RegionenschreiberinÜber das Arbeiten und die Menschen im Bergischen Land
Oberberg – „Ich habe mich früher nie fürs Bergische Land interessiert“, gibt Ulrike Anna Bleier ganz offen zu. Aber Corona hat – wie bei anderen auch – vieles verändert. „Plötzlich bin ich zur begeisterten Wandersfrau geworden“, erzählt die seit 30 Jahren in Köln lebende Schriftstellerin. Von da zog es sie nicht in die Eifel, sondern ins Bergische. Auf ihren Spaziergängen traf sie Leute, „und zwar in echt, nicht virtuell, danach hatte ich eine große Sehnsucht“.
Und sie entdeckte die „Straße der Arbeit“, jene 280 Kilometer lange Themenroute des Sauerländischen Gebirgsvereins, die von Wuppertal bis ins Siegerland führt und unterwegs alle 13 oberbergischen Städte und Gemeinden streift. Die Straße führt entlang der Industriegeschichte des Bergischen Landes. Deshalb war der Autorin sofort klar, als die Ausschreibung für den Job der Regionalschreiberin kam: „Ich gehe die Straße der Arbeit, treffe dabei Menschen und spreche mit ihnen über die Arbeit.“
Straße der Arbeit entdeckt
Unter 100 Bewerbern wurde sie ausgewählt, weil ihr Konzept haargenau auf die Idee einer regional fokussierten literarischen Bestandsaufnahme passte. Vor einer Woche hat sie ihre Wohnung in Gummersbach bezogen, in der sie die ersten beiden Monate ihrer Zeit als „Regionenschreiberin“ leben wird, ehe sie im Mai nach Remscheid zieht. Ihr Domizil in der oberbergischen Kreisstadt liegt im Grünen, kreisende Greifvögel am Himmel inklusive. Und es liegt in einer früheren Arbeitersiedlung. „Wenn das nicht passt!“ Klingt ganz nach begeisterungsfähigem Stadtkind.
Hoffnung auf viele Gespräche
Ulrike Anna Bleier scheint als Schriftstellerin wie gemacht für diese Rolle in der Provinz. Denn sie ist eine, die genau hinschaut und einen Blick für Details im Kleinen hat, die sich ausweiten in ein viel größeres Feld von Milieu und Gesellschaft.
2016 erschien ihr hochgelobter Debütroman „Schwimmerbecken“, danach der Roman „Bushaltestelle“, die Geschichte einer schmerzhaften Tochterbeziehung in der deutsch-tschechischen Provinz. 2019 erhielt sie das Dieter-Wellershoff-Stipendium von Stadt und Literaturhaus Köln, dem sie in den letzten Jahren eng verbunden blieb, als Lesende und Moderatorin von Lesungen. „Spukhafte Fernwirkung“ hieß das literarische Projekt, das mit diesem Geld gefördert wurde. Das Regionale fest im Blick hat die Autorin auch im Erzählband „Ehrenfeld“ des neu gegründeten Kölner Weissmann Verlags.
Texte sind im Blog nachzulesen
Ihre Texte, die in den kommenden Wochen und Monaten entstehen werden und in denen sie das Bergische und seine Menschen skizzieren möchte, werden im Blog Stadt-Land-Text zu lesen sein.
Bleier hofft auf viele Gespräche über Fragen wie: Warum arbeiten wir, was wir arbeiten? Welche Bedeutung hat Arbeit für uns, welche Verbesserungen wünschen wir uns? Es kann aber auch um ehrenamtliche Arbeit gehen – und um Nicht-Arbeit. Aus den Porträts und Interviews entsteht eine digitale Straße der Arbeit durch das Bergische Land.
Land NRW fördert das Literaturprojekt
In ganz NRW haben gerade zehn Regionenschreiber und -schreiberinnen ihre Arbeit aufgenommen. Bleier deckt als Regionenschreiberin den Oberbergischen und den Rheinisch-Bergischen Kreis, die Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen sowie den Kreis Mettmann ab. Im Mittelpunkt steht bei der nunmehr dritten Auflage aber das Oberbergische, betonte Felix Ammann, Kulturdezernent des Oberbergischen Kreises, bei der Vorstellung des vom Land NRW geförderten Literaturprojektes.
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Wer mit Ulrike Anna Bleier über Arbeit sprechen mag, kann sie ein Stück entlang der „Straße der Arbeit“ begleiten, „500 Meter oder 25 Kilometer, das ist egal“, sagt die Regionenschreiberin. Entsprechende Anfragen per E-Mail an bergisches-land@stadt-land-text.de.