AboAbonnieren

Skiurlaub in Ischgl mit FolgenWie ein Reichshofer Freundeskreis Corona überstand

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Sorgloser Après-Ski (v.l.): Thomas Lutz, Ludger Müller, Bernd Caspari, Uwe Illesy und Siegfried Zilliger.

  1. Für die fünf Freunde des Ski-Clubs "WOW" wurde der Trip nach Ischgl folgenreich.
  2. Direkt nach der Rückkehr ließen sie sich testen. Drei Mann waren positiv.
  3. Die ersten Krankheitsanzeichen ließen dann auch nicht mehr lange auf sich warten...

Ischgl/Wildbergerhütte – Es sollte ein entspannter Urlaub werden. Gutes Wetter, viel Schnee auf den Ski-Pisten und mit den österreichischen Freunden Zeit verbringen. Wie jedes Jahr in Ischgl eben. Doch es kam anders. Für die fünf Freunde des Ski-Clubs "WOW", dessen Name sich aus den Initialen für Wildbergerhütte, Olpe und Wesel zusammensetzt, sollte dieser Ski-Urlaub noch länger nachwirken.

Vom 29. Februar bis zum 7. März hielten sich Thomas Lutz, Ludger Müller, Uwe Illesy aus Wildbergerhütte mit ihren Freunden Bernd Caspari und Siegfried Zilliger in dem Ski-Ort auf. "Von Corona hatten wir zwar schon gehört, aber da war das in Deutschland noch kein so großes Thema", sagt Uwe Illesy. Erst nach ihrer Rückkehr am Samstag kam bei den Skifahrern Unruhe auf. Über die sozialen Medien erfuhren sie vom Corona-Ausbruch in Ischgl. Ausgerechnet in der Bar, mit dessen Betreibern sie befreundet sind. "Wir sind herzlich miteinander. Da hat man sich natürlich mal abgeklatscht."

Auf Distanz mit den Liebsten

Schnell war für die Urlauber klar: Wir gehen freiwillig in Quarantäne. Über Whatsapp sprachen sie sich ab, informierten umgehend die Gesundheitsämter. Für die drei Oberberger ging alles ganz schnell: Dienstags wurde getestet, mittwochs lag das Ergebnis vor. Alle drei waren positiv. Von da an gingen sie in häusliche Quarantäne und erleben ihre Corona-Erkrankung auf ganz unterschiedliche Weise.

Neuer Inhalt

Uwe Illesy ist wieder gesund nach Corona

Ein Tag nach dem positiven Test, spürte Uwe Illesy die ersten Symptome der Erkrankung. Knapp drei Tage lang hatte er Fieber. Dazu kamen Gliederschmerzen. "Teilweise wusste ich nicht mehr, wie ich mich bewegen sollte", sagt der 55-Jährige. Doch das sei nicht das Schlimmste gewesen. Seine Frau und seine Tochter, die mit ihm in Quarantäne gingen, waren nämlich negativ getestet worden. Dadurch musste die Familie während der Zeit zu Hause Abstand halten. "Wir haben getrennt geschlafen und gegessen und sind uns, so gut es ging, aus dem Weg gegangen", sagt Illesy. Das sei hart gewesen.

Nach drei Wochen durfte er endlich wieder vor die Tür: "Es war gut, wieder zur Arbeit gehen zu können oder mal in den Baumarkt." Die neu gewonnene Freiheit hielt nicht lang: Kurz nach seiner Genesung kam die Kontaktsperre. Doch Illesy lobt die Maßnahmen: "Es geht ja nicht nur darum, die eigene Freiheit zu genießen, sondern darum, die Mitmenschen zu schützen - vor allem die Älteren."

Die verpassten Feiern

Auch Ludger Müller verbrachte die Zeit der Quarantäne in seinem Haus auf Abstand mit Frau und Tochter, die sich nicht infiziert hatten. Er sagt, das sei schlimmer gewesen, als die Krankheit. Er hatte nur Husten und Schnupfen. Er sei mit einer positiven Einstellung durch die Zeit gekommen: "Ich habe mir immer wieder gesagt: Wir schaffen das. Es wird schon einen milden Verlauf nehmen."Als er die Quarantäne verlassen durfte, sei er spazieren gegangen, sagt der 50-Jährige. Doch in der Zwischenzeit hatte sich viel geändert: "Ich war sozusagen Frischling, was die Sicherheitsmaßnahmen anging. Damit musste ich mich erstmal vertraut machen."

Gemeinsam durch die Krise

Am Tag der Entlassung ist Müller 50 Jahre alt geworden. "Das wollte ich eigentlich mit 250 Gästen feiern", sagt er. Auch der Betriebsausflug zum 25-jährigen Dienstjubiläum war für das Frühjahr geplant. Natürlich kann jetzt nichts davon stattfinden. Müller sagt: "Wenn das alles vorbei ist, gibt es einiges zu feiern und nachzuholen."

Neuer Inhalt

Ludger Müller mit Frau Nicole und Tocher Leona

Für Thomas Lutz, seine Frau Claudia und deren Kinder bedeutete die Corona-Quarantäne ein Zusammenrücken. Seine Frau wurde ebenfalls positiv getestet, auch die Kinder zeigten Symptome. "Wir mussten das gemeinsam durchstehen", sagt Claudia Lutz. Sie bemerkte zuerst verstopfte Ohren und den Verlust des Geruchssinns. Bald verspürte sie Atemnot. "Ich konnte nicht richtig durchatmen, das war schon beängstigend." Ihr Mann hatte mehrere Tage hohes Fieber. "Wir haben uns an den Händen gehalten und uns Kraft gegeben", sagt Thomas Lutz.

Nach wenigen Metern außer Atem

Die Kinder versorgten die Eltern mit Broten und Suppe. "Doch an Essen war gar nicht zu denken", sagt Claudia Lutz. "Man beschränkt sich sehr auf das Wesentliche: Klares Wasser, Luft und Sonne." Zwischendurch sei auch Langeweile aufgekommen, sagt Claudia Lutz. "Wenn wir da mal eine Ameise im Haus hatten, war schon ein aufregendes Ereignis."

Das könnte Sie auch interessieren:

Es sei wichtig gewesen, immer wieder aufzustehen und den Kreislauf in Schwung zu bringen, etwa bei einer Runde mit dem Hund über das eigene Grundstück. Doch selbst das war ihr oft zu viel: "Manchmal war ich nach wenigen Metern schon außer Atem", erzählt Claudia Lutz. Was sie nach dem Ende der Krankheit als erstes gemacht hat: "Vor die Tür treten und ganz tief durchatmen".

Interview mit Eckhard Becker, Waldbröls erster Fall

Sie waren der erste Waldbröler Corona-Patient. Wie kam es dazu?

Anfang März war ich mit meiner Frau zum Ski-Urlaub in Südtirol. Am zweiten Tag wurden dort die Hotels wegen Corona geschlossen. Wir mussten abreisen. Auf dem Rückweg habe ich meinen Arbeitgeber, den Bürgermeister, angerufen und Bescheid gesagt, dass wir aus einem Risikogebiet anreisen. In Absprache mit ihm und dem Gesundheitsamt haben wir uns in Quarantäne begeben.

Wie ging es dann weiter?

Nach ein paar Tagen kamen die Symptome. Ich hatte Schüttelfrost, Atemnot und konnte nichts mehr riechen. Mein Test war positiv, der meiner Frau nicht. Wo ich mich angesteckt habe, weiß ich bis heute nicht.

Neuer Inhalt

Eckhard Becker arbeitete für die Stadt Waldbröl drei Wochen im Home-Office.

Was ist Ihnen nach dem Testergebnis durch den Kopf gegangen?

Mit meinen 59 Jahren bin ich ja fast Teil der Risikogruppe. Das fühlt sich nicht gut an. Man ist ja nichts Besseres als die Mitbürger, die daran gestorben sind.

Wie haben sie die drei Wochen in Quarantäne durchgestanden?

Ich habe im Home-Office gearbeitet. Freunde und Verwandte haben uns mit Lebensmitteln versorgt.