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Bei zwei Landwirten in ReichshofSo findet man den richtigen Weihnachtsbaum

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Biohof Klein stehen Tannen zum Verkauf bereit.

Zimmerhöhen-gerecht zugeschnitten werden die Bäume auf dem Biohof von Matthias Klein (M.) in Zimmerseifen.

Die Weihnachtsbaum-Produktion im Oberbergischen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zwei Landwirte erklären, was die verschiedenen Bäume ausmacht und welcher Weihnachtsbaum in welches Wohnzimmer passt.

Auch wenn die Adventsbeleuchtung diesmal – den Energiepreisen geschuldet – allerorten etwas spärlicher gegenüber den Vorjahren erscheint: Auf den Weihnachtsbaum möchte niemand verzichten.

Bundesweit werden es in diesem Jahr wieder rund 30 Millionen Nordmann-, Nobilis-, Edel- , Blau- oder Kork-Tannen sein, die – individuell festlich dekoriert – den schönsten Feiertag im Jahreslauf begleiten. Und die auch ein geschäftliches Erfolgsmodell sind, denn bei etwa 20 Euro pro Meter Weihnachtsbaum ergibt sich ein Milliarden-Umsatz. Für Nordrhein-Westfalen als größtem deutschen Weihnachtsbaum-Produzenten ist das Oberbergische mit dem Sauerland und der Eifel ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor. Nicht umsonst gilt der Weihnachtsbaumverkauf seit der Corona-Zeit als „systemrelevant“.

Weihnachtsbäume: Der Durchschnittspreis liegt bei bis zu 29 Euro pro Meter

Lars Dissmann in Reichshof-Odenspiel ist landesweit einer der größten unter mittlerweile weniger als 40 landwirtschaftlichen Betrieben, deren baumschulisches Engagement auf Weihnachtsbäume konzentriert ist. Etwa 400 Bäume, nach Bedarf frisch geschlagen, sind bei ihm täglich im Angebot. Mit 200 Bäumen ist das Angebot auf dem Bio-Bauernhof von Matthias Klein in Reichshof-Zimmerseifen zwar etwas kleiner, doch Klein hat „Bio-Weihnachtsbäume“ für etwa 20 Euro pro Meter im Angebot, Dissmann – kein Bio-Landwirt – PEFC-zertifizierte Bäume für durchschnittlich 19 Euro pro Meter. Damit liegen beide unter dem Durchschnitt von bis zu 29 Euro, die in diesem Jahr in der Regel verlangt werden. Was aber hat das zu bedeuten, was sind Bio-Bäume und was bedeutet dieses PEFC-Zertifikat?

Matthias Klein, Chef des Bio-Bauernhofes Klein in Zimmerseifen, erklärt: „Unsere Bäume sind weder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, noch mit Kunstdünger aufgepäppelt. Sie wachsen, wie es die Natur ihnen vorgibt.“ Damit das Ganze nicht aus dem Ruder läuft, bedarf es zur Kultivierung der Bio-Bäume intensivster Pflege wie regelmäßiger Frei-Schneidearbeiten.

Matthias Klein steht neben einer seiner Weihnachstbäume

Matthias Klein (rechts) beim Weihnachtsbaumverkauf auf seinem Hof

Bei Lars Dissmann ist es gar nicht anders, selbst wenn er nicht als Bio-Landwirt geführt wird, testiert ihm das PEFC-Zertifikat nachhaltiges Wirtschaften. Auch bei ihm sind Kunstdünger und Pestizide ein absolutes Tabu. Nur ungern erinnert sich Lars Dissmann an den Skandal, der vor einigen Jahren die gesamte Branche in Verruf brachte, als im Sauerland große Baumschulen durch massiven Pestizid-Einsatz aufgefallen waren, aber auch entsprechend bestraft wurden. „So etwas färbt auf die gesamte Branche ab“, sagt Lars Dissmann. Favorit der Kundschaft beider Landwirte ist nach wie vor die Nordmanntanne. Sie ist beliebt, weil die Nadeln nicht piksen. Allerdings duften diese Bäume nicht.

Wer den intensiveren Harzduft mag, ist bei der Nobilis richtig. Duft mit einer zitronigen Note verströmt die Kork- oder Felsentanne. Diese ursprünglich aus Nordamerika stammende Art wird erst seit einigen Jahren als Weihnachtsbaum kultiviert, erfreut sich aber laut Lars Dissmann zunehmender Beliebtheit. Die Korktanne ist von schlankem Wuchs und von daher auch für kleinere Räume geeignet. Sie ist gegen die Trockenheit der letzten Jahre auch erheblich besser gewappnet als etwa die Nordmanntanne, dafür aber frostempfindlich.

Import von Weihnachtsbäumen aus Dänemark wird weniger

Alle Weihnachtsbäume, ob bei Dissmann oder Klein, stammen aus deren Kulturen und sind vor dem Verkauf meist frisch geschlagen. Anders als Bäume, die mittlerweile sogar bei Discountern angeboten werden und vielfach schon vor Wochen in Dänemark geschlagen wurden. „Der Import aus Dänemark“, so weiß Matthias Klein, „hat wegen der hohen Spritpreise und damit Transportkosten nachgelassen.“ Noch im vorigen Jahr hatte Dänemark allein zwei Millionen Weihnachtsbäume nach Deutschland exportiert.

Für Kunden, die es ganz frisch mögen, bieten beide Höfe an, die Bäume selbst in den Kulturen zu schlagen, auf dem Biohof Klein ist dafür traditionell der vierte Advent, also das nächste Wochenende, vorgesehen. „Dann kommen viele Familien mit ihren Kindern.“ Einen Tipp hat Lars Dissmann noch: „Die Bäume nicht direkt ins beheizte Wohnzimmer stellen, sondern auf Balkon oder Terrasse ein paar Tage akklimatisieren lassen.“ Ob ein Weihnachtsbaum frisch ist, lässt sich nicht nur an den Nadeln erkennen: die Schnittstelle muss ganz hell sein.