Neue PoesieNümbrechterin Charlotte De Laere zeichnet ein ganzes Leben nach
Nümbrecht – Worte finden, die Menschen aus dem Herzen sprechen. Sätze präzise formulieren, aber doch so offen, dass sie dem Leser Raum für Interpretation lassen. Menschlichkeit in nur wenigen Zeilen manifestieren. Berührende Lyrik zu schreiben – das ist Charlotte De Laeres Anliegen, die Liebe zu den Menschen ihr Antrieb.
Die 65-jährige Nümbrechterin schreibt seit vielen Jahren Gedichte: „Wenn man wie ich Diplom-Bibliothekarin gelernt hat, liegt die Liebe zum Wort einfach nahe.“ Jetzt hat ihre Freundin Annette Gonserowski unter dem Titel „Leiser Ruf – Gesammelte Gedichte“ (erhältlich für 9,90 Euro über das Internet) einen Lyrikband herausgebracht, der Gedichte aus mehreren Jahrzehnten enthält. Die Textskizzen zeichnen einen ganzen Lebensweg nach. An der Auswahl, die ihre Freundin für sie getroffen hat, hatte Charlotte De Laere nichts auszusetzen: „Das hat sie sehr gut gemacht. Allerdings kennen wir uns auch schon sehr lange. Ich finde es so wunderbar, dass Annette diese ganze Arbeit ehrenamtlich für mich getan hat.“
Manches bleibt geheimnisvoll
Charlotte De Laere nennt als Vorbilder Hilde Domin, Rose Ausländer und die Engelskirchenerin Hildegard Kubitscheck. Eine klare und ausdrucksstarke Sprache fasziniere sie, sagt die Poetin, die dennoch gerne den Leser auch mal mit Mehrdeutigkeit dazu herausfordert, sich eigene Gedanken zu machen: „Ich bin eine glückliche Mystikerin. Nicht alles, was ich formuliere, ist sofort zu erfassen, manches bleibt geheimnisvoll.“ Selten werden die Gedichte offensichtlich politisch – und doch haben sie durch ihr Plädoyer für einen liebevoll-respektvollen Umgang miteinander, für Toleranz und Frieden, auch eine soziale Dimension.
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Öffentliche Lesungen stehen auf der Prioritätenliste der Nümbrechterin nicht gerade weit oben. Selten hat sie die Texte ihrer zehn Bücher vor Publikum präsentiert. „Meine Gedichte sind eher etwas fürs Nachtkästchen. Sie sind sehr emotional und sollten meiner Ansicht nach eher privat genossen werden.“
Erste Kurzgeschichte mit 20 Jahren veröffentlicht
Als sie 20 war, wurde ihre erste Kurzgeschichte „Das Reihenhaus“ in einer Kölner Literaturzeitschrift veröffentlicht. Später arbeitete sie für eine monatlich erscheinende Kulturzeitschrift und leitete in Köln eine Schulbibliothek. Seit 1987 lebt sie nach Jahren in der Domstadt wieder in Nümbrecht und initiierte dort einen literarischen Salon mit befreundeten Autoren, den es bis 2002 gab.
Ihr Ehemann André stammt aus Brügge, einer Stadt, die Charlotte De Laere nicht nur fasziniert, sondern auch inspiriert. „Wir reisen regelmäßig nach Brügge. Diese Tage sind für mein Schaffen sehr wichtig.“ Es ist ein entschleunigtes Schaffen, denn Charlotte De Laere notiert ihre Gedanken handschriftlich, formuliert um, findet neue Worte, streicht Zeilen aus. In ihren Notizen lässt sich so der Entstehungsprozess der Gedichte nachverfolgen, und manchmal war der erste Gedanke doch der beste: „Dann kehre ich einfach wieder zum Anfang zurück.“