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Rolf MüllerScheidender Vorsitzender des Fußballkreises Berg blickt zurück

Lesezeit 5 Minuten

Seine Freizeit gehört seit Jahrzehnten dem Fußball: Nun tritt Rolf Müller nicht mehr zur Wiederwahl als Kreisvorsitzender an.

Oberberg – Beim Kreistag des Fußballkreises Berg endet am Samstag eine Ära: Vorsitzender Rolf Müller (76) tritt nicht mehr an und möchte die Arbeit in jüngere Hände geben. 24 Jahre war er Chef der Fußballer, zunächst im Fußballkreis Rhein-Berg und nach dem Zusammenschluss mit Oberberg auch im Kreis Berg. Andrea Knitter sprach mit ihm über seine Liebe zum Fußball.

Wie blicken Sie auf Ihre Zeit als Vorsitzender zurück?

Müller: Eigentlich sehr zufrieden, denn vieles hat gut geklappt, allen voran die Fusion von Rhein-Berg und Oberberg zum Fußballkreis Berg. Wir waren bei den Ersten im Fußballverband Mittelrhein, die den Zusammenschluss umgesetzt haben. Ich freue mich zudem über die vielen Kunstrasenplätze gefreut, bei deren Bau wir die Vereine nach Möglichkeiten unterstützt haben. All das ging nur, weil ich all die Jahre ein tolles Team um mich herum hatte. Dazu kam von den Vereinen eine tolle Unterstützung unserer Arbeit.

Gab es in Ihrer langen Amtszeit auch Negatives?

Natürlich. Da war der Rücktritt des kompletten Jugendvorstands. Es waren viele Störungen zusammengekommen, die dazu geführt hatten. Das war eine harte Zeit mit vielen Einzelgesprächen, bei denen ich einige zum Rücktritt vom Rücktritt bewegen konnte. Dass wir mit Jürgen Liehn einen neuen Vorsitzenden für den Jugendausschuss gefunden haben, war dann ein richtiger Glücksgriff. Doch die schlimmste Zeit meiner 24 Jahre waren die vergangenen beiden Jahre mit der Corona-Pandemie. Alleine schon wegen der ganzen Diskussionen um den Abbruch und die Wertung der Saison. Dabei war von Beginn an klar, dass wir das als Kreis nur gemeinsam mit dem Verband lösen konnten. Als Sprecher der Kreisvorsitzenden hatte ich viel Vermittlungsarbeit zu leisten. Ich habe aber auch gesehen, wie wichtig die Kreise sind, um im Austausch mit den Vereinen zu bleiben.

Sie waren weit mehr als die Hälfte Ihres Lebens Funktionär im Fußball. Wie sind Sie überhaupt zum Sport gekommen?

Ich bin gebürtiger Scheeler, wo meine Eltern eine von drei Gaststätten hatten. Mit 13 Jahren habe ich beim SV Frielingsdorf mit dem Fußball begonnen. Zunächst in einer Schülermannschaft. Ich habe damals gesagt: „Ihr stellt den Trainer und wir die Mannschaft.“ Das hatte zur Folge, dass ich bereits mit 17 Jahren Jugendleiter wurde. Damals gab es noch keine A-, B- oder C-Jugend, sondern nur eine 1. und 2. Jugend.

Sind Sie trotzdem auch weiter Spieler geblieben?

Ja, ich habe zehn Jahre in der ersten Herrenmannschaft gespielt, die 1970 in die Bezirksliga aufgestiegen ist.

Welche Position hatten Sie?

Ich war rechter Verteidiger und einige Jahre Spielführer. Damals spielten wir mit Frielingsdorf im Kreis Oberberg, während der TuS Lindlar aus Tradition im Kreis Köln antrat. Als dann der Kreis Rhein-Berg gegründet wurde, haben wir mit Frielingsdorf Auf- und Abstieg in einer Saison gefeiert.

Wie war das möglich?

Wir waren im Kreis Oberberg aus der Kreisliga A abgestiegen und sind im Kreis Rhein-Berg bei der Zuordnung wieder in die A-Liga aufgestiegen.

Sie gehörten von Beginn an dem geschäftsführenden Vorstand an.

Im Kreis wurde ich mit 37 Jahren tätig, zunächst als Beisitzer in der Jugendspruchkammer und später als Vorsitzender. Als dann Walter Schneeloch, der damalige Vorsitzende in Rhein-Berg, als Vize-Präsident in den FVM wechselte, konnte er nicht weiter im Kreis aktiv bleiben und fragte mich, ob ich nicht sein Nachfolger werden möchte.

Sie wollten.

Zuerst bin ich aber als Leiter der Fußballabteilung des SV Frielingsdorf zurückgetreten, weil ich keinen Interessenskonflikt haben wollte. Daneben habe ich die anderen Ehrenämter wie 2. Vorsitzender Gemeindesportverbands, Spruchkammervorsitzender und Sportrichter im Jugendsportgericht beim WDFV aufgegeben. Ich bin dann 1998 in Overath zum Kreisvorsitzenden Rhein-Berg oder – wie unser damaliger Versammlungsleiter Felix Kirchgässler launig meinte – zum Kanzler gewählt worden.

Kurz darauf standen Sie bereits vor der Herkulesaufgabe, Rhein-Berg und Oberberg zusammen zu führen.

Der FVM hatte vorgeschrieben, wer zusammenging. Es ging richtig ans Eingemachte. 1999 hatten wir die erste gemeinsame Sitzung der Verantwortlichen beider Kreise. Doch eigentlich war es einfacher, als ich gedacht hatte, aus zwei Vorständen einen zu machen. Folkmar Becher, der damalige Oberberg-Vorsitzende, wollte Schatzmeister im FVM werden und fiel damit als Vorsitzender aus. Ich wurde Vorsitzender, Detlef Baldauf aus Oberberg mein Stellvertreter. Geschäftsführer Peter Schwamborn war Rhein-Berger, während Gerhard Dittich Spielausschussvorsitzender wurde. Er macht auch noch weiter und ist damit das einzige Mitglied im neuen Vorstand, das von Anfang an dabei ist.

Wie haben die Vereine den Zusammenschluss angenommen?

In Oberberg gab es großen Zuspruch bei den rund 40 Vereinen, weil sie zu wenig Jugendmannschaften hatten. Sie stimmten fast einstimmig für den Zusammenschluss. Dagegen waren die Rhein-Berger skeptisch und fürchteten sich vor den weiten Fahrten in der Kreisliga A. 2004 konnten wir dann aber Vollzug melden.

Hat sich der Zusammenschluss gelohnt?

Auf jeden Fall. Vor allem für die Jugendmannschaften, für die wir viel mehr Leistungsstaffeln schaffen konnten. Zudem ist die Qualität der Kreisliga A deutlich gestiegen, was den Vereinen bessere Chancen in der Bezirksliga einräumt. Auch wenn mich die jetzige Situation mit drei Berg-Mannschaften auf den vier Abstiegsplätzen in der Bezirksliga Lügen straft.

Als Ihr Nachfolger stellt sich Jürgen Liehn, der bisherige 2. Vorsitzender, zur Wahl. Vor welchen Aufgaben wird er stehen?

Zunächst müssen die zwei Jahre, die von Corona geprägt waren, aufgearbeitet werden. Die AGs in den Schulen, die es vor allem für die Mädchen gibt und für die wir einen FSJler haben, müssen wieder aktiviert werden. Mehr Kinder müssen für den Fußball gewonnen und die neuen Spielformen angenommen werden. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Alte-Herren-Mannschaften der Ü32, Ü40, Ü50 und auch Ü60 weiter zu fördern, um die Fußballer, die nicht mehr am regulären Spielbetrieb teilnehmen, zu integrieren. Viel Arbeit gibt es auch bei den Schiedsrichtern. Wir haben weiterhin zu wenig Schiedsrichter und da müssen wir versuchen, Spieler und Schiedsrichter weiter zusammenzuführen.

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Es klingt immer noch das „Wir“ durch. Wird Rolf Müller sich komplett aus dem Fußball zurückziehen?

Nein, ich werde dem Fußballkreis weiterhin beratend zur Seite stehen und kann mir vorstellen, bei der Organisation des 25-jährigen Jubiläums des Kreises Berg mit dem 100-jährigen des alten Fußballkreises Oberberg 2026 mitzuarbeiten. Den Schlüssel für die Geschäftsstelle des Fußballkreises gebe ich vorerst noch nicht ab.