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Streit über „Heile Welt“ in WindfusAnwohner sehen Ruhe durch Ferienhaus gestört

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Heile_Welt_Windfus

Der Antrag auf Nutzungsänderung für die „Heile Welt“ in Windfus brachte die Diskussion in der Feriengemeinde Reichshof über die Rechtssicherheit von Ferienhäusern und -wohnungen in Gang. 

Reichshof-Windfus – Dass der Stein des Anstoßes ausgerechnet „Heile Welt“ heißt, findet zumindest ein Teil der Nachbarn der Straße „Im Pader Buchen“ in Reichshof-Windfus garantiert nicht lustig. Und dass die Gemeinde das bislang lediglich geduldete Ferienhaus nun im Rahmen einer Bebauungsplanänderung offiziell legitimieren will, erst recht nicht.

Aber so wird es kommen. Der Bauausschuss stimmte der Bebauungsplanänderung mit großer Mehrheit bereits am Mittwoch zu, der Gemeinderat wird dem am 1. Juli folgen.

Anwohner klagen über Krach

Die „Heile Welt“ beschäftigt die Reichshofer in unterschiedlicher Weise. Da sind zunächst die Probleme mit der Nachbarschaft: In mehreren Schreiben an die Gemeinde klagen Anlieger des Pader Buchen über Krach und zusätzlichen Fahrzeugverkehr in der Sackgasse Im Pader Buchen.

Die Bewohner des Hauses seien keine Ferien-, sondern oft nur Partygäste – mit den entsprechenden Nebenwirkungen wie nächtlichem Gegröle, Trampolinhopsen oder Seifenkistenrennen auf der Straße. Die Fremden seien rücksichtslos, achteten fremdes Eigentum nicht und ließen Hunde frei umherlaufen.

Der Kölner Besitzer des Hauses wirft dagegen insbesondere zwei Familien vor, „wenig Wert auf sachgemäße und wahrheitsgetreue Darstellung zu legen“. Er hat die Änderung des Bauungsplans beantragt, um das ehemalige Wohnhaus offiziell als Ferienhaus „Heile Welt“ festschreiben zu lassen.

Zielgruppen der Vermietung seien Familien mit Kindern und Monteurteams. Partys, Veranstaltungen oder Junggesellenabschiede seien in den Buchungsbedingungen ausdrücklich ausgeschlossen. Bei den Erwachsenen, die beispielsweise zusammen studiert hätten und sich jährlich einmal treffen wollten, handele es sich „nicht um ,feierwütige Partygäste’, sondern um erwachsene Menschen, die sich bewusst für die Heile Welt im Kurgebiet Reichshof entscheiden haben, um dem hektischen Alltag zu entfliehen“.

Die Monteurteams seien tagsüber nicht da, kämen erst zwischen 19 und 20 Uhr nach Hause, „diese Gäste bemerkt man nahezu gar nicht“.

Die Nachbarschaftsquerelen überschatten die grundsätzliche Bedeutung der B-Plan-Änderungen ganz besonders für eine Feriengemeinde wie den Reichshof. Ein neuer Paragraf in der Baunutzungsverordnung (13a) stellt fest, dass Ferienwohnungen und -häuser in der Regel zu nicht störenden Gewerbebetrieben zählen, die auch in Wohngebieten erlaubt sind.

Das schaffe Rechtsklarheit für alle in der Gemeinde bestehenden und geplanten Ferienhäuser und -wohnungen, hat die Gemeindeverwaltung auf eine umfangreiche Anfrage der Grünen mitgeteilt. Peu à peu sollen jetzt alle Bebauungspläne im Reichshof an die neue Gesetzeslage angepasst werden. Denn rechtlich seien alle privat vermieteten Ferienhäuser und Ferienwohnungen, bei denen die Nutzungsänderung nicht baurechtlich genehmigt worden sei, angreifbar.

Trotzdem: Nicht alle Mitglieder des Bauausschusses wollten sich mit der Bebauungsplanänderung im Pader Buchen in Windfus einverstanden erklärten. CDU-Ratsmitglied Otto-Christian Engelbertz berichtete von einem Besuch bei mehreren Anliegern.

Die fürchteten vor allem, dass es nicht bei dem einen Ferienhaus bleibe, sondern dass weitere Wohnhäuser gekauft und umgenutzt werden könnten. Die Zulassung der „Heilen Welt“ als Ferienhaus nur auf dieses Objekt zu begrenzen, sei nicht möglich, berichtete Fachbereichsleiterin Sarah Schmidt, man habe eigens beim Städte- und Gemeindebund nachgefragt.

Danach sei der 13a nur auf komplette Bebauungsplangebiete anzuwenden. Das veranlasste auch CDU-Fraktionschef Axel Osterberg wie Engelbertz, der Änderung nicht zuzustimmen. Auch von Christine Brach (Grüne) kam ein Nein. Sie monierte eine ihrer Ansicht nach fehlerhafte Bewertung der Nachbarschaftseingaben durch die Verwaltung und beantragte vergeblich eine Vertagung, um auszuloten, ob es nicht doch eine andere Lösung für den Pader Buchen gebe.