decker wurde 1950 in Pulheim geboren. Sein Vater war Stahlarbeiter. Es war die Mutter, die ihm die Musik nahebrachte. „Mit ihren sechs Geschwistern und meinem Opa sang sie im Extrachor der Kölner Oper.“
Die Sänger und Sängerinnen wurden bei großen Produktionen gebraucht, um den Stammchor zu ergänzen. Zuhause wurde dann für „Aida“ geprobt, „mit verteilten Stimmen“. Mama besaß auch einen Plattenspieler. Deckers erste Langspielplatte war Militärmusik, „Der große Zapfenstreich“, wie er sich lachend erinnert. Mit Töpfen und Deckeln ging er in den Garten hinter dem kleinen Arbeiterhaus und machte Musik. Da war er fünf.
Mit sechs begann er Geige zu spielen und brachte es durch sein Studium an der Kölner Musikhochschule „bis fast zur Konzertreife“. Großes Lampenfieber verhinderte eine Laufbahn als Violinist. Bei Josef Metternich (Bariton) studierte er Gesang. Über die „Opernschule“ der Musikhochschule kam Decker als Hospitant zu Opernregisseur Kurt Horres nach Wuppertal. Rasch stand für ihn fest: „Das will ich auch machen.“
Oberspielleiter an der Kölner Oper
Schon mit 36 Jahren war er Oberspielleiter der Kölner Oper. Seine Regiekunst führt ihn seit 1990 an die Opernhäuser in aller Welt: Paris, Wien, Hamburg, Dresden, Florenz, London, Stockholm, Chicago, Brüssel, Amsterdam, Genf, Madrid, Barcelona und so weiter. Von 2007 bis 2011 war er Intendant der Ruhrtriennale Bochum, als Nachfolger von Jürgen Flimm.
„Ein Opernregisseur arbeitet etwa wie ein Filmregisseur“, sagt Decker. „Alles, was Sie auf der Opernbühne sehen, ist das Ergebnis meiner Arbeit, bin ich.“ Er führt die Sänger, und er fordert viel von ihnen. Seine Inszenierungen tragen eine unverkennbare Handschrift. Decker geht es immer um die Beziehung der Figuren, um „urmenschliche Vorgänge“, die er mit großer Klarheit in Szene setzt. „Ich bin ein ganz guter Psychologe“, sagt er von sich. 2005 gelang ihm mit der Inszenierung von Verdis „La Traviata“ mit Anna Netrebko und Rolando Villazón in den Hauptrollen ein Sensationserfolg.
Willy Decker findet Kraft und Geborgenheit im Zen-Buddhismus, gerade auch in Zeiten der Krise. 2006 begegnete er nach einem Burnout seinem Zen-Meister, bei dem er 13 Jahre lernte. Er folgt dem Weg des „Rinzai-Zen“, der anders ausgerichtet ist als die Schule des Thich Nhat Hanh im Buddhistischen Zentrum Waldbröl.
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Im September hat Decker seinen 70. Geburtstag gefeiert. Sein Rückzug ins Bergische vor acht Jahren bedeutet auch, dass er keine neuen Produktionen plant. Doch seine Inszenierungen sind weiterhin weltweit gefragt.
Für dieses noch junge Jahr ist Tschaikowskys „Pique Dame“ in Tokio angekündigt. Madrid will seine „Traviata“ nachholen. Dazu werden jeweils Kulissen, Kostüme und Requisiten auf die Reise geschickt. Willy Deckers Assistenten übernehmen vor Ort Organisation und Aufbau. Er selbst wird jeweils zwei Wochen vor der Premiere die Leitung übernehmen.
Wenn die Pandemie bis dahin besiegt ist.