Nümbrechter Vermessungsingenieure starten in Kürze Forschungsprojekt mit der TU München. Vor allem geht es um den Einsatz von KI.
MillimetergenauNümbrechts Vermesser setzen auf den 3-D-Scanner per Drohne und im Rucksack
Die Vermessung der Welt dauert an – doch im vergleichsweise überschaubaren Oberberg sollte doch längst alles vermessen sein. Oder nicht? Wenn's um diese Frage geht, können die Experten des Nümbrechter Ingenieurbüro „B-G-B Vermessung“ kompetent Auskunft geben.
Nümbrechter Firma beschäftigt 40 Mitarbeiter
In diesem Monat hat die Firma ihr 25-Jähriges gefeiert und sich im Laufe der Jahre von einem Zweimannbetrieb zum größten Vermessungsbüro im Kreis gemausert. Im Regierungsbezirk Köln rangiert es unter den oberen 20 Prozent. Aber was beinhaltet Vermessung eigentlich, wo liegen die Tätigkeitsfelder der rund 40 Mitarbeiter?
Hinter dem Kürzel B-G-B verbergen sich die Namen der Gründer Uli Bauer und Andreas Gelhausen, 2020 ist Marc Breitenfeld hinzugekommen. Alle haben einen Hintergrund als Angestellte des Katasteramts. „Vermessung bedeutet grundsätzlich, Merkmale der Umgebung zu erfassen und mit Koordinaten zu versehen“, sagt Gelhausen. Da Grundstücksangelegenheiten vor einem Notar geregelt werden, sei auch die Vermessung der Grenzen durch einen öffentlich bestellten Vermessungsingenieur erforderlich.
Nümbrechter gründeten 2016 die Ingenieurgesellschaft
Uli Bauer schildert, dass dies die Hauptaufgabe des Unternehmens in den ersten Jahren gewesen sei. Er sei froh, dass ihm damals der Waldbröler Vermessungsingenieur Ernst Vollmer zum Start ein Tachymeter „Elta 4“ günstig überlassen habe, womit Entfernungen und horizontale und vertikale Winkelbestimmungen durchgeführt werden können. Allerdings seien dafür zwei bekannte Punkte erforderlich gewesen, damit ein dritter neu eingemessen werden konnte.
Heutzutage könne nahezu jeder Punkt durch die Einbindung von GPS isoliert bestimmt werden: „Das bedeutet eine enorme Zeitersparnis.“ Seit Anfang der 2010er Jahre habe sich das Aufgabenspektrum zunehmend um privatrechtliche Aufgaben erweitert, sodass 2016 dafür die Ingenieurgesellschaft Bauer und Gelhausen gegründet wurde.
Deren Geschäftsführer Reinhard Wirths berichtet, dass seit längerem ein Schwerpunkt die Vermessung der Leitungen von Energieversorgern sind. Dazu komme die Vermessung von bestehenden Gebäuden. Exemplarisch nennt er die digitale Erfassung der evangelischen Kirche in Gummersbach. Die sei mit einem tragbaren 3D-Scanner vollständig dokumentiert worden.
Dieses Gerät wird wie ein Rucksack geschultert und erfasst bei einer Gebäudebegehung detailliert den gesamten Innenraum. Das so gewonnene Vermessungsergebnis sei eine gute Arbeitsgrundlage für Statiker, da etwa auch die Lage und Größe der einzelnen Dachbalken dokumentiert werden. Im Außenbereich kommen stationäre 3D-Scanner zum Einsatz, ebenso wie Drohnen. Beide Gerätetypen generieren innerhalb von Sekunden Punktwolken ihrer Umgebung, die aus Millionen Einzelkoordinaten bestehen.
Nümbrechter arbeiten bei der Auswertung mit indischen Partnern
„Ohne die heutige Rechnerleistung und Speicherkapazität wäre eine Auswertung dieser Daten überhaupt nicht möglich“, erklärt Gelhausen. Problematisch und sehr aufwendig sei bei dieser Methode, dass die einzelnen Punkte den vermessenen Objekten zugeordnet werden müssten. So lieferten die Geräte zwar viele und auch genaue Koordinaten, nicht aber die Information, ob es sich dabei um die Wand eines Gebäudes, eine Brücke oder um einen Baum handele.
Diese Zuordnungen müssten anhand von parallel aufgenommenen Fotos derzeit noch händisch vorgenommen werden. „Diese Klassifizierung übernimmt ein indischer Partner für uns“, erläutert Gelhausen. „Dieses Arbeitsvolumen können wir hier bei uns gar nicht bewältigen.“
Uni München trat mit Forschungsprojekt an die Nümbrechter heran
Mit Stolz berichtet er, das die Technische Universität München in der vorigen Woche an die Firma für ein gemeinsames Forschungsprojekt herangetreten sei. Dabei soll untersucht werden, ob die Klassifizierung der Objekte durch eine KI vorgenommen werden könne.
Die Annahme, dass in Oberberg längst alles vermessen sei, trifft übrigens nicht zu, erklärt Bauer. Einerseits sei der Bedarf zwar von der Baukonjunktur abhängig, wo neu entstehende Gebäude eingemessen werden müssen, was aber auch etwa für Straßen gelte. Ebenso müssten auch neue Strom-, Gas- oder Wasserleitungen vermessen werden. Zum anderen basierten die Flurkarten in manchen Gebieten außerhalb der Siedlungsbereiche, vor allem im Nordkreis, aber noch auf der Urvermessung von 1830: „Da gibt es teilweise Abweichungen von zwei bis drei Metern.“
Uli Bauer schildert, dass das Erfolgsrezept des Unternehmens auf zwei Säulen ruhe: „Unsere Philosophie ist von Anfang an, dass vor Ort alle Aufgaben erledigt werden, die anstehen.“ Dabei müsse manchmal auch flexibel auf Änderungen reagiert werden. Zum anderen sei unbedingt erforderlich, dass die Mitarbeiter zufrieden sind: „Das strahlt eine Firma nach außen aus.“