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„Ein Desaster für die Region“Oberbergs Bürgermeister kritisieren Einwohnerstatistik

Lesezeit 3 Minuten

Blick ins Forum der Kreisstadt Gummersbach, die der Bürgermeister als wachsend und aufstrebend bezeichnet.

  1. Laut den Berechnungen und Prognosen von IT.NRW schrumpft Oberberg deutlich.
  2. Gummersbach beispielsweise hat schon 2025 weniger als 50000 Einwohner, 2018 lebten noch 50497 Menschen in der Kreisstadt, 2040 sollen es lediglich noch 47992 sein.
  3. Die oberbergischen Bürgermeister kritisieren die Studie. Dass sie auf die Barrikaden gehen, hat einen triftigen Grund, denn es geht bei dem Ganzen um Geld, um Zuweisungen, Zuschüsse und auch Steuerberechnungen.

Oberberg – Oberberg schrumpft – und das deutlich, wenn man die Berechnungen und Prognosen von IT.NRW, dem statistischen Landesamt, vor Augen hat.

Bis 2040 werden demnach alle der 13 Kommunen im Oberbergischen einen mehr oder weniger starken Rückgang ihrer Einwohnerzahlen hinnehmen müssen, wobei Bergneustadt mit einem (prognostizierten) Minus von 13,5 Prozent am stärksten betroffen ist, Lindlar (minus 0,7 Prozent) weist den geringsten Einwohnerschwund auf.

Weniger als 50000 Menschen in Gummersbach bis 2025

Damit gehören die Städte und Gemeinden in Oberberg zu den 254 von 373 in NRW, die in den nächsten 21 Jahren einen Rückgang ihrer Bevölkerungszahlen hinnehmen müssen. Gummersbach beispielsweise hat schon 2025 weniger als 50000 Einwohner, 2018 lebten noch 50497 Menschen in der Kreisstadt, 2040 sollen es lediglich noch 47992 sein.

Doch das aufwendige Zahlenwerk der Düsseldorfer Statistiker wird, kaum da es die ersten Downloads überstanden hat, von oberbergischen Bürgermeistern in der Luft zerrissen, beispielsweise von Hilko Redenius (Nümbrecht), der minutiös vorrechnet, wie falsch die Statistiker seines Erachtens liegen.

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Dass er und Kollegen auf die Barrikaden gehen, hat einen triftigen Grund, denn es geht bei dem Ganzen um Geld, um Zuweisungen, Zuschüsse und auch Steuerberechnungen, wie Redenius erläutert: „Als Basis werden seitens der übergeordneten Behörden die Zahlen IT NRW angegeben. Hierauf werden dann auch Potenziale für Wohnen und Gewerbe ausgerichtet. Durch ein darauf basierendes enges Korsett im Bereich Wohnen und Gewerbe können die notwendigen Entwicklungspotenziale unseren Einwohnern und den Betrieben nicht mehr angeboten werden.“ Das sei schlicht, so der Nümbrechter Bürgermeister, „ein Desaster für die Region!“

IT.NRW soll falsch gerechnet haben

Redenius rechnet genau vor, wie falsch die Düsseldorfer Profi-Statistiker seiner Meinung nach mit Nümbrecht liegen, wobei es bei der Basiszahl, Stand 1. Januar 2018, zunächst keine Diskrepanz gibt, sowohl IT.NRW als auch die Gemeinde selbst geben 16912 an. Doch der 31. Dezember 2018 kommt bei IT.NRW nicht vor, laut Redenius hatte Nümbrecht zu diesem Zeitpunkt schon 73 Einwohner mehr als zum Jahresbeginn.

So zieht sich das Ganze bis 2040 in Prognosen hin, IT.NRW rechnet nach unten und kommt 2040 für Nümbrecht auf 16 074 Einwohner, was einem Minus von 4,96 Prozentpunkten gleichkommt, Redenius rechnet mit einem milderen Minus von 0,14 Prozent und kommt auf 16 711 Einwohner.

Auch Gummersbach kritisiert Einwohnerstatistik von IT.NRW

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein ärgert sich nicht zum ersten Mal über Modellrechnungen von IT.NRW und ist sich, was das „Desaster“ angeht, mit seinem Nümbrechter Kollegen einig. Gummersbach habe als wachsende und aufstrebende Stadt laut eigenem Melderegister zum 31.12.2018 mehr als 52 000 Einwohner gehabt. Vergleiche man das mit den niedrigeren Zahlen von IT. NRW, komme man alleine beim „Ist“ schon auf eine Differenz von 1330 Einwohnern.

„Wenn Sie sich vorstellen, dass wir derzeit pro Einwohner vom Land an Schlüsselzuweisungen 690 Euro bekommen“, so Helmenstein, „dann erhalten wir mit dem IT-Zahlenwerk mehr als 900000 Euro weniger vom Land.“ Und auch für den Wohnungsbau sei die Statistik fatal: „Wenn Oberberg als Leerstandsregion wahrgenommen wird, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist, werden wir kaum oder gar nicht gefördert.“

IT.NRW selbst versteht die Aufregung in Oberberg nicht, wie Sprecher Leo Krüll auf Anfrage erklärt, denn es handele sich um Modellrechnungen, um Prognosen, keine amtlichen Zahlen. „Wir wollen zeigen, so kann sich die Bevölkerungsstruktur verändern, wenn ihr nicht gegensteuert.“ Diese Statistik habe keinen Einfluss auf Schlüsselzuweisungen, dafür gebe es die amtlichen Zahlen.