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Ausstellung im Kunstkabinett ReichshofFeldpost aus dem Schützengraben

Lesezeit 3 Minuten
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Kunstkabinettdirektor Franz Bodo Gerono erläuterte Bürgermeister Rüdiger Gennies das Konzept der Ausstellung.

  1. Feldpostbriefe und Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg bereichern die Ausstellung mit Werken von Michael G. Müller im Kunstkabinett Reichshof-Hespert.
  2. Müller benutzt für seine Collagen auch alte Fundstücke. Die Feldpostbriefe fügen sich so gut in seine Werkschau.
  3. Ein Rundgang durch die Ausstellung.

Reichshof – Der Brief des Soldaten namens Robert an die „liebe Freundin“ lässt das Grauen nur erahnen. „Der lausige Krieg“, schreibt er im September 1917, „wenn der doch mal zu Ende wäre, es wär doch schön, nicht wahr!“

Deutlicher werden die Mitteilungen aus den Schützengräben in Russland und Frankreich nicht, wohl aus Sorge vor der Zensur. Ihren eigentlichen Zweck als Lebenszeichen erfüllten sie auch ohne viele Worte.

Adressat der Feldpost war die Familie des Reichshofer Lehrers Albert Ebing in Reichshof-Wiehl, zu der auch die Töchter Marie und Anna gehörten. Nur fünf Kilometer entfernt stand und steht die alte Schule in Hespert, heute Sitz des Kunstkabinetts.

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Rund 60 Briefe und Karten haben über Umwege dorthin gefunden und bereichern die laufende Ausstellung von Werken des Freudenberger Künstlers Michael G. Müller (zunächst bis 31. Oktober, samstags und sonntags, 15 bis 17 Uhr, und nach Vereinbarung).

Gelungene Mischung

Müller verwendet für seine Assemblagen und Collagen gern alte Fundstücke. Vieles erinnert an die dadaistischen Frühwerke von Max Ernst aus der Zeit direkt nach dem Ersten Weltkrieg. In einer Collage hat Müller tatsächlich eine Feldpostkarte von 1914 eingearbeitet.

So fügen sich die Neuzugänge verblüffend organisch in das Gesamtbild ein. Mit der Mischung aus Kunst und Fundstücken kommt die Hesperter Galerie diesmal dem alten Wunderkammer-Konzept der „Kabinett“-Sammlungen des Barock ganz nahe.

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Die Bildmotive der Postkarten zeugen vom Widersinn des Krieges. Die kurzen Mitteilungen sind meist harmlos.

Die Feldpost der Familie Ebing fielen dem Rösrather Künstler und Sammler Franz Fuchs auf einem Flohmarkt am Rhein in die Hände. Wegen des Bezugs zum Reichshof stellte er sie dem ihm über die Kunst bekannten Leiter des Hesperter Kabinetts vor, und Franz Bodo Gerono war begeistert. „Ich sagte gleich: Daraus müssen wir etwas machen“, erinnert sich Gerono.

Besonders erfreut war Gerono, als er unter den alten Papieren auch einen Brief aus der Vorkriegszeit entdeckte. Der damalige Rektor Adolf Schöler lädt darin Albert Ebing zu einer „Klassenversammlung“ in der Hesperter Schule ein. So schließt sich ein Kreis. „Es darf niemand fehlen“, heißt es dort, „auch Du darfst nicht zu faul sein.“

Offenbar war Ebing ein ehemaliger Hesperter Schüler. Heute finden sich in der Gemeinde Reichshof keine Nachkommen mehr mit dem Namen Ebing.

Heimkehrende Soldaten schleppten die Spanische Grippe ein

Die Rösratherin Friedel Böker hat die Texte aus der Sütterlin-Schrift transkribiert, so dass sie auch die jüngeren Besucher lesen können. Gerono verweist auf einen aktuellen Bezug, der von dem nun mehr als 100 Jahre zurückliegenden Kriegsgeschehen ausgeht: Die heimkehrenden Soldaten schleppten damals die Spanische Grippe ein.

„Verglichen damit“, meint Gerono, „geht es uns doch noch gut.“ Auch wenn wegen der Corona-Beschränkungen auf eine Vernissage verzichtet wurde und allerlei Hygienevorschriften eingehalten werden müssen, kann sich Franz Bodo Gerono über ein anhaltendes Interesse an der Müller-Ausstellung freuen. Nun dürften noch einige geschichtsinteressierte Besucher und Besucherinnen dazukommen.