Weiterer AusbauLandwirtschaft und Naturschutz kooperieren seit 25 Jahren in Oberberg
Oberberg – Landwirtschaft und Naturschutz feiern Silberhochzeit. Denn vor 25 Jahren haben beide Partner den Grundstein gelegt für das, was heute im Bergischen Land als Modellregion gilt, so auch in Oberberg.
Hier ist es etwa Landwirt Michael Nöltgen, der seit mehr als einem Jahr auf seinen Weiden bei Waldbröl-Geilenkausen einen gut 200 Meter langen und etwa fünf Meter breiten Streifen nicht mehr mäht, damit Insekten in diesem grünen und struwweligen Kamm nicht nur ein Versteck, sondern auch Nahrung finden.
Der Vertrag soll ausgebaut werden
Solche Projekte Teil sind heute eines inzwischen vertraglich abgesicherten Naturschutzes. Und der soll im kommenden Jahr deutlich ausgebaut werden: Ab Januar sollen in den Kreisen Oberberg und Rhein-Berg rund 2700 Hektar von mehr als 300 Betrieben nach den Kriterien des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet werden. Derzeit sind es Flächen mit einer Größe von etwa 1600 Hektar, die seit dem ersten Vertragsjahr 2016 solchen Regelungen unterliegen.
Immer wieder neue Herausforderungen wie extreme Trockenheit
„Wir blicken optimistisch in die Zukunft“, betont Franz Bellinghausen, neuer Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg, „auch wenn uns immer wieder neue Herausforderungen erwarten, etwa Ernteausfälle durch die extreme Trockenheit in den vergangenen Jahren.“
Zunächst waren es vor etwas mehr als 25 Jahren 20 Landwirte, die bei einer Grünland-Exkursion des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Oberberg (VLF) und der Biologischen Station mit Vertretern des Naturschutzes in einen ersten Austausch traten.
Naturschutz und Landwirtschaft gehen andere und gemeinsame Wege
„Ich erinnere mich genau an unsere erste Exkursion zur Arnika-Wiese in Löffelsterz“, erzählt der Waldbröler Helmut Dresbach, damals Verbandsvorsitzender und Vorsitzender der Kreisbauernschaft im Oberbergischen, zurück: „Da gab es auch Kritik aus den eigenen Reihen, ob Treffen mit den Naturschützern etwas bringen würden.“
Doch Naturschutz und Landwirtschaft gingen im Bergischen Land seither andere – gemeinsame – Wege: „Nicht immer ohne Konflikte, aber kritisch-konstruktiv und mit dem Ziel, gemeinsam voranzukommen.“ Im September 2016, so erinnert man sich bei der Biologischen Station, erfolgte der nächste Schritt: Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, des Naturschutzbundes, des Bergischen Naturschutzvereins und der Kreisbauernschaften Oberberg und Rhein-Berg sowie der Landwirtschaftskammer, des VLF, der Biologischen Stationen sowie der Kreisverwaltungen hoben das Kooperationsprojekt „Modellregion Landwirtschaft und Naturschutz – Bergisches Land“ aus der Taufe, um damit eine gemeinsame Verantwortung für die Kulturlandschaft im Bergischen zu bekunden.
Eine Task-Force hilft dabei, Konflikte beizulegen
Und bei Konflikten holen sich die Betroffenen Hilfe, eine Task-Force rückt aus. Diese besteht aus jeweils einem Vertreter von Landwirtschaft, Naturschutz und Biologischer Station. Denn eines sei seit dem Beginn klar gewesen: „Nur gemeinsam kann es gelingen, die Herausforderungen anzugehen und etwas für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe und die Sicherung der Artenvielfalt im Bergischen Land zu erreichen“, sagt Dr. Bernd Freymann, Geschäftsführer der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg.
In der „Bergischen Zielvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz – Bergische Land“ wurden dann Ziele und Ideen zur Umsetzung formuliert, der Ausbau des Vertragsnaturschutzes in beiden Kreisen gehört dazu.
Landwirte haben unterschiedliche Anforderungen
Die Modellregion steht zudem für Austausch und Wissenstransfer. Ziel der Grünland-Exkursionen sind unterschiedlich bewirtschaftete Flächen, die stets die unterschiedlichen Anforderungen an die Landwirte darstellen sollen, zum Beispiel intensiv genutzte und dadurch artenarme Silage-Flächen, die aber zur Produktion von eiweißreichem Futter für Milchviehbetriebe unentbehrlich sind.
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Dem gegenüber stehen wiederum Flächen, die steil und trocken sind. Daher können sie als Weiden dienen, doch sie gelten oft als wertvoll für den Naturschutz und können sich zu artenreichen Lebensräumen entwickeln.