Opfer Helmut DresbachZivilcourage mit Verletzungen bezahlt

Helmut Dresbach wollte helfen und wurde angegriffen.
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Waldbröl – Er zeigte Zivilcourage und würde das auch wieder tun – trotz der gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die Helmut Dresbach seit jenem 1. November 2011 immer noch zu schaffen machen.
Es war die Halloween-Nacht, die für den Kreislandwirt aus Waldbröl-Thierseifen zur persönlichen Horrornacht wurde. Gemeinsam mit seiner Frau wollte er gegen 3.35 Uhr einen seiner Söhne vom Bahnhof in Schladern abholen, als er Zeuge einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen alkoholisierten Jugendlichen wurde. Als auf einen am Boden Liegenden immer weiter eingetreten und eingeschlagen wurde, konnte der gestandene Feuerwehrmann nicht anders als einzugreifen. „Sofort aufhören!“, rief er dem Pulk der Schläger zu und zog den Haupttreter von dem am Boden Liegenden weg. Doch sogleich sah er sich von aggressiven Jugendlicher umringt, aus deren Mitte ihm sogar ein „Wir schlagen dich tot!“ entgegengeschleudert wurde. Einer der Jugendlichen versetzte Helmut Dresbach einen Kopfstoß, durch den der Waldbröler stürzte und das Bewusstsein für einen Moment verlor.
Dresbach erlitt etliche Rippenbrüche und Verletzungen der Lunge, es kam zu Komplikationen. Wochenlang war er im Krankenhaus, leidet unter chronischen Schmerzen, kann sogar seinen Beruf nicht mehr ausüben. „Die Kühe habe ich schon verkauft, will in zwei Jahren regulär in Rente gehen.“ Dass allerdings erst im November 2013, zwei Jahre nach dem Vorfall, strafrechtlich gegen einen damals 17-Jährigen vor dem Waldbröler Amtsgericht verhandelt wurde, erfüllte selbst Staatsanwalt Johannes von Depka-Prondzynski und Richter Dr. Fabian Krapoth mit Scham. Der heute 19-jährige Angeklagte hatte zugegeben, Dresbach damals den brutalen Kopfstoß verpasst zu haben. Mit den Folgen habe er „im Suff“ nicht gerechnet, das Ganze nicht gewollt.
Doch statt den Vorfall zur Anklage zu bringen, entschied eine Bonner Staatsanwältin, dem jungen Mann 30 Sozialstunden aufzubrummen und den Fall zu den Akten zu legen.
Zivilrechtlich befand das Landgericht Bonn auf 10000 Euro Schmerzensgeld, die der eine Krankenpflegeausbildung absolvierende 19-Jährige seit diesem Monat in 50-Euro-Raten abstottern muss.
Eine Entschuldigung, ein persönliches Wort des Bedauerns, habe er bis heute nicht bekommen, sagte Dresbach gestern vor dem Amtsgericht. Dass dort verhandelt wurde, ist dem Veto des NRW-Petitionsausschusses zu verdanken, den der Waldbröler angerufen hatte. Der Justiz wurden Fehler vorgeworfen, und nun musste Anklage erhoben werden. Dafür zeigten gestern Staatsanwalt und Richter größtes Verständnis, entschuldigten sich bei Dresbach für das erlittene Unrecht. Der wird nun Frieden mit dem Staat finden, sagte er selbst. Dem 19-Jährigen wurde ein Anti-Aggressionstraining auferlegt.