Kirchengemeinde in ReichshofZweites Manual für die Orgel von 1706
Odenspiel – „Heute ist ein historischer Tag für die evangelische Kirchengemeinde Im Oberen Wiehltal“, freute sich Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies vor der evangelischen Kirche. Er ist der Schirmherr des Projektes „Pfeifenorgel für die Zukunft“, das im Herbst 2018 begonnen wurde.
„Hut ab vor diesem gigantischen Einsatz“, bewunderte er die Energie der Gemeinde, die mit Spenden und Fördermitteln mehr als 280 000 Euro zur Reorganisation des von den Kölner Domorgelbauern Ludwig und Friedrich Pranghe gebauten Instruments von 1706 beschafft hat.
Bewilligung der Förderung
Anlass der kleinen Feierstunde war die Bewilligung der Leader-Förderung des Projektes in Höhe von knapp 70 000 Euro durch die Bezirksregierung Köln. Gabriela Graf, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands von Leader „1000 Dörfer – eine Zukunft“, unterstrich die Bedeutung der Orgel für Dorfgemeinschaft und Kirchengemeinde.
Durch die bewilligten Mittel werde der Bau einer zweimanualigen Orgel ermöglicht, die das Spielen in einem wesentlich breiteren Klangspektrum gestatte. Wichtig für das Leader-Handlungsfeld „Lernen in der Region“ sei die Integration einer elektronischen Schnittstelle.
Orgel als Weltkulturerbe
„Es geht darum, das Weltkulturerbe Pfeifenorgel zukunftsfähig zu machen“, so Leader-Regionalmanagerin Heike Brand. „Wir möchten durch interessante und sinnvolle Ergänzungen musikalische Jugendliche motivieren, sich mit dem Orgelspiel generell und mit den besonderen Möglichkeiten dieses Instrumentes zu befassen – und vielleicht eine Ausbildung zum Organisten zu beginnen“, sagte sie mit Blick auf die Zukunft.
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“, zitierte die Beauftragte für Kirchenmusik, Beate Ising, den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry. Da nun nicht alle Menschen Schiffe oder Orgeln von vornherein mögen, sei die eigentliche Aufgabe gewesen, die Menschen von der Vision einer neuen Pfeifenorgel zu begeistern: „Es soll wieder zusammenkommen, was vor 300 Jahren einmal zusammengehörte.“
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Lothar Jacob, Leiter des Posaunenchores, erläuterte, dass der „Barocke Bergische Prospekt“ der Orgel während der Restaurierung der Kirche von 1968 bis 1972 in seiner ursprünglichen Form von 1697 mit seiner Bemalung von 1793 optisch wieder hergestellt wurde. Nun solle also die Pfeifenorgel hinter dem vorhandenen Prospekt wieder in Funktion gesetzt werden.
Der Marburger Orgelbauer Claudius MayWoehl hob die Innovationsbegeisterung der Gemeinde hervor, die sich durch ihre Ausrichtung auf die Zukunft klar von einer reinen Rekonstruktion der alten Orgel absetze. In einem Gespräch nach der Veranstaltung erläuterte er die physikalischen Hintergründe des Orgelbaus und vermittelte die Faszination der Bildung unterschiedlicher Klangfarben.