- Dieser Advent könnte besinnlicher werden als vielen lieb ist.
- Kaum eine Stadt oder Kommune, die ihren Markt noch nicht abgesagt hat.
- Besser stehen die Chancen für die Glühweinbuden in der Gummersbach Innenstadt.
Oberberg – Mit dem Christkindmarkt in Engelskirchen ist am Mittwoch der nächste Publikumsmagnet abgesagt worden. Bereits in den vergangenen Monaten wurden die Weihnachtsmärkte in Gummersbach, Waldbröl und Bergneustadt gestrichen. Auch die Stadt Wiehl und ihre Veranstaltungspartner haben sich nun darauf verständigt, dass in diesem Advent rund ums Rathaus nicht gefeiert wird, wie Uwe Bastian von der Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilt.
Die Anordnung der Landesregierung, dass Glühweinbuden auf Abstände und Nachverfolgung achten müssen, habe diese Entscheidung nicht mehr beeinflusst, sagt Bastian: „Ob Glühwein oder Punsch – die Leute stehen zusammen. Das Enge und Gemütliche macht ja einen Markt aus.“ Zudem finde der Markt stets zu großen Teilen im Rathaus statt. Den Hygieneanforderungen dort genüge zu tun, sei schlichtweg unmöglich. Das Risiko, als Coronavirus-Börse in Verruf zu geraten, wollen auch die Markt-Veranstalter im Wiehler Außenort Marienhagen nicht eingehen.
„Wer soll die Verantwortung übernehmen?“
Der Klassiker unter den kleinen Märkten sollte eigentlich am ersten Adventswochenende über die Bühne gehen – „aber wer soll die Schutzauflagen kontrollieren, wer die Verantwortung übernehmen?“, fragt der Heimatvereinsvorsitzende Klaus Schaffranek: „Mit viel Aufwand hätten wir womöglich ein Hygienekonzept umsetzen können. Aber was wäre, hätten wir plötzlich den einzigen Markt weit und breit und die Leute kämen in Strömen zu uns?“ Für den Verein ist der Markt Finanzquelle für einige Projekte, sagt Schaffranek: Weil das Geld nun wegfällt, wurde die geplante Dachreparatur am Vereinshaus aufgeschoben.
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Die Veranstalter des Marktes an der Bielsteiner Burg kündigen an, dass dort erst wieder am vierten Adventswochenende 2021 gefeiert wird. Hans-Georg Bauer vom örtlichen Heimatverein, der den Markt mit der Dorfgemeinschaft Helmerhausen ausrichtet, sagt: „In dem dichten Treiben rund um die Burg sind die AHA-Kriterien – Abstand halten, Hygiene und Alltagsmasken – einfach nicht einzuhalten.“ Und die Besucher auf dem Gelände zu lenken, sei unmöglich.
Kleine Chance in Reichshof-Odenspiel
Auch Nümbrecht hat seinen Weihnachtsmarkt nun abgesagt. Kontrollen, wie viele Personen sich auf dem Markt bewegen und ob diese die Hygienevorschriften einhalten, sei nicht zu leisten, bedauert Bürgermeister Hilko Redenius. Der Werkkunstmarkt Mitte November war noch in Planung. Angedacht war, ihn in der GWN-Arena stattfinden zu lassen, berichtet Redenius. Aber: Zuletzt erschien den Verantwortlichen auch dafür das Risiko zu hoch. Eine kleine Chance auf einen Weihnachtsmarkt gibt es in Reichshof-Odenspiel, wo Weihnachtsbaumproduzent Lars Dissmann seinen Hof am liebsten am zweiten, dritten und vierten Adventswochenende öffnen würde – aber nur, wenn die Corona-Lage es zulässt.
Keine Chance für Adventsbasare
Neben den Weihnachtsmärkten gehören auch Adventsbasare zur oberbergischen Vorweihnachtszeit. Einer der größten ist der Basar der Lichtbrücke im Engelskirchener Gymnasium, mit dem der Verein auch in diesem Jahr seine Kasse für Hilfsprojekte in Bangladesch auffüllen wollte – doch die Veranstaltung wird wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden.
Lichtbrücke-Sprecher Stefan Herr sagt, dass die Hygieneauflagen im Gymnasium nicht eingehalten werden können.„Für uns ist der Ausfall eine kleine Katastrophe, denn wir nehmen mit dem Basar stets an die 40 000 Euro ein.“ Um trotzdem etwas Geld einzunehmen, ruft der Verein jetzt zu Spenden auf. Jeder Spender, der mindestens zehn Euro gibt, nimmt an einer Tombola teil. Als Hauptpreis winke ein Rundflug für drei Personen über Oberberg. Die Gewinner werden am Jahresende ermittelt. Die Kontodaten finden sich auf der Homepage der Lichtbrücke: www.lichtbruecke.com. Noch sei nicht absehbar, welche Folgen der Verlust auf die Hilfsarbeit haben werde. Dass Projekte ganz eingestampft werden müssen, befürchtet Herr zwar nicht: „Doch es wird erheblicher Anstrengungen bedürfen, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen.“
Auch der große Basar des Gummersbacher Lindengymnasiums fällt aus, sagt Direktorin Beatrix Will auf Nachfrage. Die Gesundheit der in der Regel mehreren hundert Besucher könne in den geschlossenen Räumen nicht gewährleistet werden. „Erst recht nicht in Hinblick darauf, dass wir immer viele selbstzubereitete Speisen und Getränke ausgeben.“ (ag)
Bislang sieht’s eher so aus, als ob der Markt ins Wasser fällt, sagt Dissmann: „Bis Mitte November werde ich entscheiden, ob der Markt stattfindet oder nicht.“ Unabhängig davon werde er auf jeden Fall Weihnachtsbäume verkaufen, diesen Advent erstmals sogar an einem Drive-In.
Hoffung auf Glühweinbuden in der Gummersbacher Innenstadt
Was die meisten Marktveranstalter für nicht umsetzbar halten, wollen die Gastronomen der Glühweinbuden in der Gummersbacher Innenstadt leisten. Hygienekonzepte sollen diesen seit einigen Jahren etablierten Adventsbrauch retten. Für seinen Stand auf dem Lindenplatz hat Norbert Bay neue Pläne in der Schublade: Die Theke wird mit Plexiglas geschützt und auch die Tischreihen im überdachten und dann vergrößerten Bereich voneinander separiert, um die nötigen Abstände einhalten zu können. Zudem will Bay zwei Hütten nur für Besuchergruppen aufbauen. Wie in anderen Gaststätten müssen Besucher ihre Daten hinterlassen.
Das Vorgehen hat Bay mit Uwe Gothow vom City-Management abgesprochen. Der berichtet, dass auch der Glühweinstand vor dem Café Hecker mit Sicherheitsvorkehrungen öffnen soll. Das letzte Wort aber, so Gothow, habe das Ordnungsamt.