Trost und Rat für AngehörigeBergische Alzheimer Gesellschaft berät digital
Oberberg – Wenn ein nahestehender Mensch sich plötzlich durch eine Demenz verändert, ist nichts mehr so wie es war. Die Lebenswirklichkeit der Betroffenen und der Angehörigen verändert sich, ein Patentrezept zur Bewältigung der neuen Situation gibt es nicht. In solchen Fällen kann es helfen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Das war in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und dem besorgten Blick auf Inzidenzzahlen zwar nicht ganz einfach, doch es ging.
Denn die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land hat vor rund einem Jahr eine digitale Gruppe auf den Weg gebracht.Betreut werden die monatlichen Zoom-Konferenzen durch Koordinatorin Silke Brudler von der Alzheimer Gesellschaft, die oft „einfach die Teilnehmenden sprechen lässt, da der Bedarf, sich auszutauschen, riesig ist“. Rund acht Teilnehmerinnen hat die Gruppe in der Regel, die nicht unbedingt aus dem Oberbergischen kommen.
Digital ist der Radius größer
Eine Teilnehmerin, deren Eltern in Gummersbach leben, schaltete sich sogar mal aus England zu. Auch beim Termin mit der Zeitung kommen Sandra Blank und Ruth Reuber, die sich beide um ihre Mütter kümmern, aus Overath, Stephanie Ochsenbrücher wohnt in Morsbach und betreut ihren Vater. „Das ist das Schöne daran, wenn man sich digital austauscht – der Radius ist größer“, sagt Silke Brudler, versteht aber auch Stephanie Ochsenbrücher, die einen Austausch in Präsenz als intensiver empfinden würde. Dass der Kurs online stattfinde, habe Pluspunkte sagt wiederum Sandra Blank, die sich ganz gerne die Fahrtzeit nach Oberberg erspart: „Ich bin voll berufstätig, für mich ist das so angenehmer.“
Weniger vertraut oder ehrlich gehen die Teilnehmenden der digitalen Gruppe auch via Bildschirm nicht miteinander um. Im Gesprächskreis für pflegende Angehörige wissen alle um die Belastungen, die eine Demenz mit sich bringt, stärken sich gegenseitig und geben Tipps aus ihrem Alltag – selbstverständlich unter Einhaltung der Schweigepflicht nach außen hin. „Der Austausch von Ratschlägen funktioniert zwar nur bedingt, weil jeder erkrankte Mensch individuell ist, aber wir fühlen uns trotzdem verbunden.
Auf die eigenen Kraftquellen achten
Und Strategien auszuprobieren, die bei einem anderen Erkrankten erfolgreich waren, kann ja nicht schaden“, hat Sandra Blank festgestellt. Es herrsche große Offenheit in der Gruppe, manchmal fließen Tränen, manchmal werden Ängste geäußert. Dann kommen tröstende, mitfühlende Worte durch den Lautsprecher des Computers, denn: „Wir alle kennen das Leid, das diese Krankheit verursacht.“ Koordinatorin Silke Brudler unterstützt die Teilnehmenden durch das fachkundige Beantworten von Fragen, durch Hinweise auf Kuren, die Angehörige gemeinsam mit den Erkrankten machen können und durch Kontakte zu Pflegeeinrichtungen.
Sie hilft bei Anträgen bezüglich der Pflegestufen und dadurch, dass sie immer wieder mahnt: „Achte auf deine Kraftquellen, sonst kannst du dich nicht gut um deine Lieben kümmern.“Die Gruppe an sich sei eher Frauensache, hat die Koordinatorin beobachtet: „In Punkto Pflege sind nach wie vor eher die Frauen der Familien gefragt. Doch wir freuen uns auch immer, wenn Männer dazukommen, um uns von ihren Erfahrungen zu berichten.“ Denn darüber sind sich alle in der Gruppe einig: „Es braucht so viel Input wie möglich, da wir immer neu dazulernen.“
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Die Gruppe trifft sich aktuell jeweils am letzten Mittwoch im Monat von 17 bis 18.30 Uhr. Anmeldungen werden von Silke Brudler, Koordinatorin der Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land, unter silke.brudler@bergische-alzheimer.de oder telefonisch unter 0151 / 54 80 13 96 entgegengenommen.