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Cannabis-Plantagen in leeren HäusernNümbrechter muss sich vor Gericht verantworten

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Bei Mordermittlungen haben Polizisten zufällig eine Hanfplantage entdeckt. Ein Nümbrechter steht wegen des Anbaus vor Gericht.

Nümbrecht – Auf fast 1600 Pflanzen schätzt die Bonner Staatsanwaltschaft den Bestand von Cannabisplantagen, die ein heute 29 Jahre alter Oberberger in Hilchenbach im Kreis Siegen-Wittgenstein und in der Gemeinde Reichshof unterhalten haben soll. Ab dem 9. November wird dem Mann vor der Zweiten Großen Strafkammer am Landgericht in Bonn der Prozess gemacht, zurzeit angesetzt sind sieben Verhandlungstage.

Hilchenbach: Polizei will Mord aufklären und findet Hanfplantage

Dem nun Angeklagten waren die Behörden wohl durch Zufall auf die Spur gekommen: So berichtete die Siegener Zeitung am 27. August vergangenen Jahres, dass Ermittler der Polizei aus Hagen nach einem brutalen Mord an einem 74 Jahre alten Mann in Hilchenbach plötzlich auf eine der Hanfplantagen gestoßen waren.

Die Beamten hatten in der Nähe des Tatortes an einem Nachbarhaus eine aufgebrochene Tür entdeckt. Ein Zusammenhang zu dem Tötungsdelikt ergab sich allerdings nicht.

Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt die Bonner Gerichtssprecherin Dr. Saskia Wielpütz, dass es sich bei jener Stadtvilla um einen der Plantagen-Standorte handeln soll. Für diese soll er stets leerstehende Immobilien genutzt haben. In welchem Zusammenhang der Mann zu dem Haus steht, dürfe sie allerdings mit Blick auf den anstehenden Prozess nicht sagen.

Durchsuchungen in Oberberg fördern weitere Drogen zutage

Danach wurden die Ermittler in Oberberg aktiv, und das offenbar sehr gezielt: Am 20. Mai durchsuchten mehr als 100 Beamte zehn Gebäude in Waldbröl, Nümbrecht und eben in Reichshof sowie in Ruppichteroth und Windeck. Und sie wurden fündig: Es seien insgesamt etwa ein Kilogramm Kokain und Marihuana, rund fünf Kilogramm Amphetamin sowie Amphetaminöl zur Herstellung von mehr als 100 Kilogramm Amphetamin sichergestellt worden.

Dem Polizeibericht von damals zufolge stammt der jetzt Angeklagte aus der Gemeinde Nümbrecht. Am 14. Juli hat die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage erhoben wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. „Zudem gibt es fünf weitere Personen, deren Fälle aber gesondert verfolgt werden“, berichtet dazu Gerichtssprecherin Dr. Patricia Meyer.

Die Vorwürfe gegen den Nümbrechter beziehen sich der Anklageschrift zufolge auf die Zeit von August bis in den vergangenen Mai. Meyers Kollegin Wielpütz betont: „Der Mordfall in Hilchenbach spielt im Prozess vor dem Landgericht keine Rolle.“

Knapp 1600 Pflanzen: Nümbrechter baut in Hilchenbach und Reichshof Hanf an

Allein in Hilchenbach soll der Mann laut Anklage rund 30 Kilogramm Cannabis von etwa 660 Pflanzen geerntet haben. Die Polizei habe eine Restmenge von 1,8 Kilogramm an Marihuana sichergestellt. In Reichshof soll der Beschuldigte rund 930 Pflanzen gepflegt und bis zu seiner Festnahme eine Ernte von 24 Kilogramm eingefahren haben. Für die Gesamtmenge an Marihuana hat die Staatsanwaltschaft einen Wert von rund 205.200 Euro errechnet. Ein Kilogramm liege bei nahezu 3800 Euro, heißt es.

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In Reichshof soll der 29-Jährige dagegen nicht nur angebaut, sondern an derselben Adresse auch eine Art Lager eingerichtet haben. Dort sollen Streckmittel aller Art, rund 26 Kilogramm an Amphetamin-Salzen sowie Ölzubereitungen gefunden worden sein. Weiterhin sollen die Beamten etwa 260 Gramm einer Kokain-Hydro-Chlorid-Zubereitungen, mutmaßlich bestimmt für die Herstellung von Kokain, kassiert haben.