Gummersbach und Reichshof haben im Fahrradklimatest besonders schlechte Noten für ihre Radinfrastruktur erhalten.
Fahrradklimatest 2022Überwiegend ernüchternde Ergebnisse im Oberbergischen Kreis
Mit der Anzahl der Radfahrerinnen und Radfahrer, die sich beim aktuellen „Fahrradklimatest“ des Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Clubs (ADFC) zu Wort gemeldet haben, ist Eike Schmilinsky sehr zufrieden. Dagegen sorgten die meisten der Ergebnisse aus dem Oberbergischen Kreis beim Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Oberberg-Mitte für Ernüchterung – wieder einmal. Ein paar Leuchtturmprojekte gebe es, etliches sei geplant.
Aber grundsätzlich gebe es „noch viel Luft nach oben“. 1038 Oberbergerinnen und Oberberger haben ihre Einschätzung zur Qualität der Radinfrastruktur in ihrer Heimat abgegeben. Ein Schulnoten-System ermöglicht einen Vergleich mit den 1101 anderen Kommunen, die mitgemacht haben.
Umbau teilweise schwierig – Städte sind für Autofahrer geplant
In der Gewichtsklasse der Städte mit über 50.000 Einwohnern schaffte es Gummersbach auf Platz 108 von 113 – Durchschnittsnote 4,5. Negativ wurde etwa die Erreichbarkeit des Stadtzentrums angemerkt, aber auch die mangelnde Öffnung von Einbahnstraßen für Radler. Dieses Thema sei in der Kreisstadt inzwischen angegangen worden, merkte Schmilinsky an, jedoch erst, nachdem viele Umfragebögen schon abgegeben waren.
Dahinter landete die Gemeinde Reichshof, gleiche Note, auf Rang 450 von 474 im Bundesvergleich. Oberbergs Bestnote ging an Bergneustadt, mit der Schulnote 3,5 und Platz 57 von 474 Kommunen. Als positiv nahmen die Teilnehmer dort den Faktor „Öffentliche Fahrräder/ Fahrradverleih“ wahr, ebenso die Fahrradförderung in letzter Zeit und die Oberfläche der Radwege.
So sei Gummersbach für Autofahrer geplant, was den Umbau schwierig mache. Dennoch hatte er gerade für die Kreisstadt einige konkrete Ideen parat, die sich mit wenig Aufwand umsetzen ließen – die Wilhelmstraße als Rad-Umgehung für die Fußgängerzone, zum Beispiel. Und am Bergischen Hof sei der Fußweg so breit, dass es Platz für einen Radweg gebe. Moritz Heister aus Engelskirchen, Veranstalter der ersten „Kidical Mass“-Demo im letzten Jahr, verwies auf die demografische Entwicklung.
Von der wachsenden Zahl der Rentner könnten sich künftig immer weniger einen Pkw leisten, müssten also auf E-Scooter oder Elektro-Rollstühle zurückgreifen – und seien somit ebenfalls auf sichere Radwege angewiesen. Gummersbachs stellvertretender Bürgermeister Jürgen Marquardt sagte, er habe einige Erkenntnisse aus der Befragung mitgenommen. Er regte eine interkommunale Zusammenarbeit zwecks Verbesserung der Rad-Infrastruktur in Oberberg an: „Es muss ja nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen.“